Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Jacques Villeneuve zu Vettel: Formel 1 kein Monopoly

Von Mathias Brunner
Jacques Villeneuve hadert mit der Fünfsekundenstrafe gegen Sebastian Vettel in Kanada. Der Weltmeister von 1997 sagt, wieso er das Urteil für falsch hält, sogar peinlich für die Formel 1.

Hat Ferrari-Star Sebastian Vettel in Montreal zu Recht eine Strafe erhalten? Oder wurde dem Heppenheimer der Sieg gestohlen? Es war abzusehen, dass ein Racer wie der Kanadier Jacques Villeneuve mit einer so strengen Strafe wenig anfangen kann. Zu meinem Kollegen Christian Menath von motorsport-magazin.com sagt der Formel-1-Weltmeister des Jahres 1997: «Die Strafe ist peinlich, sehr, sehr peimlich. Wenn ich so etwas sehe, dann denke ich sofort an Monaco 2016, als Lewis Hamilton seinen Rivalen Daniel Ricciardo in der Schikane weggedrückt hat. Da hat es keine Strafe gegeben und damals war es mit Absicht. Aber das hier war ein Fahrfehler. Vettel kam quer auf die Strecke zurück, rutschend. Und Lewis wusste, dass er dort landen würde. Er wusste es voll und ganz und hätte schon früher vom Gas gehen können. Aber der Engländer wollte es für die Stewards offensichtlich machen, damit die Strafe auch ja gegeben wird. Peinlich ist es auch, weil Ricciardo für seine Aktion da auf der Geraden gegen Bottas etwas früher im Rennen eine noch grössere Strafe verdient hätte.»

«Also ehrlich, diese Regel, dass du Platz lassen musst: Ja, gewiss, wenn du es kannst! Aber das geht nicht, wenn du mit rutschendem Wagen unterwegs bist. Nein, das Ganze ist peinlich für die Formel 1. Du hast einen Ausritt und dann gehst du als Racer zurück aufs Gas. Lewis war 30 Meter hinten! Vettels Auto stand quer, da guckt doch keiner noch in den Spiegel, wo vielleicht der Gegner liegt. Nein, du schaust nach vorne. Und wenn da alles okay ist, dann fährst du weiter. Die Anderen müssen dir halt ausweichen. Du kannst nicht immer einen auf 'oh, bitte, fahr' halt an mir vorbei' machen. Das war kein dreckiges Fahren. Das ist normal. Besonders in dieser Kurve.»

«Die Affäre zeigt einmal mehr – die Regeln sind schlecht geschrieben. Vettel konnte doch nichts anders machen. Wenn er weiter links geblieben wäre, wäre er vielleicht quergeschlagen und hätte sich möglicherweise gedreht. Aber du bist da noch immer am Rennfahren! Du kommst ins Gras, gehst aufs Gas, kommst auf die Strecke zurück und hoffst, dass niemand dich überholt. Dann denkst du: ‘Okay, keiner neben mir, ich nehme meine Linie.’ Lewis war noch immer weit genug dahinter, dass er schon vorher vom Gas hätte gehen könnenn, also bevor er gleich neben ihm war. Er wusste, wo Vettel hinfahren würde. Das war offensichtlich. Und es war gerade noch genug Platz! Lewis hatte sein Rad hinter der weissen Linie. Also neben der Strecke.»

«Ja, Sebastian Vettel hat einen Fehler gemacht. Aber nur, weil du einen Fehler machst, verdienst du keine Strafe. Für mich gehört seitens Rennleitung eine Linie gezogen, wenn es sich um dreckiges Fahren handelt, wenn jemand absichtlich in Schwierigkeiten gebracht wird. Das ist die feine Linie, die du nicht kreuzen darfst. Die Fahrer haben das früher nicht getan, denn sie sich hätten umbringen können. Jetzt machen sie es alle. Denn wenn sie nicht bestraft werden, ist es in Ordnung. Es ist ihnen egal. Sie fühlen sich nicht schlecht dabei. Das hat sich geändert zu früher.»

«Die feine Linie ziehe ich also bei der Absicht. Fehler passieren. Aber wenn das nicht so gesehen wird, dann wird keiner mehr versuchen, zu überholen und einfach bleiben, wo er ist. Weil er Angst vor einer Strafe hat. Die Regelhüter müssen aufpassen, da nicht zu weit zu gehen. Sie müssen die Situationen klug deuten, wozu sie offensichtlich nicht imstande sind. Ja, Lewis wurde von der Strecke gedrückt, aber wenn du es misst, dann war da noch immer genug Platz. Wir spielen hier nicht Monopoly oder irgendein Langweiler-Spiel.»


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