Jacques Villeneuve: «Die echten Typen gehen verloren»
Jacques Villeneuve und Fernando Alonso 2018 in Monza
Der Kanadier Jacques Villeneuve hat aus seinem Herzen noch nie eine Mördergrube gemacht: Er sagt klipp und klar, was Sache ist, auch wenn seine Meinung unbequem ist. Der inzwischen 48-Jährige beobachtet, wie das Durchschnittsalter der Formel-1-Fahrer immer mehr sinkt. Das führt für den Weltmeister des Jahres 1997 dazu, dass echte Typen verloren gehen.
Der elffache GP-Sieger Villeneuve fuhr in seiner Karriere gegen Männer wie Michael Schumacher, Mika Häkkinen oder Fernando Alonso. Er glaubt: Der Trend zu immer jüngeren Piloten führt zu einem Charisma-Verlust im Startfeld.
Villeneuve sagt gegenüber Diario Sport: «Schon der Formel-1-Abschied von Fernando Alonso war für den Sport ein herber Verlust. Fernando wurde von den Fans als echter Gladiator empfunden, der Spanier hat eine tolle Persönlichkeit, eine echte Ausstrahlung. Aber all diese Ausnahmekönner verschwinden zusehens, nach Alonso wird Ende 2020 auch Räikkönen aufhören, und dann geht wohl Lewis Hamilton. Am Ende werden wir nur noch Max Verstappen haben als einen Fahrer mit Ecken und Kanten.»
«Wir haben mehr und mehr Piloten, welche von den Fans gar nicht erkannt werden, wenn sie einfach so durch die Strassen schlendern. Ich finde, die Fahrer von früher hatten mehr Persönlichkeit. Wenn diese ganzen 18-Jährigen in unseren Sport kommen, dann wird das alles banal.»
Villeneuve ist im Herzen ein echter Racer, also ist ihm der Zustand der Formel 1 wichtig. «Die Formel-1-Führung hat beschlossen, aus dem GP-Sport eine Show zu machen. Aber ich finde, zur Blütezeit der Formel 1 war sie keine Show, sondern ein gesellschaftliches Ereignis voller Emotionalität.»
Mit vielen Ideen der neuen Formel-1-Führung um Liberty Media kann Villeneuve nichts anfangen. «Ein Budgetdeckel ist lächerlich. Denn eine Königsklasse sollte das absolute Übermass darstellen. Stattdessen verkommt die Formel 1 zur Sparformel. Die Motoren sind auf drei Einheiten pro Fahrer und Saison limitiert. Wenn du mehr brauchst, dann wirst du bestraft. Das ist doch nicht mehr Formel 1!»