Mario Isola (Pirelli): «Arbeiten nicht für Mercedes»
Mario Isola
An den meisten GP-Wochenenden 2019 hat sich gezeigt: Die Techniker von Mercedes-Benz verstehen es am besten, mit ihrem Rennwagen das Maximum aus den 2019er Pirelli-Reifen zu holen. Die Gegner der Dauer-Weltmeister argumentieren – hier wurden Walzen gewissermassen auf Mercedes zugeschnitten. Auf einen Schlag erledigt sind die früheren Mercedes-Probleme mit überhitzenden Walzen. Der 2019er Mercedes baut tüchtig Anpressdruck auf, das bringt genügend Energie in den Reifen, um den diesjährigen Gummi nachhaltig aufzuheizen und im besten Betriebsfenster zu halten.
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner sagt frei heraus: «Am liebsten wäre mir, wir würden zu den 2018er Reifen zurückkehren.» Aber das wird nicht passieren, wie Pirelli-Rennchef Mario Isola in Montreal beteuert. Der Mailänder meint: «Auf gewisse Kritik weiss ich schlicht nichts zu sagen. Aber eines kann ich mit Bestimmtheit sagen – wir bauen keinen Reifen für Mercedes.»
«Der Schritt zu einer um 0,4 Millimeter dünneren Lauffläche kam aus dem Bestreben heraus, die Überhitzungsneigung zu verringern. Genau das haben wir geschafft. Bei unserem Vorgehen waren alle jederzeit im Bilde – Teams, Fahrer, FIA, FOM. Im vergangenen Jahr haben sich die Piloten über Blasenbildung beklagt, also haben wir entsprechend gehandelt. Das ist alles.»
«Wir haben diese Reifengeneration zum Schluss der Saison 2018 in Abu Dhabi den Teams zum Testen gegeben. Die Fahrer erhielten einen direkten Vergleich zum vorherigen Reifen. Beim Wintertest wurden diese Reifen ebenfalls eingesetzt. Ich kann mich nicht an Kritik erinnern.»
«Der Grund, wieso Mercedes in diesem Jahr so stark ist, das ist nicht der Pirelli-Reifen, sondern das ist ein gutes Auto. Die neuen Reifen verlangen, dass mehr Energie in den Gummi gebracht wird, und das Mercedes-Chassis tut genau das, weil es eben ein schnelles Fahrzeug ist.»
«Die Leute dürfen nicht vergessen: Wir müssen gemäss Reglement am 1. Dezember des Vorjahres die Reifenspezifikation festlegen. Danach kann sich Vieles ändern. Die neuen Autos kommen, sie werden entwickelt, punkto Chassis, punkto Motor, die Mechanik wird verbessert, die Aerodynamik. Der Reifen bleibt immer gleich. Das führt halt dazu, dass einiges mit den Walzen besser zurechtkommen als andere.»
«Um einen Reifen zu ändern, müssen sieben von zehn Teams zustimmen. Wir haben keine entsprechende Anfrage erhalten, weder von Teams, noch von der FIA.»
Realistisch ist diese 7-von-10-Regel nicht umzusetzen: Mercedes hat kein Interesse daran, einen anderen Reifen zu wünschen, die Mercedes-Kunden Racing Point und Williams werden sich nicht gegen ihren Partner stellen. Und da McLaren die Reifen gut findet, kommt die notwendige Mehrheit nicht zustande.