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Héctor Rebaque: Erster Formel-1-Alonso war Mexikaner

Von Mathias Brunner
​​Sie kennen nur einen Alonso in der Formel 1, nämlich den zweifachen Formel-1-Champion Fernando Alonso? Dabei hatten wir schon 1977 einen Alonso im GP-Sport, den Mexikaner Héctor Alonso Rebaque.

Am 5. Februar ist der Mexikaner Héctor Alonso Rebaque 64 Jahre alt geworden. Wir haben ihn zuletzt am Autódromo Hermanos Rodríguez getroffen, wo er als bestens gelaunter Botschafter seines Heim-GP unterwegs gewesen ist – hier ein Schwätzchen, da einen Scherz, die Menschen in der Millionenstadt haben Rebaque nicht vergessen, die meisten Formel-1-Fans ausserhalb Mexikos schon.

Wer war dieser Mann, der scheinbar aus dem Nichts in der Königsklasse auftauchte? Héctor Rebaque kaufte sich zunächst bei Hesketh 1977 einen Sitz im Grand-Prix-Feld (fünf Nichtqualifikationen, Ausfall in Hockenheim), trat 1978 und 1979 in privat eingesetzten Lotus-Rennern an, ab 1980 war er Stallgefährte von Nelson Piquet bei Brabham. 1981 wurde er WM-Zehnter (Bestes Ergebnis: Vierter bei den Grossen Preisen von San Marino, Deutschland und den Niederlanden), aber Ende der Saison wollte Sponsor Parmalat einen Italiener im Rennwagen sehen.

Mit knapp 27 trat Rebaque zurück, nachdem die Fortsetzung der Karriere in Amerika nicht wie erhofft verlaufen war. Als Héctor in Las Vegas 1981 seinen letzten Formel-1-WM-Lauf bestritt, hätte in Mexiko niemand gedacht, dass es 30 Jahre dauern würde, um wieder einen einheimischen GP-Piloten bewundern zu können – Sergio Pérez 2011.

Wir könnten es uns hier einfach machen und Rebaque als stinkreichen Bezahlfahrer bezeichnen, aber damit würden wir ihm Unrecht tun. Rebaque verdiente sich seine Sporen in der Formel Atlantik, die Ergebnisse waren nicht berauschend, aber auch nicht peinlich. Dann kaufte er sich 1977 beim dahinserbelnden Hesketh-Rennstall ein, und aus heiterem Himmel hatte Mexiko den ersten GP-Piloten seit Pedro Rodríguez. Schon damals charakteristisch: Der dunkle Helm mit den Zierstreifen in mexikanischen Landesfarben.

Héctor erkannte bald: Mit Hesketh wird das nichts. Er überredete Lotus-Chef Colin Chapman, ihm einen Lotus 78 zu überlassen, eingesetzt von einem eigenen Privat-Team, das aus heutiger Sicht auf Amateur-Niveau operierte. Er tingelte mit einer Handvoll Wegbegleiter um die Welt.

Der 1956 in Mexiko-Stadt geborene Rebaque bezahlte Lehrgeld: In der Hitze von Rio de Janeiro 1978 musste er nach 40 Runden erschöpft aufgeben. Im folgenden Sommer errang er in Hockenheim als Sechster seinen ersten WM-Punkt (damals erhielten nur die ersten Sechs eines Rennens Punkte). Das ergab WM-Schlussrang 21.

Für die folgende Saison blieb Rebaque seinem Vorgehen treu – dieses Mal kaufte er von Chapman den Weltmeisterwagen von Mario Andretti, den Lotus 79. Aber Héctor dachte weiter. Bei der englischen Penske-Abteilung gab er den Bau eines eigenen Renners in Auftrag, der nichts Anderes war als eine recht schamlose Kopie des Lotus 79, genannt Rebaque HR100. Die Leitung bei Penske hatte ein gewisser John Barnard, der später bei McLaren und Ferrari einer der besten Formel-1-Techniker werden sollte. Der HR100 kam bei den letzten drei WM-Läufen zum Einsatz, war jedoch zu unerprobt, um damit einen Blumentopf zu gewinnen. Rebaque blieb ohne Punkte, mit Platz 7 in Zandvoort (Niederlanden) als Top-Ergebnis. Am Ende des Jahres zog er dem eigenen Team den Stecker.

An sich wollte Rebaque nun nach Hause zurückkehren, aber Brabham-Chef Bernie Ecclestone brauchte einen Piloten, um den schwachen Argentinier Ricardo Zunino zu ersetzen. Da die Sponsoren zwei Fahrer aus Südamerika sehen wollten (Star-Pilot war Nelson Piquet), rief Ecclestone Rebaque an. Erneut konnte Héctor nur einen Punkt erzielen (Sechster in Kanada), erneut wurde er WM-21. Piquet wurde währenddessen WM-Zweiter hinter Alan Jones.

1981 lief es besser: 14 Punkte, WM-Zehnter. In Argentinien fuhr Héctor lange auf Rang 2, dann liess ihn sein Motor im Stich. Am Ende der Saison erhielt er keinen Vertrag mehr, für ihn kam Patrese.

Rebaque orientierte sich neu und unterzeichnete 1982 beim CART-Team von Gerald Forsythe. Als Al Unser in Elkhart Lake ohne Sprit ausrollte, war Héctor auf einmal IndyCar-Sieger, als einziger Nicht-US-Amerikaner. Es war verblüffenderweise die einzige Punktefahrt des Mexikaners. Im Training zum zweitletzten Rennen in Michigan hatte er einen fürchterlichen Crash, er sah das als Zeichen und hängte den Helm an den Nagel, um in der Architektur-Firma seines Vaters zu arbeiten.

Beim Grossen Preis seiner Heimat in Mexiko-Stadt ist Héctor Rebaque jeweils im Fahrerlager zu sehen, mit etwas weniger Haaren auf dem Kopf und etwas mehr Speck auf den Rippen, aber zugänglich und stolz, einen Teil zur mexikanischen Geschichte in der Formel 1 beigetragen zu haben.

Hector Rebaque in der Formel 1

Erster Grand Prix: Hockenheim 1977
Letzter Grand Prix: Las Vegas 1981
1977 Hesketh
1978 und 1979: Rebaque
1980 und 1981: Brabham
41 WM-Läufe
Beste Platzierung: 4. in Imola, Hockenheim und Zandvoort 1981
WM-Zehnter 1981

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