Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Neues Rätsel Racing-Raritäten: Kein GP-Pilot

Von Mathias Brunner
​Unser Rätsel «Racing-Raritäten» zeigt einen Piloten, der einen Formel-1-Renner, aber niemals einen Grand Prix gefahren hat. Wer ist hier am Lenkrad zu sehen? Machen auch Sie mit!

Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die Lösung vom letzten Mal: Der Spanier Fernando Alonso testete Ende Mai 2002 in Silverstone einen Jaguar R3. Er war an diesem Tag schneller als Stammfahrer Pedro de la Rosa und erreichte die drittschnellste Tageszeit von 16 Konkurrenten. Der spätere zweifache Weltmeister hatte eine erste GP-Saison mit Minardi 2001 hinter sich, 2002 fuhr er für Renault lediglich Testfahrten, bevor er 2003 ins Startfeld zurückkehrte. Alonso zog sich damals beim Jaguar-Test so gut aus der Affäre, dass darüber spekuliert wurde, ob er nicht de la Rosa oder Eddie Irvine bei Jaguar ersetzen würde. Aber sein Manager Flavio Briatore hatte von Anfang an geplant, dass er ab 2003 im GP-Renault sitzt.

Jahrelang habe ich aus der Formel 1 an der Seite des unvergleichlichen Helmut Zwickl berichtet. Ich finde Neid lächerlich, aber ich gebe zu – ich habe meinen österreichischen Seilgefährten darum beneidet, dass er 60er Jahre-Grössen wie Jim Clark, Jack Brabham oder Jackie Stewart hat fahren sehen. Viele Jahre später musste ich ein wenig schmunzeln, als ein jüngerer Journalistenkollege ein wenig verlegen zu mir sagt: «Was, du hast Ayrton Senna und Michael Schumacher im Ferrari erlebt?» Ich dachte mir: „Okay, das kann ihm keiner zurückbringen. Aber weiss der Junge eigentlich, welch fabelhafte Racer er heute sehen kann?“ Piloten wie Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Fernando Alonso sind genauso eine Augenweide. Wir sollten das viel mehr zu schätzen wissen.

Den Namen Fernando Alonso hörte ich zum ersten Mal aus dem Munde von Marc Surer. «Da ist dieser Junge, der fährt im Kart alles in Grund zu Boden», meinte der Basler, der dem Kartsport immer eng verbunden geblieben ist und der in Spanien lebt. «Das wird ein Weltmeister, du wirst sehen.»

Und dann war dieser Alonso in der Formel 1, als Fahrer von Minardi. Er kam, mit grossen Augen, käsigem Gesicht und einem enormen Rucksack, ins Fahrerlager des Albert Park Circuit von Melbourne, mutterseelen-alleine und ein wenig verloren wirkend. Aus seinen Stallgefährten bei Minardi machte er auf Anhieb Streichhölzer. Im Grunde gab es nur einen, der ihm im gleichen Team in allen Belangen die Stirn bieten konnte – Lewis Hamilton.

Fernando Alonso sass im zarten Alter von drei Jahren erstmals in einem Kart. Mit acht gewann er zahlreiche regionale Meisterschaften, sehr zum Verdruss seiner erheblich älteren Pistenrivalen, und 1993/1994 die spanische Junioren-Kartmeisterschaft. Aufgrund des Meistertitels durfte er an der Kart-WM teilnehmen und wurde Dritter. 1996 wurde Alonso Junioren-Kart-Weltmeister.

1999 verliess Alonso den Kartsport und wechselte unter Anleitung des ehemaligen Formel-1-Piloten Adrian Campos in die Euro Open Movistar by Nissan-Meisterschaft (Vorgänger der späteren Renault World Series und Formel Renault 3.5). Bereits in seiner ersten Saison konnte der damals 18-Jährige die Meisterschaft gewinnen, was zu einer Einladung zu Formel-1-Testfahrten für das Minardi-Team führte.

Im Jahr 2000 wechselte er in die Formel 3000. Die Saison begann er nicht herausragend, mit einer starken Steigerung zum Saisonende konnte er aber die Talentsucher der Formel 1 überzeugen, allen voran den cleveren Flavio Briatore. Ein souveräner Sieg auf der äusserst anspruchsvollen Strecke von Spa-Francorchamps liess die Formel-1-Welt aufhorchen. Am Ende war noch ein vierter Platz in der Gesamtwertung drin.

Briatore hatte sich den Rohdiamanten längst unter den Nagel gerissen und verschaffte ihm einen Vertrag mit dem italienischen Minardi-Team. Die Minardi-Renner waren die Hinterherfahrer der Formel 1, Alonso tat das einzig Richtige – glänzen. Seine Stallgefährten Tarso Marques aus Brasilien und Alex Yoong aus Malaysia hatten nicht den Hauch einer Chance. Für 2002 brachte Briatore den talentierten Spanier als Testfahrer bei Renault unter, wo der italienische Unternehmen als Teamchef arbeitete. Alonso sollte ein Jahr lang in Ruhe in einem Top-Team lernen.

Aufstieg mit Renault

2003 sass Alonso als Stammfahrer im Renault. Er überzeugte sofort. Beim Grossen Preis von Ungarn gewann er überlegen und konnte sogar Michael Schumacher überrunden. Fernando Alonso war damals der jüngste GP-Sieger der Formel 1, er hatte den Rekord von Bruce McLaren aus dem Jahre 1959 unterboten. Der Neuseeländer war in Sebring 22 Jahre und 104 Tage jung, Alonso gewann seinen ersten Grand Prix mit 22 Jahren und 26 Tagen. Die Saison brachte noch einige weitere hervorragende Platzierungen, so dass am Ende ein sechster Platz in der Fahrerwertung heraussprang.

2004 verlief ebenfalls vielversprechend. Ein Rennsieg war zwar nicht möglich, aber zwölf Punktefahrten (davon drei bis aufs Siegerpodest) bedeuteten WM-Rang 4. Alonso legte sich in aller Ruhe das Rüstzeug zu, um Weltmeister zu werden.

Der langjährige Formel-1-Techniker Pat Symonds: «Ich habe zuvor mit Ayrton Senna und Michael Schumacher gearbeitet. Fernando hatte ein anderes Gemüt mit vergleichbaren Charakteristiken. Er war schon bei Renault tief davon überzeugt, dass er der Beste ist. Und er war es auch wirklich.»

«Als Racer waren sich Michael Schumacher und Fernando Alonso ziemlich ähnlich. Beide waren in der Lage, immer etwas Besonderes, immer dieses kleine Extra-Mehr aus sich herauszuholen, wenn es um die Wurst ging. Wir waren in der Ära der Sprintrennen zwischen den Tankstopps, und wenn Ross Brawn auf den Funk ging und Michael sagte, was er von ihm brauchte, dann wussten wir, dass Michael Runde um Runde um Runde genau dies tun würde. Fernando kann das ebenfalls.»

«Beide sind auch überragend darin, ein Rennen sozusagen zu lesen. Sie können sich vom reinen Fahren mental abkoppeln und haben Reserven, um über den Rennverlauf nachzudenken. Ich kann mich an ein Rennen in Kanada erinnern, als Fernando fast eine ganze Runde lang über Funk am Reden war – und das war seine schnellste Rennrunde! Also, wenn ich im Auto bin und einen Anruf erhalte, dann fahre ich als Erstes gewiss langsamer. Ihn schien das nicht weiter zu stören. Dieses Plus an geistiger Kapazität hebt sie von den Gegnern ab. Sie erinnerten sich auch an alles.»

Genau diesen Schumacher wollte Alonso nun schlagen. Und alle anderen obendrein.

2005 startete Alonso mit einem dritten Platz in die neue Saison, bevor er anschliessend drei Rennen in Folge gewann und damit klar zum Favoritenkreis für den WM-Titel zählte. Schärfster Gegner war Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes, Ferrari hatte ein mässiges Jahr. Der Finne wurde jedoch des Öfteren von seinem Auto im Stich gelassen, so dass Alonso am 25. September 2005 in Interlagos/Brasilien zum ersten Mal den WM-Titel gewann – als bis dahin jüngster Pilot.

Der Saisonstart 2006 in Bahrain verlief mit einem Sieg vielversprechend. Härtester Gegner in dieser Saison war Michael Schumacher mit Ferrari. Die beiden lieferten sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, das Fernando Alonso am Ende für sich entscheiden konnte. Das Unternehmen Titelverteidigung war geglückt, passenderweise erneut in Brasilien.

McLaren, Teil 1: Titel verschenkt

Noch vor Abschluss der Saison 2006 gab der Spanier seinen Wechsel zu McLaren-Mercedes 2007 und die Trennung von Manager Briatore bekannt. Das Timing schien zu stimmen. Die Wintertestfahrten deuteten darauf hin, dass Alonso gute Chancen auf eine erneute Titelverteidigung hatte. Sein neuer Teamkollege, Formel-1-Neuling und Supertalent Lewis Hamilton, machte dem Spanier jedoch das Leben schwer und gab sich nicht mit der Rolle der Nummer 2 zufrieden. Nach wenigen Rennen war klar, dass die beiden den WM-Titel vermutlich unter sich ausmachen werden und sich höchstens selbst im Weg stehen können. Einzig ernstzunehmende Gegner waren die Ferrari Piloten Kimi Räikkönen und Felipe Massa.

Der WM-Kampf zwischen den beiden McLaren-Platzhirschen spitzte sich mehr und mehr zu und fand seinen Höhepunkt beim Qualifying zum Ungarn-GP, als Alonso nach seiner vorläufigen Pole-Position zum Ende des Qualifyings so lange an der Box stehenblieb, bis Lewis Hamilton (hinter ihm auf neue Reifen wartend) die Zeit für eine weitere schnelle Runde fehlte. Die FIA bestrafte Alonso für dieses grob unsportliche Verhalten und versetzte ihn um fünf Startplätze zurück. Das spielte den Verfolgern von Ferrari natürlich in die Karten. Am Ende konnte Kimi Räikkönen seinen Punktrückstand auf die McLaren-Piloten aufholen und diese in einem dramatischen WM-Finale von Brasilien noch überholen. Alonso wurde hinter seinem Teamkollegen und Weltmeister Räikkönen nur Dritter der Fahrerwertung.

Fernando Alonso hat das Ron Dennis nie verziehen. Der Spanier hat immer gesagt: «Mit Lewis hatte ich nie ein Problem, mit der Team-Führung schon.» Alonso war der Ansicht, Dennis hätte den Jungspund einbremsen sollen, nach dem Motto – lass Fernando 2007 den Vortritt, 2008 könnt ihr euch dann um den Titel balgen.

Damals hatten wir noch das normale Punktsystem, also zehn Zähler für einen Sieg. Stand vor dem WM-Finale von Brasilien: Hamilton mit 107 Punkten vor Alonso mit 103 und Räikkönen mit 100. Ich war mir so sicher, dass einer der McLaren-Fahrer Weltmeister werden würde, dass ich je zwei grosse Artikel für den Spanier und den Engländer vorbereitete, im Sieg und in der Niederlage. Während des Rennens wurde klar: McLaren versemmelt das. In aller Eile begann ich eine Räikkönen-Version zu tippen. Unfassbar: Nach dem Thriller von Interlagos stand es Räikkönen 110 gegen Hamilton und Alonso mit je 109. Nie gab es zwischen drei Piloten eine knappere Entscheidung.

Renault, Teil 2: Skandal in Singapur

Anfang November 2007 gab McLaren bekannt, dass Alonso das Team bereits nach einem von ursprünglich drei vertraglich vereinbarten Jahren verlässt. 2008 und 2009 fuhr Alonso wieder für das Renault-Team. Nach einer enttäuschenden Saison 2008 in einem nicht konkurrenzfähigen Auto gewann er noch den Grossen Preis von Singapur und das darauffolgende Rennen in Japan und wurde so Gesamtfünfter.

Am meisten Schlagzeilen machte jedoch der Skandal von Singapur: Teamchef Flavio Briatore musste seinen Hut nehmen, nachdem herausgekommen war – er hatte Nelson Piquet angewiesen, in eine Mauer zu fahren, Alonso nutzte die Safety-Car-Phase für einen perfekte getimten Boxenhalt und gewann die Nachtpremiere im Stadtstaat.

Alonso hat bis heute jedes Wissen um den Betrug geleugnet.

Sein ehemaliger Teamkollege Lewis Hamilton wurde 2008 mit McLaren Weltmeister und nahm ihm den Titel des jüngsten Formel-1-Weltmeisters ab. Ein paar Top-Ten-Platzierungen und eine Pole-Position in Ungarn waren die Höhepunkte der Saison 2009, Alonso wurde lediglich WM-Neunter. Spekulationen um den Wechsel des Asturiers zu Ferrari erwiesen sich als richtig, als die Scuderia bekanntgab, dass Alonso – wie bereits 2007 bei McLaren – Kimi Räikkönen ersetzen und 2010 mit Felipe Massa für Ferrari starten würde.

Mission Impossible: Ferrari

Gleich bei seinem ersten Rennen für Ferrari gelang Fernando Alonso in Bahrain gleich sein erster Sieg, der Spanier war somit nach Juan Manuel Fangio, Mario Andretti, Nigel Mansell und Kimi Räikkönen der fünfte Pilot, der sein erstes Rennen für Ferrari gewann.

Bei seinem Heimrennen in Spanien stand er als Zweiter zum zweiten Mal in der Saison auf dem Podium, in Kanada wurde er Dritter und in Deutschland folgte der nächste Sieg. Allerdings profitierte er dabei davon, dass Teamkollege Felipe Massa ihn auf Anordnung des Teams vorbeigelassen hatte. Die Rennleitung sah das Überholmanöver als verbotene Stallorder an und bestrafte Ferrari mit einer Geldbusse von 100.000 US-Dollar.

Nach Platz 2 in Ungarn und einem Ausfall in Belgien folgte beim Ferrari-Heimrennen in Monza Saisonsieg Nummer 3. Mit seinem Start-Ziel-Sieg, der Pole-Position und der schnellsten Rennrunde gelang Alonso beim nächsten Rennen in Singapur das perfekte Rennen. Vor dem letzten Grand Prix des Jahres in Abu Dhabi stand Fernando Alonso in Japan als Dritter auf dem Podium, gewann in Südkorea und ging nach Platz 3 in Brasilien als WM-Führender ins letzte Saisonrennen von Abu Dhabi – der Titel mit Ferrari war zum Greifen nah. Dieses Mal stand es Alonso 246 gegen Mark Webber 238 und Sebastian Vettel 231.

Was konnte schon noch schiefgehen?

Alles.

Aufgrund einer strategischen Fehlentscheidung des leitenden Ingenieurs Chris Dyer (er legte Alonsos Rennen auf Webber aus statt auf Vettel) kam Fernando aber nur als Siebter ins Ziel, und da Sebastian Vettel gewann, wurde der Red-Bull-Racing-Pilot sensationell erstmals Weltmeister, Alonso wurde mit vier Punkten Rückstand nur WM-Zweiter.

2011 schaffte es Fernando Alonso nur ein Mal, beim Grand Prix von Großbritannien, ganz oben auf dem Podium zu stehen. Mit insgesamt zehn Podestplatzierungen und 257 WM-Punkten landete er auf Platz 4 der Fahrerwertung. Im Mai verlängerte er seinen Vertrag bei Ferrari bis zum Ende der Saison 2016.

2012 lahmte der Ferrari zu Saisonbeginn etwas, in Malaysia nutzte Alonso aber die wechselnden Wetterbedingungen und holte seinen ersten Saisonsieg.

Nach Platz 2 in Spanien und Rang 3 in Monaco fuhr er als WM-Führender nach Kanada. In Montreal kam er aber nur als Fünfter ins Ziel und Sebastian Vettel zog in der Wertung wieder an ihm vorbei. In Valencia startete Alonso nur als Elfter. Dank einer makellosen Strategie, einer Safety-Car-Phase, des Ausfalls von Sebastian Vettel und einer perfekten Fahrt feierte der Spanier beim Grand Prix von Europa jedoch seinen zweiten Saisonsieg und übernahm wieder die Führung in der WM. Nach Platz 2 in Grossbritannien folgte in Deutschland sein 30. GP-Sieg. Bis zum letzten Rennen in Brasilien stand Alonso noch vier Mal als Dritter und zwei Mal als Zweiter auf dem Podium und hatte 13 Punkte Rückstand auf Sebastian Vettel. Aber das reichte alles nicht: In Interlagos wurde Alonso zwar Zweiter, er wurde mit drei Punkten Rückstand auf Vettel WM-Zweiter.

2013 gewann Fernando Alonso in China bei seinem 200. Formel-1-Start seinen 31. Grand Prix. In Barcelona feierte er nach 2006 seinen zweiten Triumph beim Heimrennen. In den restlichen Saisonrennen gelang dem Spanier kein weiterer Sieg, holte aber noch fünf zweite Ränge sowie einmal Platz 3. Hinter dem dominierenden Sebastian Vettel wurde Alonso mit 155 Punkten Rückstand erneut WM-Zweiter.

Als früh in der Saison 2014 klar wurde, dass es mit dem WM-Titel in Ferrari-Diensten wieder nichts wird, als Teamchef Stefano Domenicali gehen musste und Ferrari-Präsident Luca Montezemolo obendrein, als sein Freund und Santander-Chef Emilio Botín starb, da war Alonso klar, dass seine Zeit bei Ferrari vorbei ist. Er kündigte und heuerte bei McLaren-Honda an. Damit stieg er vorzeitig aus seinem Vertrag mit dem Rennstall aus Maranello aus.

McLaren-Honda: Die Ernüchterung

Bei McLaren-Honda kam Alonso vom Regen in die Traufe. Statt den langersehnten dritten Titel zu holen (gleich viele also wie sein Idol Ayrton Senna), begann das Jahr schon vermurkst: Bei einem bis heute ungeklärten Testunfall in Barcelona zog sich Alonso eine Gehirnerschütterung zu und musste den Saisonstart in Australien sausen lassen. Bald wünschte er sich, seine Auszeit wäre länger gewesen. McLaren-Honda wurde zur Enttäuschung der Saison und schloss die WM als Zweitletzter ab.

Fernando Alonso schimpfte in der Öffentlichkeit wiederholt über den schwachen Honda-Motor, vor versammeltem Vorstand der Japaner bezeichnete er den V6-Turbo im SuzukaGP als «GP2-Motor». Saisonhöhepunkt: Rang 5 in Ungarn. Aber nur in England konnte Alonso als Zehnter ebenfalls punkten, so dass nur WM-Rang 17 herauskam – so weit hinten war Alonso seit den Minardi-Tagen nicht mehr.

2016 zeigte McLaren-Honda bei den Wintertests einen Aufwärtstrend. Aber Alonso konnte erst mit Verspätung davon profitieren: Nach einem fürchterlichen Unfall in Australien musste der Spanier das Rennen in Bahrain auslassen. Später, wieder komplett erholt, erlebten die Fans einen Alonso, der so stark fuhr wie immer. Aber der McLaren-Honda war so konkurrenzfähig, als müsste Alonso zum Abfahrtslauf mit nur einem Ski antreten. Alonso wurde WM-Zehnter, mit zwei fünften Rängen in Monaco und Texas als Höhepunkte.

McLaren baute für 2017 ein gutes Chassis, aber wegen der brustschwachen und unzuverlässigen Honda-Motoren kam Alonso nicht über den 15. WM-Rang hinaus. Der Spanier konnte nur fünf Mal in die Punkte fahren, Platz 6 in Ungarn war der Höhepunkt.

Abenteuer Indy 500

Wenn wir auf die McLaren-Honda-Jahre von Fernando Alonso zurückblicken, dann muss das Fazit lauten: Grosse Erwartung, riesige Enttäuschung. Über die Jahre 2015, 2016 und 2017 meint der Spanier: «Die jüngste Saison ist die wertvollste – wegen Indianapolis. Seit der Ankündigung im April, dass wir beim Indy 500 antreten, war das eine Riesenkiste. Unglaublich, was dann im Mai in Amerika passiert ist. Diese zwei Wochen in Indianapolis waren für mich das Highlight des Jahres. Wir waren bald konkurrenzfähig, schnell genug, um in der Qualifikation vorne mitzumischen, wir haben das Rennen angeführt. Die ganze Atmosphäre war neu und aufregend. Daher werde ich die Saison 2017 immer in guter Erinnerung behalten. Ich spürte auch auf und abseits der Rennstrecken einen ganz neuen Respekt. Ich hatte den Eindruck, dass die Fans mich 2017 eher wahrgenommen haben als in den beiden Jahren davor. Und das lag vor allem an Indianapolis.»

Der Auftritt von Alonso beim Indy 500 war rundweg der Hammer.

Als Fernando Alonso 21 Runden vor dem Ende des Indy 500 aus seinem rauchenden Boliden stieg, erhoben sich die 300.000 Zuschauer im Oval und spendeten dem Spanier Applaus. Der 35-Jährige hatte sich den Zuspruch, die Zuneigung des Publikums hart erkämpft. Und mit einem ebenso beherzten wie beeindruckenden Auftritt auch redlich verdient.

Klar, es entbehrte nicht einer gewissen Tragik, was da mit Alonso bei seinem Debüt bei der 101. Auflage des Indy 500 passierte. Wäre es nicht so traurig, könnte man fast darüber lachen. Schließlich unternahm Alonso den Abstecher zu dem Klassiker in den USA, weil er in der Formel 1 vom schwachen Honda-Motor seit nunmehr fast drei Jahren genervt ist.

Der zweimalige Weltmeister wollte endlich mal wieder Racing erleben. Spüren, wie es sich anfühlt, in einem konkurrenzfähigen Auto zu sitzen. Dafür ließ er sogar den Königsklasse-Klassiker in Monaco sausen. Und dann gibt in Indianapolis ausgerechnet der Honda-Motor in seinem Andretti-McLaren den Geist auf!

Doch was Alonso bis zu diesem Zeitpunkt abgeliefert hatte, war aller Ehren wert. 26 Führungsrunden hatte er am Ende auf seinem Konto, lag die meiste Zeit auch in der vorderen Spitzengruppe, fand schnell seinen Rhythmus und zeigte viele Überholmanöver und einen starken Speed.

Gereicht hat es am Ende nicht, zum Zeitpunkt seines Ausfalls lag er auf dem siebten Platz und war auf dem Weg nach vorne. Schwächen? Zeigte Alonso kaum, unübersehbar war jedoch seine mangelnde Erfahrung mit den Restarts nach den zahlreichen Gelbphasen während des turbulenten Rennens.

2019 kam es knüppeldick: McLaren verzichtete auf die Kooperation mit einem Team wie Andretti und setzte den Wagen selber ein. Ergebnis: nicht qualifiziert!

Fernando ist weiter vom Gedanken des Triple-Crown beseelt: Siege beim Grossen Preis von Monaco (2006 und 2007 abgehakt), beim Indy 500 und bei den 24 Stunden von Le Mans. So wie das bislang nur Graham Hill geschafft hat.

Im Januar 2018 übte Alonso in Daytona, danach setzte er sich in einen Werks-Toyota, gewann in Spa-Francorchamps auf Anhieb und eroberte dann 2018 an der Seite von Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima den Triumph beim grössten Langstreckenrennen der Welt in Le Mans. Es folgten Triumphe bei den Langstrecken-Klassikern von Daytona und Sebring, bevor Alonso mit Buemi und Nakajima erneut in Le Mans gewann und damit Langstrecken-Weltmeister wurde.

Die nächste Herausforderung des Unersättlichen heisst Dakar 2020.

Fernando Alonso in der Formel 1

306 GP-Wochenenden
303 Starts (Australien 2001 bis Ungarn 2018)
17 Formel-1-Saisons
14 Stallgefährten
4 Marken (Minardi, Renault, McLaren, Ferrari)
18 Grand-Prix-Rennwagen
5 Motorhersteller
22 Pole-Positions
23 beste Rennrunden
97 Podestplätze
32 GP-Siege
1893 WM-Punkte
1767 Führungsrunden
82.304 Rennkilometer
Weltmeister 2005 und 2006

Zum neuen Rätsel: Als Tipp nur so viel – es handelt sich um einen Mann, der nie am Start eines Grand Prix stand. Und der Hintergrund gibt den entscheidenden Hinweis, wo wir uns befinden und wer hier am Lenkrad sitzen könnte.

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