Ex-Ferrari-Chef Luca Montezemolo: «Das ist widerlich»
Luca Montezemolo
Luca Cordero di Montezemolo hat 23 Jahre lang die Geschicke von Ferrari geleitet, unter seiner Führung gewann Michael Schumacher von 2000 bis 2004 fünf Mal in Serie den WM-Titel. Monza war für den charismatischen Spitzenmanager immer das Highlight der Saison, aber was der inzwischen 71jährige Italiener am vergangenen Sonntag erlebt hat, das fasst er in einem Wort zusammen: «Widerlich!»
Montezemolo kann es nicht fassen, wie sich die Tifosi gegenüber Champion Lewis Hamilton verhalten haben. «Lewis ist ein grosser Fahrer, er hat sich immer korrekt verhalten, er ist ein grandioses Rennen gefahren und basta. Ihn danach mit Buhrufen und Pfiffen einzudecken, das ist ein grosser Fehler, nein, das ist widerlich. Ich finde, das war sehr schlecht für den Sport, ich bin überaus aufgebracht», so Montezemolo gegenüber den Kollegen der BBC.
Viele Tifosi haben vielleicht deshalb so reagiert, weil ihnen die Team-Taktik von Mercedes sauer aufstiess. Es war offensichtlich, dass Mercedes Bottas an der Spitze als Bremse benutzte, um weiter hinten Lewis Hamilton zu Bottas-Jäger Kimi Räikkönen aufschliessen zu lassen. Aber Luca Montezemolo lässt dieses Argument nicht gelten: «Wir haben einige Male ähnliche Taktiken angewandt, als ich noch Ferrari-Chef war – mit Kimi und Felipe Massa, mit Rubens Barrichello und Michael Schumacher, mit Michael und Eddie Irvine. Das gehört zum Renngeschichte. Und Bottas hat sich nicht unfair verhalten, er ist sein Rennen gefahren.»
«Mir ist klar, dass nach solch einem Rennen kritische Stimmen kommen. Es ist schwierig zu gewinnen. Aber es ist noch schwieriger, eine Niederlage einzugestehen. Mercedes hat nur einen Job gemacht. Ich hätte als Ferrari-Chef genau so gehandelt wie es Mercedes getan hat.»
Mit wem wird Ferrari künftig antreten – mit Kimi Räikkönen oder dem jungen Charles Leclerc? Luca Montezemolo: «Als ich noch Ferrari-Chef war, sah ich es nicht gerne, wenn mir Leute von ausserhalb sagen wollten, was ich zu tun und zu lassen habe, also möchte ich das nun auch nicht tun. Aber es kommt ein gewisser Punkt in der Saison, an dem es ganz gut wäre, wenn das verkündet würde. Dann wären die Dinge geklärt.»