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Russland-GP: Mercedes-Sieg trotz zweitbester Taktik

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

​Pirelli-Rennchef Mario Isola hatte vorgerechnet, wie der schnellste Weg zum Sieg in Sotschi aussieht. Es war der Weg, den Ferrari vorgesehen hatte. Nun hat Mercedes gewonnen. Wie geht das?

Gegen Charles Leclerc im Ferrari fand Weltmeister Mercedes im Training kein Rezept. Als sich der Monegasse zum Start des Russland-GP aufstellte, da wusste auch Pirelli-Rennchef Mario Isola: Ferrari hat die theoretisch beste Ausgangslage – Start auf weichen Pirelli, Wechsel in einem Fenster zwischen den Runden 15 und 19 auf den harten oder mittlharten Reifen (je nach Verschleiss), damit bis ins Ziel.

Die Mercedes-Strategen wussten: Um die Festung Ferrari zu stürmen, mussten sie etwas anders machen als die Italiener – Lewis Hamilton und Valtteri Bottas gingen daher mit den mittelharten Pirelli ins Rennen. In der Pirelli-Theorie war da jedoch nur die zweitschnellste Taktik: Start auf mittelhart, Wechsel nach 14 bis 22 Runden auf hart, damit ab ins Ziel. Allerdings bot der Start auf den mittelharten Pirelli mehr Flexibilität, sollte es zu einer Safety-Car-Phase kommen. Und genau hier liegt der Knackpunkt, wie Mercedes-Teamchef Toto Wolff nach dem Rennen von Sotschi erklärte.

Der Wiener führt aus: «Natürlich war unsere Strategie ein wenig Gambling, aber der Start auf den mittelharten Reifen war durchaus die Grundlage für unseren Sieg. Wir spekulierten darauf, dass es eine Safety-Car-Phase geben würde. Nur mit dem haltbareren, mittelharten Reifen konnten wir lange genug draussen bleiben, um von solch einer Situation zu profitieren.»

Ironie der Geschichte: Auslöser der virtuellen Safety-Car-Phase war ausgerechnet der Ferrari von Sebastian Vettel.

Wolff weiter: «Rückblickend hat sich das Risiko bezahlt gemacht. Aber wir müssen auch ehrlich gestehen, dass wir an rohem Tempo nicht mithalten konnten. Freilich zeigte das Rennen auch, dass es sich lohnt, nie locker zu lassen, selbst wenn du nur das zweitschnellste Auto hast.»

Lewis Hamilton und Valtteri Bottas wurden zum Schluss von Runde 28 unter virtuellem Safety-Car weiche Reifen aufgezogen, Leclerc hatte sechs Runden zuvor mittelharte Pirelli erhalten. Auf einmal sah die Situation so aus: Nicht nur, dass Ferrari die Führung verloren hatte, Charles war auch noch auf dem langsameren Reifen auf der Bahn und mit älteren obendrein.

Ferrari holte ihn daher unter Safety-Car nochmals rein, um dem Monegassen weiche Pirelli zu spendieren, aber da war es schon zu spät. Damit fiel Charles auch noch hinter Bottas zurück und kam später nicht am Finnen vorbei.

Hätte Mercedes-Benz den Russland-GP ohne Safety-Car-Phase gewonnen? Toto Wolff: «Wir hätten uns vielleicht in der Nähe der Ferrari halten können. Aber ich glaube nicht, dass es gereicht hätte.»

«Lewis schaffte es, in der Nähe von Leclerc zu bleiben. Er sollte dann lange draussen bleiben und zum Schluss des Rennens mit weichen Reifen sein Glück versuchen, wenn Ferrari auf mittelhart fährt. Ich glaube, das Tempo war vergleichbar, aber unterm Strich war Ferrari im Qualifying und auch im Rennen schneller.»


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