Horner: «Toto Wolff kann Ocon ein Cockpit besorgen»
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner
Das Schicksal von Esteban Ocon sorgt im Fahrerlager von Singapur für viele Diskussionen. Die Piloten, Teamchefs und Experten sind sich einig: Irgend etwas kann mit der Formel 1 nicht stimmen, wenn Talente wie der Force India-Franzose keinen Platz in der Startaufstellung finden.
Denn der 21-Jährige muss sein Cockpit im Rennstall aus Silverstone für Lance Stroll räumen, weil dessen Vater, Mode-Milliardär Lawrence Stroll, das rosa Team gemeinsam mit einer Investorengruppe von Vorbesitzer Vijay Mallya übernommen hat.
Ocon sollte daraufhin bei Renault unterkommen, doch die Franzosen konnten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, den siebenfachen GP-Sieger Daniel Ricciardo von Red Bull Racing abzuwerben. Der Australier wird im nächsten Jahr an der Seite von Nico Hülkenberg für die Gelbschwarzen an den Start gehen.
Auch beim McLaren-Team, das Ocon ein Angebot gemacht haben soll, war die Tür mittlerweile zugefallen. Denn die Verantwortlichen im britischen Traditionsteam holten den bisherigen Renault-Piloten Carlos Sainz fürs nächste Jahr an Bord. Daneben lassen sie die eigene Nachwuchshoffnung Lando Norris in die Königsklasse aufsteigen.
Für Ocon, der bereits in seinem ersten Formel-1-Jahr mit Force India beachtliche Leistungen abgeliefert hatte und auch in dieser Saison stark unterwegs ist, wird es immer schwieriger, ein Formel-1-Cockpit für das nächste Jahr zu finden. Und die Klagen seines Förderers Toto Wolff werden immer lauter.
Der Mercedes-Motorsportdirektor sprach im Fahrerlager von Singapur Klartext, als er vor laufender Sky Sports F1-Kamera erklärte: «Dass er nun ohne Vertrag dasteht, liegt einzig und allein an der Tatsache, dass gewisse Leute nicht den Mumm hatten, zu ihrem Wort zu stehen.» Und er klagte auch: «Was in diesem Jahr im Juli und August abging, ist einfach unglaublich. Da lief so viel Politik im Hintergrund ab, versteckte Interessen und Lügen. Und am Ende werden nicht alle Talente ein Auto für 2019 finden, wahrscheinlich wird Esteban einer von ihnen sein.»
Das sieht Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner anders. Er verwies seinerseits im Sky-Interview auf die Tatsache, dass bei Mercedes-Motorenkunde Williams gleich zwei Cockpits für die nächste Saison zu haben sind. Und dass alles eine Frage des Geldes ist. «Wir haben auch ins Team investiert», betont der Brite mit Blick auf Red Bull-Eigengewächs Pierre Gasly, der 2019 den Platz von Ricciardo im A-Team der Österreicher übernehmen wird.
«Ich bin mir sicher, dass Ocon einen Platz bei Williams sichern kann, wenn Toto einen Scheck ausstellt», stichelte Horner. Und er schlug vor: «Da sind drei Riesentalente, zwei davon sicherlich sehr stark, und ich denke, es wäre grossartig, Esteban und auch George Russell in der Formel 1 zu sehen. Toto muss diese Fahrer wohl ziehen lassen, denn es wäre eine Schande, wenn diese Talente keinen Platz finden, weil sie bestimmte vertragliche Verpflichtungen haben.»
Natürlich verpasste es das Teamoberhaupt von Red Bull Racing auch nicht, die Werbetrommel für das eigene Nachwuchsprogramm zu rühren: «Man muss den eigenen Nachwuchs aufsteigen lassen, das ist der einzige richtige Weg. Wir haben uns dazu bekannt, haben darin investiert und es habt sich auch gelohnt, wie Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo, Max Verstappen und Pierre Gasly beweisen.»