Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Barcelona: Vettel (Ferrari) out, Bottas (Mercedes) 1.

Von Mathias Brunner
​Letzter Tag der ersten Testwoche in Spanien – noch deckt kein Rennstall auf, was er wirklich kann. Schnellster Mann: Valtteri Bottas (Mercedes-Benz). Sorgenkind ist Ferrari mit Sebastian Vettel.

Mercedes-Benz, Ferrari und Red Bull Racing haben die vergangenen Jahre dominiert. Jetzt mal ehrlich: Wüssten Sie auf Anhieb, wann letztmals ein anderer Rennstall in der Formel 1 siegreich war? Genau, es war Kimi Räikkönen im Lotus-Renault beim Saisonstart 2013 in Melbourne, also vor fast sieben Jahren oder 139 Rennen!

An der Vormachtstellung der drei Top-Teams wird sich bei stabilem Reglement wenig ändern. Dazu ist ihr Vorsprung einfach zu gross. Die Bestzeit von Kimi Räikkönen am zweiten Wintertesttag auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ist ein nettes Highlight, aber keine Punktegarantie für Australien.

Nicht nur wegen des genialen Lenkungs-Tricks namens DAS bleibt Mercedes WM-Favorit. Allein schon wegen der unheimlichen Statistik in der Turbohybrid-Ära der Formel 1 muss gelten – wer Weltmeister werden will, muss an Mercedes vorbei. Wir haben von Australien 2014 bis Abu Dhabi 2019 exakt 121 WM-Läufe verfolgt. Bei 77,7 Prozent davon stand ein Silberpfeil auf der Pole-Position! Mercedes hat annähernd drei Viertel aller Rennen gewonnen: 89 von 121. Die restlichen 32 Siege teilen sich Ferrari (17) und Red Bull Racing (15).

Einige Eindrücke vom Morgen des dritten und letzten Testtags der ersten Woche: Um 10.30 Uhr musste Sebastian Vettel seinen Ferrari auf der Strecke stehen lassen – roter Renner, rote Flagge, rote Decke drüber, Rückkehr an die Box zu Mechanikern mit roten Köpfen.

Ferrari bestätigt: Motorschaden! In den Wagen des Deutschen musste ein frisches Aggregat eingebaut werden. Der kaputte 1,6-Liter-V6-Turbomotor befindet sich bereits auf dem Rückweg nach Maranello, wo er zerlegt wird, um die Ursache des Schadens zu ergründen. Der Motor hat rund 300 Runden zurückgelegt, also rund viereinhalb GP-Distanzen. Das entspricht nicht der angestrebten Laufzeit, zudem lief der Motor viel zu selten unter Volllast.

Wann wir Sebastian Vettel wieder auf der Bahn sehen, ist ungewiss. Das ist sehr ärgerlich für den Deutschen, der wegen seiner Erkältung zuvor nur am Donnerstagnachmittag zum Einsatz gekommen war.

Verblüffend: Der Ferrari ist bei diesen Wintertests der erste Wagen, der nach mehr als 18 Stunden Arbeit auf der Rennstrecke wegen eines mechanischen Defekts liegengeblieben ist! Kimi Räikkönen blieb am Donnerstag kurz vor Testschluss zwar ebenfalls stehen, aber da hatten die Techniker von Alfa Romeo-Sauber in voller Absicht den Tank leergefahren.

Immer wieder fragen die Fans: Wieso machen das die Rennställe? Sprit wird in der Formel 1 nach Gewicht gemessen, weil das Volumen von der Temperatur abhängt. Der Sprit wird in der Box in der Tanke gelagert. Die Teams wollen herausfinden, wie weit ein Auto mit einem Kilogramm Kraftstoff kommt, in verschiedenen Abstimmungen des Motors. Das ist noch wichtiger geworden, seit wir ein Limit von 105 Kilogramm Sprit pro Rennen haben. Das Ziel der Techniker vor dem Grand Prix: Mit so wenig Sprit als möglich losfahren und dennoch mit genügend Kraftstoff ins Ziel kommen. Es muss auch eine Restmenge übrig bleiben, um auf Proben der FIA vorbereitet zu sein. Ist dafür zu wenig Sprit im Tank, wird am Rennwochenende ein Wagen aus der Wertung genommen.

Den Tank leerzufahren, zeigt den Teams darüber hinaus, wie effizient die Spritpumpen im Tank arbeiten. Um die Arbeit der Gegner nicht zu sehr zu stören, werden diese Tests zum Schluss eines Tests oder vor der Mittagspause durchgeführt.

Die meisten Rennställe konzentrierten sich an diesem Freitagmorgen auf Dauerläufe mit verschiedenen Reifenmischungen oder auf aerodynamische Abgleiche (jeweils aufgrund der voluminösen Messrechen zu erkennen), einige Renner sind auch mit Wärmebildkameras bestückt, um Reifentemperaturen in verschiedenen Fahrbetrieben zu messen. Bei Racing Point waren die Kameras am Lufteinlass der Motorverkleidung angebracht.

Wo ist die bisherige Tagesbestzeit von Valtteri Bottas (1:15,732) im Mercedes einzuordnen? Sebastian Vettel fuhr vor einem Jahr in der zweiten Testwoche 1:16,221 min, ebenfalls mit den weichsten Walzen von Pirelli.

Zweiter Vergleich: Valtteri stellte 2019 sein Auto hier mit 1:15,406 min auf die Pole-Position.

Zwei Mal Kopfschmerzen bei Williams: Nicholas Latifi musste sich zwischendurch gedulden, die Mechaniker hatten den Unterboden entfernt und forschten im Inneren des Rennwagens, möglicherweise nach einem Leck. Nach drei Stunden blieb der Kanadier am Ende der Boxengasse stehen, kein Antrieb mehr, zweite rote Flagge des Tages (nach Vettel).

McLaren tauchte mit einem neuen Frontflügel auf (anderes Hauptelement, geänderte Endplatten, frisch geformte Zusatzblätter).

Erster Eindruck von Dauerläufen: Bei Bottas liessen die Pirelli weniger nach als bei einem Langlauf am Ferrari von Sebastian Vettel. Die Dauerläufe bei Red Bull Racing-Honda verlaufen unkonstant. Das liegt zum Teil am Verkehr, aber vielleicht wollen sich die vierfachen Weltmeister auch noch nicht in die Karten gucken lassen.

Die Rundenzeiten in Spanien sind aus fünf Gründen mit grösster Vorsicht zu geniessen. Erstens die Spritmenge. Kein Team deckt seine Karten auf, indem ein Auto mit fast leerem Tank auf die Bahn gelassen wird.

Zweitens die Motoren. In dieser Phase der Vorbereitung fährt keiner Leistung hoch, da geht es um Runden und Standfestigkeit.

Drittens die Reifen. Formel-1-Alleinausrüster Pirelli stellt in Katalonien fünf verschiedene Mischungen zur Wahl (von C1, hart, bis C5, extraweich). Der Unterschied von einer Mischung zur anderen beträgt in der Regel vier bis fünf Zehntelsekunden.

Viertens das Timing. Selten sind die Fahrer alle zur gleichen Zeit auf der Bahn. In der frischen Luft vom Morgen atmen die Motoren freier als am Nachmittag, wenn fast 20 Grad erreicht werden.

Fünftens die Aerodynamik. Die meisten Rennställe arbeiten mit einer Basisversion ihres Renners. Schon in der kommenden Woche werden einige Autos erheblich anders aussehen, die jüngsten Evo-Teile kommen sogar erst am Australien-GP-Wochenende ans Auto.

Bei sechs Teams wird in der Mittagspause der Fahrer gewechselt: Im McLaren wird für Carlos Sainz der Engländer Lando Norris sitzen, bei Red Bull Racing-Honda folgt auf Verstappen der Londoner Alex Albon, bei AlphaTauri übernimmt von Daniil Kvyat der Franzose Pierre Gasly, im Haas löst Kevin Magnussen den Genfer Romain Grosjean ab, für Bottas kommt im Mercedes Weltmeister Lewis Hamilton, bei Renault schliesslich macht Esteban Ocon Platz für Daniel Ricciardo.

Barcelona, Tag 3, Stand nach 4 Stunden

1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11, 1:15,732 (65 Runden) C5
2. Esteban Ocon (F), Renault RS20, 1:17,102 (76) C4
3. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,338 (52) C4
4. Daniil Kvyat (RU), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,427 (62) C3
5. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,636 (86) C2
6. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:18,035 (65) C3
7. Carlos Sainz (E), McLaren MCL35-Renault, 1:18,274 (76) C2
8. Romain Grosjean (F), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,380 (48) C3
9. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF1000, 1:18,384 (40) C3
10. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43-Mercedes, 1:19,004 (44) C3

Pirelli-Reifen von C1 (hart) bis C5 (extraweich)

Barcelona-Test, Tag 2

1. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:17,091 (134 Runden) C5
2. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,347 (145) C3
3. Daniel Ricciardo (AUS), Renault RS20, 1:17,749 (41) C3
4. Alex Albon (T), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,912 (134) C2
5. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT01-Honda, 1:18,121 (147) C2
6. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF1000, 1:18,154 (73) C4
7. George Russell (GB), Williams FW43-Mercedes, 1:18,266 (116) C3
8. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF1000, 1:18,335 (49) C3
9. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W11, 1:18,387 (106) C1
10. Lando Norris (GB), McLaren MCL35-Renault, 1:18,474 (137) C3
11. Romain Grosjean (F), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,496 (158) C3
12. Esteban Ocon (F), Renault RS20, 1:18,557 (52) C2
13. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11, 1:19,307 (77) C2

Barcelona-Test, Tag 1

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W11, 1:16,976 (94 Runden) C2
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11, 1:17,313 (79) C3
3. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,375 (58) C3
4. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,516 (168) C3
5. Daniil Kvyat (RU), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,698 (116) C3
6. Carlos Sainz (E), McLaren MCL35-Renault, 1:17,842 (161) C3
7. Daniel Ricciardo (AUS), Renault RS20, 1:17,873 (55) C2
8. Esteban Ocon (F), Renault RS20, 1:18,004 (62) C3
9. George Russell (GB), Williams FW43-Mercedes, 1:18,168 (73) C3
10. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP20-Mercedes, 1:18,282 (52) C2
11. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF1000, 1:18,289 (132) C3
12. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43-Mercedes, 1:18,382 (63) C3
13. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:18,386 (59) C3
14. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,466 (106) C3
15. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:20,096 (79) C3

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