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Niki Lauda: «Das darfst du jetzt aber net schreiben»

Von Gerhard Kuntschik
​Am 22. Februar 2019 wird die österreichische Rennlegende Andreas Nikolaus «Niki» Lauda 70 Jahre jung. Ein kleiner, sehr persönlicher Blick auf einen aussergewöhnlichen Menschen.

Dieses Jahr hat’s in sich, was runde Geburtstage von österreichischen Rennsportikonen betrifft. Am 3. Jänner feierte Willi Siller seinen 70er. Der Willi, stets leise, zurückhaltend, manchmal sogar (zu) scheu, stand Mitte der 1970er-Jahre auf dem Sprung nach ganz oben. Doch dafür fehlten letztlich das wirklich große Geld, die wirklich richtigen Verbindungen und die eigene Härte im Durchziehen seiner Vorhaben. Was andere allesamt erfüllten.

Im kommenden Mai wird Dieter Quester 80 Jahre, hm, alt würden wir nicht behaupten, weil der «Quastl» ein ewig Junger bleibt. Das ist bekanntlich jener Goldtimer unter den Rennfahrern, der sich – nach Karriere auf dem Wasser und zu Land auf zwei und vier Rädern – seit gefühlten Jahrzehnten weigert, endlich seinen Rücktritt zu erklären. Zuletzt kam eine Aussendung: «Quester bei den historischen 24 Stunden von Daytona». Rücktritt? No way.

Im Sommer geht es nahtlos weiter. Walter Lechner wird 70, und auch der ist noch kein bisschen müde, allerdings auf der Teamchef- und Organisator-Ebene. Wenig später ist Gerhard Berger ein 60er, auch wenn ihn viele Wegbegleiter immer noch als Tiroler Lausbub sehen. Doch Berger muss jetzt mal kurz die DTM retten, also auch keine Spur von Pension. Und im Mai wird «Didi» Mateschitz ein Dreivierteljahrhundert alt, was er so sicher nicht lesen will.

Bleibt noch einer, «Niki nazionale», am 22. Februar 70. Jawohl, Lauda wird 70, und wir alle wünschen ihm die Gesundheit und die Kraft, dass er diesen Tag auch richtig genießen kann. Da Sportler, ob aktive oder ehemalige, zu Fragen nach runden Geburtstagen und Altersjubiläen erfahrungsgemäß so gar nichts wissen wollen, sparen wir uns die Nachfrage.

Sondern blicken zurück auf das, was uns spontan aus 47 Jahren Koexistenz mit Niki im Motorsport und Wirtschaftsleben einfällt.

Selbst der junge Herr Lauda war eine Respektsperson, und gemäß eigener guter Erziehung begannen die ersten Gespräche mit dem Formel-2-Fahrer und Grand-Prix-Aspiranten stets mit «Herr Lauda». Die Höflichkeit wurde zwar bald beiderseits ein wenig reduziert, der gegenseitige Respekt blieb.

Als Lauda an die 15 Jahre in Hof bei Salzburg beheimatet war, war er natürlich noch mehr unser Lokalmatador. Interviews im Anwesen nördlich von Hof waren ein Highlight einer jungen Journalistenlaufbahn. Paparazzi-Angst war bei Lauda keine zu erkennen.

Etwas schwieriger war das Ausmachen von persönlichen oder telefonischen Gesprächen, denn ja, es gab eine Zeit vor Mobiltelefonen. Nur Festnetz. Und da noch Geheimnummern. Auftragsdienst. Ersuchen um Rückruf.

Lauda rief zurück, wenn er zuhause war. Oder er war im Hotel in irgendwo erreichbar.

March, BRM, Ferrari, Brabham, Kunstpause, McLaren.

Die Anfänge als «Airliner». Lauda erkannte schon früh: Die Medien brauchten ihn, aber er brauchte auch die Medien. Sport. Wirtschaft. Gesellschaft.

Wir waren seine Klientel, und er war für uns greifbar. «Wie macht ihr das mit euren Stars?» fragten später oft deutsche Kollegen, als wir längst dank Handy mit Lauda & Co. sprachen, selbst die Deutsche Presseagentur aber Schumacher-Zitate so deklarieren musste: «… teilte Michael Schumacher auf seiner Homepage mit».

Lauda konnte fast mit allen Journalisten, wusste Medien einzuschätzen. Kam deshalb auch selten in die Kritik. Für uns gab er als Rennfahrer genauso viel her wie als Unternehmer.

Salzburg war nicht nur eine Zeit seine Heimat, sondern blieb sie auch beruflich länger. Als die Lauda Air mit den Canadair-Jets einen Minihub in Salzburg errichtete und von hier täglich mehrmals Frankfurt, Brüssel, London und Paris anflog und mit der Austrian Krieg führte, hatte der Salzburg Airport Verbindungen, denen Vielflieger heute noch nachtrauern.

Dazu passte, dass Niki seine erste Boeing 777 auf einer Pressekonferenz in Salzburg vorstellte, noch in Original-Boeing-Bemalung. Die Wiener Presse flog er damit zum Salzburg Airport. Und wieder retour.

Mit Niki im Privatjet zu einem Grand Prix zu fliegen, war ein Erlebnis – und ersparte viel Nachfragen beim Rennen, denn die Fragen des neugierigen Journalisten beantwortete er schon vom Cockpit aus.

Mit ihm verlief alles direkt. Lauda berichtete viel, «was du aber net schreiben darfst», doch die Hintergrundinfo war da. Lauda als Sparefroh war so eine andere Sache. Den Ruf hat er sich über die Jahre redlich erarbeitet, doch es kam immer ein Gegenwert.

In den vergangenen Jahren fanden längere Lauda-Interviews, wenn nicht in einem Motorhome auf einer F1-Strecke, stets beim Frühstück statt. Im Wiener Imperial. Wenn der schwarze AMG mit S-Kennzeichen erste Reihe vor dem Eingang vorn parkte, ordinierte Doktor Lauda. Im Café, hinten rechts, hinter dem Paravent.

Es ist nicht lange her, da war ein Herr Kurz sein Gesprächspartner unmittelbar vor dem Autor. Das war das billigste Interview für dessen Budget, denn Herr Kurz hatte übernommen. Ansonsten ging das Frühstücksinterview auf Redaktionskosten: «Schließlich wollt ihr ja was von mir», pflegte Niki zu sagen. Strenge Rechnung, gute Freunde und gute Interviews.

Niki ist in der Formel 1 eine Legende. Bei den Italienern. Bei den Briten. Bei den Deutschen, wegen seines Journalistenjobs bei RTL. Und sonst auch. Wer meint, die Formel 1 sei heute zu ernst, der braucht nur Sonntagfrüh bei einem Grand Prix in der Energy Station von Red Bull vorbeizukommen, 1. Stock.

Lauda mit Helmut Marko, oft auch Christian Horner. Manchmal tiefschürfend, manchmal auch kabaretthaft. Seinen trockenen Humor hat Lauda stets behalten.

Wir wünschen Niki Lauda gute Beschleunigung beim Gesundwerden. Und noch viele Runden mit Speed.

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