Toto Wolff: «Mit Hamilton zu Ferrari? Tolle Idee!»
Toto Wolff: Ferrari immer auf dem Radar
Eddie Jordan nahm von 1991 bis 2005 mit seinem eigenen Grand-Prix-Rennstall an der Formel-1-WM teil. Sein Team gewann vier Rennen, mit Damon Hill und Heinz-Harald Fretzen wurde 1999 der dritte Schlussrang im Konstrukteurs-Pokal errungen. Ende 2005 verkaufte Jordan seinen in Silverstone sesshaften Rennstall, daraus wurde Midland, dann Spyker, dann Force India und schliesslich Racing Point.
Jordan hat mit einigen spektakulären Vorhersagen in der Formel 1 Recht behalten. So hielten ihn viele Insider für übergeschnappt, als er behauptete, Lewis Hamilton werde von McLaren zu Mercedes wechseln. Oder dass Michael Schumacher zur Saison 2010 hin zu Mercedes in die Formel 1 zurückkommen werde. Oder dass Kimi Räikkönen wieder bei Ferrari andockt. Und doch ist alles so gekommen.
Ab und an lag Eddie Jordan auch komplett daneben. Etwa dann, als er verkündete, dass der Volkswagen-Konzern Red Bull Racing kaufe.
In der aktuellen Ausgabe des «Top Gear»-Magazins erklärt der 71jährige Eddie: «Ich bin mir ganz sicher, dass Lewis 2021 zu Ferrari wechseln wird. Es wäre der richtige Zeitpunkt für ihn, denn er nähert sich seinem Karriere-Ende, will aber immer noch sieben oder mehr Titel gewinnen.» Jordan geht sogar noch einen Schritt weiter: Geht es nach dem Ex-Teamoberhaupt, dann nimmt Hamilton auch Wolff mit zu Ferrari.
«Lewis wird nur dann zu Ferrari gehen, wenn irgend jemand da ist, der ihn davor bewahrt, von Charles Leclerc verdrängt zu werden. Und deshalb denke ich auch, dass er wechseln wird, denn auch Totos Vertrag läuft Ende 2020 aus. Toto weiss, dass die langfristige Formel-1-Zukunft von Mercedes nicht gesichert ist. Und Lewis hat Totos Vertrag mehrmals erwähnt, was für einen Formel-1-Fahrer sehr ungewöhnlich ist.
So weit, so gut, aber was sagt Toto Wolff selber zu seiner Zukunft? Im ORF hat der Wiener gesagt: «Im Moment macht mir das Spass, ich glaube, das ist das Wichtigste. Gewiss macht es weniger Spass, als Niki noch dabei war. Aber diese Arbeit motiviert mich weiterhin. Es ist schön, diese ganzen Verbindungen in der Formel 1 zu haben und das Vertrauen des Vorstands geniessen zu können. Gleichzeitig haben wir in England eine unglaublich gute Truppe beisammen. So lange ich glaube, dass ich etwas beitragen kann, dass ich nicht von gut zu mittelmässig werde, so lange werde ich das weitermachen.»
Und was ist nun mit dem spektakulären Transfer zu Ferrari mit Lewis Hamilton? In der Kronen Zeitung sagt Wolff: «Klingt wie ein guter Plan. Aber ich würde da lieber vorher noch etwas einschieben: Gemeinsam mit Lewis zum Mars fliegen und uns umschauen, ob man dort etwas gewinnen kann. Nein, bei aller Ernsthaftigkeit: Ich will 2020 mit Mercedes erfolgreich sein, was danach passiert, werde ich in den nächsten Monaten entscheiden.»
Toto Wolff: Ärger über Eddie Jordan
In Baku 2017 platzte Mercedes-Teamchef Toto Wolff der Kragen: «Eddie Jordan soll endlich aufhören, angeblichen Neuheiten zu verbreiten. Ich bin durchaus einer, der Spass an Wortgeplänkeln hat. Aber wenn 1500 Mitarbeiter anfangen, Angst um ihren Job zu haben, und das wegen ‘Fake News’, dann hört der Spass für mich auf. Nochmals: Keiner unserer Geldgeber verlässt uns! Wir hören mit der Formel 1 nicht auf! Wir sind happy hier und wir bleiben hier.»
Wolff war wütend, weil Eddie Jordan schon zum zweiten Mal behauptet hatte, Mercedes würde als Werksrennstall aus der Formel 1 verduften und nur noch als Motorlieferant aufreten – ungeachtet eines Vertrags, der sie zur Teilnahme an der Formel-1-WM bis einschliesslich 2020 verpflichtet.
Jordan hatte gesagt: «Mercedes wird gehen, und an ihrer Stelle würde ich es genau so machen. Sie haben alles gewonnen. Es kann für sie nur schlechter kommen. Also wäre es besser, zum Kerngeschäft zurückzukehren – also Bau und Einsatz von Kundenmotoren.»
Jordan behauptete damals sogar, Mercedes wolle noch vor Ende 2020 aussteigen. Und falls das nicht gelänge, werde man den Rennstall einfach verkaufen. Eddie Jordan behauptete ferner, Geldgeber Petronas sei auf dem Absprung.
Eddie Jordan korrigierte dann: «Ich habe nie behauptet, dass sie sich aus der Formel 1 zurückziehen. Ich habe gesagt, dass Mercedes aus Marketing-Gründen und technischen Gesichtspunkten in diesem Sport vertreten ist, nicht aus Nächstenliebe. Und sie werden gehen, wann immer es ihnen in den Kram passt. Ich glaube nicht, dass ich gesagt habe, wann dafür die richtige Zeit sei. Ich kann verstehen, dass Wolff darüber wütend ist, aber das ist nicht mein Problem. So ist das Leben. Früher oder später kommt das raus. Wenn ich so etwas sage, dann mit Überzeugung.»
«Wir müssen das Ganze vielleicht auch mal aus einer anderen Perspektive betrachten. Er redet von 1500 Angestellten beim Rennstall. Ich rede von Tausenden Aktionären. Diese Entscheidung wird der Vorstand fällen. Und die werden das entscheiden, was sie für das Beste im Namen der Firma halten. Sollten sie finden, dass diese Investionen nicht mehr gerechtfertigt sind, dann sind sie weg – als Werksrennstall.»
Jordan will sich von niemanden das Wort verbieten lassen. «Mein Job besteht darin, den Leuten zu erzählen, was ich weiss. Und genau das mache ich auch weiterhin. Mich macht keiner mundtot. Ich habe mit niemandem ein Problem. Ich kann bei allen ins Motorhome. Wenn jemand meint, ich solle besser nicht hereinkommen, dann sollen sie mir das direkt sagen.»