Grand Prix Vietnam 2020: Jean Todt legt Grundstein
In Hanoi ist der Grundstein zur jüngsten Formel-1-Rennstrecke gelegt worden. In April 2020 soll dort der erste Grosse Preis von Vietnam ausgetragen werden. Es handelt sich um den ersten neuen WM-Lauf, seit das US-amerikanische Unternehmen Liberty Media Formel-1-Grossaktionär geworden ist. «Das Rennen wird Vietnam im Allgemeinen und Hanoi im Besonderen in ein weltweites Schaufenster setzen», sagte FIA-Präsident Jean Todt bei der Grundsteinlegung.
Liberty Media hat sich zum Ziel gesetzt, die Position in Asien zu festigen, und nach dem Scheitern eines Abkommens mit Malaysia Ende 2017 sollte rasch Ersatz gefunden werden. Finanziert wird das neue Strassenrennen vom grössten Mischkonzern des Landes, der VinGroup. Die VinGroup beschäftigt 40.000 Mitarbeiter, unter der Leitung des reichsten Menschen von Vietnam, Pham Nhat Vuong.
Nguyen Viet Quang, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der VinGroup, sagt bei der Grundsteinlegung: «Wir haben in enger Zusammenarbeit mit Rennstreckenarchitekt Hermann Tilke einen Kurs entworfen, welche die vietnamesische Identität und Architektur verkörpern soll und gleichzeitig eine Herausforderung für die Piloten darstellt.»
Die neue Rennstrecke liegt rund zwölf Kilometer vom Stadtzentrum Hanois entfernt. Der 5,565 Kilometer lange Kurs im Bezirk Nam Tu Liem weist eine 1,5 km lange Gerade auf, auf welcher Geschwindigkeiten im Bereich von 350 km/h erwartet werden. Beim Pistenlayout wurden Elemente anderer Rennstrecken als Inspiration verwendet: So erinnert die enge Passage nach Start und Ziel an die ersten beiden Kurven des Nürburgrings. Der Teil unmittelbar beim Stadion (Kurven 12 bis 15) sind ans Leitplankengeschlängel von Monaco angelehnt, von der Sainte Dévote hoch zu Massenet. Kurven 16 und 19 erinnern an die S-Kurven von Suzuka. Die Passage von Kurve 20 bis zur Start/Ziel-Kurve 11 schliesslich ist ein Abziehbild vom malaysischen Kurs Sepang. Die Strecke umfasst 22 Kurven.
Das Boxengebäude wird sich auf unserer Skizze ganz links oben befinden, mit Fahrtrichtung im Gegenuhrzeigersinn geht es als erstes in den kreisförmigen, an den Nürburgring angelehnten Pistenteil. Die Mischung aus Geraden, sehr schnellen Kurven und eher langsamen Passagen wird den Teams in Sachen Abstimmung Kopfzerbrechen bereiten. Das Ziel bestand darin, eine Hybridstrecke zu entwerfen, die das Flair eines Strassenkurses bietet, aber auch die Reize einer permanenten Rennstrecke. Was der Hanoi-Kurs nicht sein sollte: eine Ansammlung fader 90-Grad-Kurven durch eine Stadt.
Ein Teil der Piste führt über existierende Strassen von Hanoi, ein Teil wird für den GP-Sport neu gebaut. Der Kurs hätte zunächst um den Hoan-Kiem-See führen sollen, unweit des alten Stadtkerns, später hat man sich für eine Pistenführung beim Nationalstadion entschieden, dort sind die Strassen breiter.
Obschon seit Jahren über einen möglichen Vietnam-GP verhandelt worden war, schon unter der Leitung des langjährigen Formel-1-Promoters Bernie Ecclestone, stand lange ein Fragezeichen über dem Rennen. Denn auf öffentliche Gelder werden die Vietnamesen nicht zurückgreifen. Im August 2018 beteuerte Mai Tien Dung, Leiter des Regierungsbüros: «Unser Premierminister hat klargemacht – falls Hanoi ein Rennen will, muss das Budget aus dem privaten Bereich kommen.»
Wie das Gebiet der kommenden Strecke heute aussieht, sehen Sie in diesem Film:
Den Streckenverlauf sehen Sie hier: