Sebastian Vettel: «Sie haben uns den Sieg gestohlen!»
Sebastian Vettel winkt seinen Fans zu
Taten sagen manchmal mehr als Worte. Der fuchsteufelswilde Sebastian Vettel stampfte durchs Parc fermé, um sich wie vorgeschrieben auf die Waage zu stellen. Er kam an den Autos von Hamilton und Leclerc vorbei, hielt kurz inne, dann packte er kurz entschlossen die 1 vor dem Wagen von Hamilton und stellte sie auf den leeren Platz daneben, dort wo sein Ferrari als Sieger hätte stehen sollen. Donnernder Applaus von der Haupttribüne!
Zuvor hatte Vettel am Funk deponiert: «Nein, nein, nein, nein, nein – das ist nicht fair. Ernsthaft! Du musst doch blind sein, um das nicht sehen zu können. Ich war im Gras, trudelte auf die Bahn zurück, ich hatte doch Gras auf den Rädern, ich konnte von Glück reden, dass ich nicht in die Mauer geknallt bin. Diese Welt dreht sich falsch! Die Strafe ist nicht fair. Wohin sollte ich denn fahren? Sie haben uns diesen Sieg gestohlen!»
Später meinte Seb bei einem ersten Interview auf dem Siegerpodest: «Das ist so schade. Ich konnte das Rennen geniessen. Die Unterstützung für Ferrari hier ist grandios. Vor allem in der Haarnadel war es genial, die ganzen Tifosi zu sehen. Lewis war wohl ein wenig schneller als ich auf den harten Reifen, aber ich konnte mich vorne halten. Über die Szene würde ich am liebsten nicht mehr reden. Ich habe genug gesagt, sollen doch die Leute entscheiden!»
Die Fans in Montreal entschieden: Als Lewis Hamilton das Wort ergriff, begannen viele von ihnen zu pfeifen und zu buhen. Vettel schritt sofort ein: «Nein, die Leute sollen Lewis nicht auspfeifen oder buhen. Hamilton hat mir viel Respekt gezeigt. Wenn jemand ausgebuht gehört, dann die Rennkommissare.»
«Wir hätten heute den Sieg verdient. In gewisser Weise fühle ich mich als Kanada-Sieger. Ich bin aus gutem Grund als Erster über die Ziellinie gefahren. Ich sehe uns als Sieger. Es gibt wohl nicht viele, die dem widersprechen würden, aber Einige halt schon.»
Wie sah Vettel den Ausflug in die Wiese? «Es war ein kleiner Fehler, ich hatte das ganze Rennen über zu kämpfen mit der Hinterachse. Lewis machte von hinten viel Druck, da war nicht viel Spielraum. Ich verlor den Wagen aus der Kontrolle, musste korrigieren, geradeaus fahren. Wäre es eine andere Kurve gewesen …. Ich fuhr übers Gras, zum Glück konnte ich den Wagen überhaupt der Mauer fernhalten.»
«Ich weiss nicht, was diese Strafe soll. Jeder muss doch verstehen, dass ich auf Gras nicht nicht so viel Bodenhaftung habe wie auf Asphalt.»
«Was mich ärgert – ich habe niemandem geschadet. Ich habe auch kein Problem mit Lewis, er hat ja nichts entschieden. Als ich den Wagen wieder unter Kontrolle hatte, lag er direkt hinter mir. Ich weiss nicht, wie nahe er mir kam. Was in dem Moment hinter mir war, damit konnte ich mich in dem Moment nicht befassen.»
«Es ist seltsam, die Ziellinie als Erster zu kreuzen und nicht zu siegen. In gewisser Weise fühle ich mich als Sieger, als moralischer Sieger.»
«Wir können jetzt noch eine Stunde über das alles reden, aber es wird nichts ändern. In solchen Momenten reagierst du instinktiv, du versuchst nur, den Wagen von der Mauer fern zu halten, dann erst hatte ich Zeit, mal in den Spiegel zu sehen und sah dort formatfüllend Hamilton. Jeder weiss, dass ich nie versuchen würde, einen Gegner zu gefährden.»