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Carlos Sainz: «Ich bin wie ein Fussball-Trainer»

Von Mathias Brunner
Carlos Sainz zuhause

Carlos Sainz zuhause

​Was macht ein Formel-1-Fahrer, wenn er in der Coronakrise zuhause bleiben muss? Der spanische McLaren-Fahrer Carlos Sainz erlaubt uns einen Blick hinter die Kulissen: «Ich bin wie ein Fussball-Trainer.»

Daniel Ricciardo sitzt die Coronakrise auf dem heimischen Hof in Australien aus, Max Verstappen und Lando Norris widmen sich in ihren vier Wänden dem liebsten Hobby, Sim-Racing. Und was macht eigentlich McLaren-Pilot Carlos Sainz? «Ich bin wie ein Fussball-Trainer», schmunzelt der 25-Jährige. «Meine Mannschaft, das sind Mama und Papa und meine beiden Schwestern.»

«Ich habe allen einen Trainings- und Ernährungsplan erstellt. Wir arbeiten gewissermassen an der Badesaisonfigur schon im Frühling. Die Gelegenheit ist günstig, sich jetzt sehr gesund zu ernähren – wir haben die ganze Hektik des Reisens nicht und auch nicht die Versuchung, sich schnell einen Burger oder eine Pizza zu gönnen. Ich bin im Hause Sainz quasi der Zidane.»

McLaren war in Australien der erste Dominostein, der den Formel-1-Saisonbeginn zu Fall gebracht hat – als ein Mechaniker des englischen Traditionsrennstalls positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Daraufhin zogen CEO Zak Brown und Teamchef Andreas Seidl das Team vom Wochenende zurück. Sainz sagt bei der italienischen Sky: «Melbourne war für keinen ein einfaches Wochenende. Aber ich glaube, wir haben diese Situation angemessen und anständig gemeistert. Als dieser Mechaniker positiv gestetet war, gab es keine Alternative. Es war völlig richtig, nicht zu fahren. Ich bin froh, haben wir da mit Zak und Andreas zwei starke Führungspersönlichkeiten. Der Rest des Wochenendes war ein einziger Strudel, die Rückkehr der Einen, die Quarantäne der Anderen. Aber nun sind alle McLaren- Mitarbeiter wieder zuhause, einschliesslich jener, die knapp zwei Wochen in Australien bleiben mussten.»

Auch für den WM-Sechsten von 2019 ist es seltsam, derzeit zuhause zu sein, statt um die Welt zu reisen, um Rennen zu fahren. «Ich versuche, diese Zeit zu nutzen, um Dinge zu erledigen, für die ich zuvor kaum Zeit gehabt hatte. Ich räume zuhause auf. Ich geh meinen Kleiderschrank durch. Da gibt es jede Menge Hemden, die ich nie getragen habe. Die werde ich wohltätigen Organisationen zukommen lassen. Wir haben genug Menschen, die auf solche Spenden angewiesen sind.»

«Seit ich meine Quarantäne hinter mir habe, verbringe ich viel Zeit mit der Familie. Meine Mutter freut sich, dass sie ihre Kinder um sich herum hat. Sie hat mich in den letzten Jahren gewiss nie so oft gesehen! Allerdings war sie weniger begeistert, als ich mit dem Ernährungsplan aufgetaucht bin. Überdies trainiere ich viel und sitze oft im Rennsimulator.»

«Ich zerbreche mir nicht den Kopf darüber, wann wir wieder fahren können. Was mich beschäftigt, das sind die teilweise erschütternden Bilder aus der ganzen Welt in dieser Krise. Was mich beschäftigt, das sind Ärzte und Pflegepersonal, die sich in einem regelrechten Kriegseinsatz befinden. Es ist schwer vorstellbar, was sie derzeit durchmachen müssen. Ich bleibe ruhig, weil ich will, dass meine Familie ruhig bleibt.»

«Wenn es eines Tages wieder losgehen sollte, dann wird das für die Fahrer ein hartes Stück Arbeit. Natürlich kannst du fleissig trainieren. Aber nichts ersetzt das Fahren. Der Wintertest von Barcelona bereitet uns jeweils perfekt fürs erste GP-Wochenende vor. Wir fahren in Katalonien so viele Runden, dass sich der Körper wieder an die enormen Fliehkräfte gewöhnt, das gilt ganz besonders für die Nackenmuskulatur.»

«Jetzt halten zwar alle Piloten das Training aufrecht, aber diese Fliehkräfte lassen sich kaum simulieren. Ich könnte mir vorstellen, dass das ziemlich hart wird. Der erste Trainingsfreitag wird gewiss ein Augenöffner. Was die Arbeit mit dem Team angeht, so mache ich mir keinen Kopf – keiner kann heute sagen, wann die Formel 1 wieder auf die Bahn gehen kann, also lebe ich lieber von einem Tag zum nächsten und versuche, das Beste daraus zu machen.»

Auch Carlos Sainz gehört zu jenen Piloten, deren Vertrag Ende 2020 ausläuft. «Aber das ist nichts, worüber ich nachdenke. Es gibt in der Welt nun wirklich Wichtigeres. Die Formel 1 steht, also steht auch der Transfermarkt. Die Rennen, mein Vertrag, das ist doch alles zweitrangig, wenn wir sehen, was um uns herum passiert. Wenn wir eines Tages zur Normalität zurückkehren, dann werde ich mich um solche Themen kümmern. Ich habe oft genug bewiesen, was ich kann, also mache ich mir um meine Zukunft keine Sorgen.»

Der gegenwärtige Formel-1-Kalender 2020

14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
05. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
02. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
06. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

Ohne neuen Termin
Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ

Abgesagt
Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC

Das ursprüngliche WM-Programm

15. März: Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
22. März: Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
5. April: Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
19. April: Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
3. Mai: Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
10. Mai: Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
24. Mai: Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
7. Juni Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
5. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
2. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
6. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

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