FIA-Chef Jean Todt: 2021 kein neuer Autohersteller
Jean Todt mit Gattin in Monza, links Kimi Räikkönen
Der Plan sah so aus: Für 2021 sollten wir Turbomotoren erhalten, die mehr Getöse machen und die so vereinfacht sind, dass neue Automobilhersteller angelockt werden. Die Rede war von Porsche, Cosworth oder Aston Martin. Vertreter dieser renommierten Firmen nahmen an Projektsitzungen zu den künftigen GP-Motoren teil. Aber dieses Ziel wird die Formel 1 verpassen, wie Jean Todt in Monza bestätigt hat. Der 72jährige Präsident des Automobil-Weltverbands FIA gibt zu: «Ein Hersteller hat grosses Interesse gezeigt, meinte aber – wir können uns für 2021 nicht verpflichten.» Das soll angeblich Porsche gewesen sein.
Todt weiter: «Dieser Hersteller meinte, sie wollten so genau als möglich wissen, wie das Reglement aussehen wird, weil sie noch immer Interesse hätten. Meine Priorität besteht nun darin sicherzustellen, dass die vier heute engagierten Motorhersteller so zufrieden sind, dass sie alle bleiben. Ich fand es sehr unfair, ihnen zu sagen: „Wir wollen neue Firmen anziehen, also stellen wir alles auf den Kopf.“ Immerhin haben sie jahrelang in diese Motoren Geld investiert. Wäre es da in Ordnung, die Regeln zu ändern, um ein oder zwei zusätzliche Hersteller anzulocken? Daher wird es keine Revolution geben bei den Motoren. Ich fände es eine grosse Leistung, die heutigen vier Firmen bei der Stange zu halten.»
«Wir haben in der Formel 1 ein sehr besonderes Reglement. Ich fand es daher immer unwahrscheinlich, mehr als vier Motorenhersteller zu haben. Daher habe ich mich auch dafür stark gemacht, dass wir in einigen Meisterschaften ähnliche Motoren haben. Das würde eher dazu führen, dass sich ein Unternehmen auch eine andere Serie als mögliche Plattform anschaut. Aber das haben wir nicht geschafft.»
Ende Mai hatte Jean Todt gesagt: «Die aktuellen Antriebseinheiten sind technische Meisterwerke. Aber wir wollen die Lehren aus den aktuellen Regeln ziehen und versuchen, alles etwas einfacher zu gestalten. Denn ich glaube, die Fans wollen etwas Anderes. Wir brauchen keine so komplexen Motoren, um eine gute WM zu erleben.»
Dabei sollte die technische Relevanz des Sports aber nicht auf der Strecke bleiben, wie der 72-jährige Franzose betonte: «Ich habe immer gesagt, dass die Formel 1 eine grossartige Show sein soll, aber darüber hinaus auch als Versuchslabor für die Hersteller und Teams dienen muss. Wenn man also sagt, dass wir etwas zu weit gegangen sind, dann müssen wir uns darauf vorbereiten, einen Schritt zurück zu machen.»
Das hätte so passieren sollen, dass auf die Energiegewinnung am Turbolader verzichtet wird (mit dem elektrischen Generator MGU-H). Auf Druck der heute engagierten Firmen wird die MGU-H jedoch bleiben.