Neue Strafe für Vettel: «Eher Anwälte als Rennfahrer»
Sebastian Vettel sah als Erster die Zielflagge
Er ist eben doch ein halber Italiener, dieser Sebastian Vettel. Die Tifosi lieben den vierfachen Weltmeister auch deshalb, weil sie spüren, hier ist ein echter Racer am Werk, ein Rennfahrer, der die Leidenschaft für seinen Sport lebt. Das zeigte sich nicht nur in feurigen Funksprüchen während des Kanada-GP, das zeigte sich auch in den Worten, die Vettel nach dem siebten WM-Lauf wählte, als er sich ein wenig beruhigt hatte.
«Ich muss mich schon fragen, ob dies noch der Sport ist, mit dem ich aufgewachsen bin und den ich so liebe. Ich finde die alten Grand Prix einfach klasse, die früheren Autos, die Haudegen am Lenkrad. Ich liebe all das. Und manchmal wünschte ich mir, ich wäre in einer früheren Rennepoche am Fahren.»
«Heute ist alles anders. Das fängt schon in der Art und Weise an, wie die Fahrer am Funk sprechen. Es ist, als hätten wir eine offizielle Sprache. Wir klingen ein wenig wie Anwälte, nicht wie Piloten. Dabei sollten wir alle so reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Wir sollten sagen dürfen, was wirklich Sache ist.»
«Ich bin damit nicht einverstanden, wo sich der Sport hin entwickelt hat. Wenn ich nur schon diese Formulierungen höre, die da verwendet werden: ‘Einen unerlaubten Vorteil gewinnen’ – das ist schon schräg, über so etwas sollten wir uns doch im Formel-1-Sport nicht unterhalten müssen.»
«Was am Sonntag passiert ist, wie ich den Wagen aus der Kontrolle verlor, wie ich am Lenkrad darum kämpfte, ihn zu zähmen, wie ich versuchte, der Mauer fernzubleiben, das ist alles pures Racing. Für ältere Fahrer und für reifere Zuschauer war das eine ganz normale Rennsituation. Aber heute zerreden wir so etwas, und es gibt Strafen. Das ist nicht richtig. Das ist nicht die Formel 1, in welche ich mich damals verliebt habe.»
Auf die Frage, ob er in jener Situation etwas hätte anders machen können, meint Seb: «Was denn? Ich habe nur zwei Hände. Die hatte ich fest am Lenkrad, um das Auto wieder unter meine Kontrolle zu bringen. Ich weiss zwar, dass wir im Zeitalter von Multi-Tasking leben. Aber ich kann nicht mein Auto bändigen mit einer Hand, mit der zweiten noch ein paar Einstellungen verändern und so nebenbei noch den Funksprechknopf drücken. Wenn das alles von mir verlangt wird, dann muss ich sagen – tut mir leid, das kann ich nicht, dann bin ich eben nicht gut genug als Formel-1-Rennfahrer.»