Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Singapur-GP: Ein WM-Lauf mit Safety-Car-Garantie

Von Mathias Brunner
​In allen bisherigen elf Formel-1-WM-Läufen in Singapur musste Bernd Mayländer mit dem Safety-Car ausrücken. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird diese Serie beim Rennen 2019 fortgesetzt.

Singapur ist der einzige Formel-1-WM-Lauf, der schon zehn Mal oder häufiger stattgefunden hat, und bei jedem einzelnen Rennen musste Bernd Mayländer mit dem Safety-Car mindestens einmal auf die Bahn. Der Betonkanal erhöht die Wahrscheinlichkeit für Zwischenfälle und macht es schwierig, ausgeschiedene Autos zu entfernen. Es gibt auch nicht so viele Zugangsstellen wie etwa in Monte Carlo.

Die hohe Safety-Car-Wahrscheinlichkeit erzeugte vor ein paar Jahren eine skurrile Zahl: In der Statistik der Singapur-GP-Leader nach der Ausgabe 2012 führten die Singapurer Organisatoren augenzwinkernd Bernd Mayländer mit der viertgrössten Zahl an Führungsrunden auf! Das Rennen dauert oft die volle Renndistanz von maximal zwei Stunden. Das erhöht die Belastung für die Fahrer zusätzlich.

Auch der Führungsauto von Mayländer ist vor Defekten nicht gefeit. Bislang gab es bei den Einsätzen von Bernd Mayländer seit Melbourne 2000 kein Problem: Sein Mercedes liess ihn nie im Stich, und Mauerkontakt hatte der frühere DTM-Rennfahrer auch keinen. Aber klar könnte auch Mayländer mal erkranken: «Eigentlich gibt es für mich keinen offiziellen Ersatzfahrer», sagt der Waiblinger. «Aber ich denke, wir hätten im Fahrerlager genügend fahrerisches Talent, um eine Lösung zu finden, wie etwa die ganzen Ersatzfahrer der Rennställe.»

Schnell reagieren könnte die Rennleitung, wenn es mit dem Mercedes-Führungswagen (seit 2018 vom Typ AMG GT R) ein Problem gäbe. Richtig kritisch wurde es nur einmal. In Südkorea 2010 war Mayländer so lange draussen, dass der Sprit zur Neige ging! Für solche Fälle steht in der Box ein Ersatzfahrzeug. Das Gleiche gilt übrigens auch für das Einsatzfahrzeug des Formel-1-Chefarztes, das vom Südafrikaner Alan van der Merwe gesteuert wird.

Oft gestellte Frage der Leser: Wieso sagen die US-Amerikaner dem Führungswagen eigentlich Pace-Car, wir aber sagen in der Formel 1 Safety-Car? In Amerika wurde der Führungswagen eingeführt, um das Feld auf eine gewisse Geschwindigkeit zu bringen, bevor das Pace-Car ausschert und den Start freigibt. In der Formel 1 haben wir stehende Starts, keine rollenden wie in Amerika. Im GP-Sport kommt das Safety-Car auf die Bahn, um das Feld nach einem Zwischenfall bei moderater Geschwindigkeit hinter sich zu halten. Sinn und Zweck von Pace- und Safety-Car sind also verschieden.

Pace-Cars wurden in der Urzeit des Motorsports übrigens auch Pacemaker oder Pacesetter genannt. Der Ursprung könnte dabei gar nicht in den USA liegen, sondern auf der britischen Oval-Rennstrecke Brooklands. Alte Bilder zeigen den damaligen Rennleiter Colonel Lindsay Lloyd mit einem Rolls-Royce oder Bentley oft an der Spitze des Felds, schon 1907 oder 1908. Von dort dürfte die Idee in die USA exportiert worden sein, nach Indianapolis. Schon seit mehr als 100 Jahren gehört nun das Pace-Car zu amerikanischen Rennen.

Die Mercedes für Safety-Car und Medical-Car in der Formel 1 kennen wir in dieser Form seit 1996. Zuvor wurden alle möglichen Autos eingesetzt, wie unsere Hintergrundstory zeigt, der erste Wagen dieses Zwecks kam beim Kanada-GP 1973 auf die Bahn – es war ein VW-Porsche 914! Und der setzte sich im kritischen Moment dann prompt vor den falschen Piloten.

Am meisten Runden hinter dem Safety-Car gab es jedoch nicht in Singapur, sondern im Regen-GP von Montreal 2011, nämlich 27. Da musste Bernd Mayländer gleich fünf Mal ausrücken!


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