Formel 1: Strategiegruppe adieu, einfachere Struktur
Formel-1-CEO Chase Carey und Sportchef Ross Brawn
Die Formel 1 ist eine Neidgesellschaft erster Güte, in welcher jedem das eigene Hemd am nächsten ist. Die Entscheidungsstruktur in unserem Lieblingssport bedeutete meist: Irgend jemand sagt immer nein, weise Vorschläge wurden jahrelang im Keim abgewürgt.
Unter der neuen Führung von Formel-1-CEO Chase Carey und Sportchef Ross Brawn ist viel in Bewegung gekommen. Und die Grand-Prix-Fans dürfen aufatmen – der gesunde Menschenverstand setzt sich endlich durch, die bisherige Entscheidungskaskade wird geändert. Das war längst fällig.
Die Entscheidungsfindung in der Formel 1 ist derzeit überaus kompliziert: Verschiedene Arbeitsgruppen reichen ihre Ideen der so genannten Strategiegruppe weiter. Die besteht aus Vertretern von sechs Rennställen (gegenwärtig Ferrari, Red Bull Racing, Mercedes, McLaren, Williams und Renault, als bestplatziertes der anderen Teams), des Autoverbands FIA (Jean Todt) sowie FOM (Formula One Management, mit Formel-1-CEO Carey. Jede dieser drei Parteien besitzt sechs Stimmen. Die weiteren Teams dürfen an Sitzungen teilnehmen, haben aber kein Stimmrecht. Natürlich waren diese Rennställe wenig begeistert.
Ideen der Strategiegruppe gehen nach einem Mehrheitsentscheid an die Formel-1-Kommission weiter. Die Formel-1-Kommission hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen. Ist ein Vorschlag durchgewunken, geht er vor den FIA-Weltrat. Die Erfahrung zeigt: Nur ganz selten wird dort ein Vorschlag gestoppt.
In der Zukunft sieht das so aus: Die Strategiegruppe und die Formel-1-Kommission werden abgeschafft. Einhelligkeit beim Beschluss neuer Regeln wird ebenso auf den Müll gekippt. Dies passiert Ende 2020, wenn das gegenwärtige Reglement ausläuft.
Neu wird es ab 2021 ein Gremium aus 30 Repräsentanten geben: 10 Stimmen der Teams, 10 Stimmen der FIA, 10 Stimmen hat FOM. Für Änderungen nach dem 1. Mai für die folgende Saison sind 28 von 30 Stimmen notwendig. Für Änderungen vor dem 1. Mai sind es 25 von 30. Damit haben chronische Nein-Sager künftig ein schwereres Leben.