Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

FP1 Abu Dhabi: Verstappen vorn, Sorgen für Mercedes

Von Vanessa Georgoulas
Max Verstappen war im ersten freien Training der Schnellste

Max Verstappen war im ersten freien Training der Schnellste

Im ersten freien Training zum Saisonfinale in Abu Dhabi gab Max Verstappen das Tempo vor. Mercedes-Star Lewis Hamilton bekundete Probleme und Alfa Romeo-Sauber-Pilot Marcus Ericsson sorgte für Schrott.

Da das erste freie Training auf dem Wüstenkurs von Abu Dhabi bei Tageslicht und somit ganz anderen Bedingungen als das Qualifying und Rennen stattfinden, hält sich die Aussagekraft der ersten 90 Trainingsminuten in Grenzen. Dennoch kamen die Fans, die sich zum Start des letzten Rennwochenendes des Jahres an den Yas Marina Circuit bzw. vor den Fernseher gesetzt hatten, von Anfang an auf ihre Kosten. Denn die Teams und Fahrer nutzten die Zeit, um Neuerungen fürs nächste Jahr auszuprobieren.

Kimi Räikkönen, Marcus Ericsson und Stoffel Vandoorne rückten gleich zu Beginn der Session aus und alle Drei wählten mit der hyperweichen Mischung die weichsten Slick-Reifen aus, die Pirelli zum ersten Mal für das letzte Kräftemessen in der Wüste mitgebracht hatte. Auch Max Verstappen war auf diesen Walzen unterwegs, als er sich an die Arbeit machte. Der Niederländer rückte – wie Räikkönen – mit einem Messgitter an seinem Renner aus und offenbarte damit, dass er sich zunächst einigen Aero-Tests widmete.

Nach den ersten fünf Minuten hatten sämtliche GP-Piloten mindestens eine Installationsrunde gedreht und Champion Lewis Hamilton sorgte mit seiner Startnummer 1 auf der Fahrzeugnase für die erste Überraschung. Der 72-fache GP-Sieger bestreitet das Saisonfinale zwar offiziell mit seiner üblichen Startnummer 44, die immer noch an der Seite seines Silberpfeils prangt. Zur Feier seines fünften WM-Titels wollte der Brite jedoch die Eins auf der Front stehen haben – ein Wunsch, der ihm erfüllt wurde.

Zu Reden gab auch Hamiltons Antriebseinheit, die beim zweitletzten Saisonlauf in Brasilien kaputtzugehen drohte und den Mercedes-Ingenieuren Kopfzerbrechen bereitet hatte. Das Team nahm einige Anpassungen beim Mapping vor, um die Verbrennung zu optimieren und änderte auch die Hardware – ohne dabei in den von der FIA versiegelten Bereich vorzudringen. Danach wurde der Mercedes-Star damit auf die Strecke geschickt, um die ersten beiden Sessions zu bestreiten. Ob dieser Motor auch im weiteren Verlauf des Wochenendes eingesetzt wird, soll die Analyse nach den ersten drei Trainingsstunden am Freitag klären.

Die Aufmerksamkeit zog auch Williams-Edelreservist Robert Kubica auf sich. Der Pole, der 2019 für das Team aus Grove in die Startaufstellung zurückkehren wird, rückte im Williams von Sergey Sirotkin aus, verzichtete jedoch auf eine Zeitenjagd. Auch der künftige Ferrari-Pilot Charles Leclerc musste zuschauen, weil Ferrari-Junior Antonio Giovinazzi in seinem Alfa Romeo-Sauber ausrücken durfte. Der Italiener wird 2019 neben Kimi Räikkönen für die Schweizer auf Punktejagd gehen.

Crash von Marcus Ericsson

Die erste gezeitete Runde drehte Ferrari-Star Sebastian Vettel, der mit 1:41,135 min allerdings nicht übertrieb. Kein Wunder, sorgte Hamilton kurz darauf mit 1:39,675 min für eine neue Bestmarke, an die auch sein Teamkollege Valtteri Bottas nicht herankam – nicht zuletzt, weil der Finne vor dem Ende seiner ersten schnellen Runde vom Gas gegangen war.

Auch das Red Bull Racing-Duo Verstappen und Ricciardo schaltete sich in die Zeitenjagd ein und während sich Letzterer hinter Hamilton einreihen musste, übernahm der 21-Jährige mit 1:39,278 min die Spitzenposition. Kurz darauf wurden im ersten Sektor die gelben Flaggen geschwenkt, weil Ericsson seinen Alfa Romeo-Sauber bei einem halben Dreher ausgangs der ersten Kurve in die Leitplanken gesetzt hatte. Der Schwede konnte zwar aus eigener Kraft an die Box zurückkehren, sein Frontflügel ging beim Crash allerdings zu Bruch, wie er über Boxenfunk berichtete.

Der Zwischenfall kam Bottas in die Quere, der Silberpfeil-Pilot war gerade dabei, eine schnelle Runde zu drehen, als die gelben Flaggen geschwenkt wurden. Der Finne liess sich nicht beirren und rückte nach Halbzeit als Erster wieder aus – erneut auf den superweichen Reifen, die er zuvor schon aufgeschnallt hatte. Er leistete sich in den Kurven 5 und 6 jedoch so viele Schnitzer, dass an eine Verbesserung nicht zu denken war. Eine verpatzte Runde drehte auch Kubica, der in der 17. Kurve neben die Strecke geriet, allerdings – wie auch Bottas – Glück im Unglück hatte und der Streckenbegrenzung fern blieb.

Kurz vor Ablauf der ersten Trainingsstunde sorgte Verstappen mit 1:38,491 min für eine neue Bestzeit, die er auf den hyperweichen Reifen aufstellte. Kurz darauf erlebte er eine Schrecksekunde ausgangs der sechsten Kurve: Der Red Bull Racing-Pilot setzte seinen Dienstwagen beim Gegensteuern beinahe in die Mauer. Gleich darauf setzte sich Bottas vor seinen Teamkollegen und verkürzte den Vorsprung von Spitzenreiter Verstappen auf knapp eine Sekunde.

Das Ferrari-Duo konzentrierte sich hingegen ganz auf das Ausprobieren von neuen Teilen, wobei Vettel 20 Minuten vor dem Ende der ersten Session eine kleine Schrecksekunde erlebte, weil er ausgangs des Hotels ins Rutschen kam. Der vierfache Champion schaffte es, seinen Renner rechtzeitig wieder unter Kontrolle zu bringen und konnte unverrichteter Dinge weiterfahren.

Lange Gesichter in der Mercedes-Box

An der Spitze sorgte Ricciardo mit einer schnellen Runde dafür, dass Red Bull Racing die ersten beiden Positionen belegte. Der Australier reihte sich mit viereinhalb Zehnteln Rückstand direkt hinter seinem Teamkollegen ein, während Mercedes-Star Hamilton über fehlenden Grip klagte. «Die Strecke fühlt sich sehr schlecht an – oder das Auto», klagte der Weltmeister und legte kurz darauf nach: «Das Auto fühlt sich derzeit nicht sehr erfreulich an.»

In den letzten Minuten konzentrierte sich das Ferrari-Duo auf den superweichen Reifen auf die Longrun-Pace, während F1-Abschiedskandidat Fernando Alonso mit einem Ausritt für Unterhaltung sorgte. Ganz zum Schluss sorgte Pierre Gasly für Aufregung in der Toro Rosso-Box, weil sein Renner überhitzte und Flammen aus seinem Auspuff loderten. Auch Carlos Sainz beendete die erste Session mit einer Schrecksekunde, weil er sich in Kurve 18 drehte.

An der Spitze änderte sich nichts mehr, Verstappen durfte sich mit 1:38,491 min über die Bestzeit vor Ricciardo, Bottas, Hamilton, Esteban Ocon, Kevin Magnussen, Räikkönen, Vettel, Sainz und Romain Grosjean freuen. Hinter den schnellsten Zehn belegten Gasly, Nico Hülkenberg, Sergio Pérez, Brendon Hartley, Lance Stroll, Giovinazzi, Ericsson, Vandoorne, Alonso und Kubica die weiteren Ränge.

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