Jacques Villeneuve: Gnadenloses Urteil für Hülkenberg
Jacques Villeneuve mit Ex-GP-Pilot Felipe Nasr
Alle Türen sind zugefallen: Der 32jährige Nico Hülkenberg hat für die Saison 2020 kein Cockpit gefunden. Ferrari-Star Sebastian Vettel fasst zusammen, was viele im Fahrerlager denken: «Es ist jammerschade, dass ein Fahrer von der Qualität Hülkenbergs keinen Platz findet.»
Hülkenberg, Le-Mans-Sieger 2015 mit Porsche, hat seine Situation in Interlagos so zusammengefasst: «Klar habe ich in der Königsklasse Fehler gemacht, so wie das jeder Mensch in seinem Leben getan hat. Gewiss würde ich rückblickend heute Einiges anders machen, aber im Nachhinein bist du immer der Schlaue. Alles in allem bin ich mit mir im Reinen, was ich erreicht habe. Eines will ich aber klarmachen: Ich trete nicht zurück, weder als Rennfahrer noch als Formel-1-Pilot. So wie es aussieht, stehe ich 2020 nicht am Start, aber ich bin für alle Gelegenheiten offen.»
Der Kanadier Jacques Villeneuve, Formel-1-Champion 1997 mit Williams, glaubt nicht daran, dass wir Hülkenberg über 2019 hinaus nochmals in der Königsklasse sehen werden. Der elffache GP-Sieger arbeitet für die italienische Sky sowie für den Sender Canal+ als GP-Experte und sagt bei den Franzosen: «Nico ist schon eine ganze Weile in der Formel 1. Er hält den Rekord der meisten GP-Einsätze ohne Podestplatz – also muss doch auch ihm selber klar sein, dass seine Karriere etwas länger dauert als sie sollte.»
«Im Grunde kann er sich glücklich schätzen. Ungeachtet der Autos, die er fuhr, er war immer ein Profi-Rennfahrer, der für seine Arbeit bezahlt wird. Er weiss ganz genau, dass seine GP-Karriere vorbei ist.»
Villeneuve glaubt nicht an ein Formel-1-Comeback des Deutschen: «Das ist anders als bei Ocon, der 2019 kein Renncockpit fand. Ocon ist noch jung. Hülkenberg hatte alle Zeit der Welt zu zeigen, was er kann. Ich kann mir nur eine Situation vorstellen, in welcher Nico eine Chance hätte – wenn ein Pilot nicht einsatzfähig ist und das entsprechende Team einen erfahrenen Ersatzfahrer benötigt.»
Eine Rückkehr zu Sauber kam gemäss Villeneuve nicht in Frage: «Teamchef Fred Vasseur waren die Hände gebunden, er musste auf Druck aus Maranello einen Ferrari-Fahrer in den Alfa Romeo-Sauber setzen. Aber selbst wenn Hülkenberg dort eine Chance gehabt hätte: Es ist besser, auf einen jungen Piloten zu setzen, über dem Zweifel schweben, als auf einen Fahrer, der in zehn Jahren Formel 1 einfach zu wenig gezeigt hat.»