Beat Zehnder (Alfa Romeo): Planung nicht möglich
Beat Zehnder, Team-Manager von Alfa Romeo
Der WM-Auftakt von Alfa Romeo begann mit einem ungewöhnlichen Ausfall von Kimi Räikkönen (Rad vorne rechts verloren), mit zwei Punkten für Antonio Giovinazzi und der Erkenntnis – beim heissen Tanz im Mittelfeld muss der Rennstall dringend zulegen.
Das Team erhielt von den Regelhütern des Autosport-Weltverbands FIA eine Strafe in Höhe von 5000 Euro. Offenbar war das betreffende Rad nicht sauber aufgesetzt, was beim Stopp selber nicht aufgefallen war. Gemäss Kimi gab es vor dem Verlust des Rads keine Warnung.
Damit ist die Sorgenliste von Alfa Romeo nicht kürzer geworden, denn die Belastung auf das Traditions-Team aus Hinwil (Schweiz) ist schon hoch genug, wie Beat Zehnder sagt, der 54jährige Team-Manager des Rennstalls. Nehmen wir alleine die Ersatzteil-Situation: «Die Herstellung einer genügenden Zahl von Teilen ist wegen des Lockdowns schwierig. Wir brauchen dringend mehr Teile, denn wir hatten noch nie acht Rennen in nur zehn Wochen.»
Auch die Entwicklung ist beeinträchtigt. Beat Zehnder weiter: «Eigentlich wollten wir beim dritten und fünften Rennen Verbesserungen bringen. Die haben wir alle auf Österreich gebündelt. Was die weitere Entwicklung angeht, so stellen sich Fragen wie: Wie viele Rennen haben wir überhaupt? Welchen Umsatz können wir erwarten? Da müssen wir mal abwarten.»
Fast alle Rennen der ersten Saisonhälfte sind wegen der Corona-Pandemie verschoben oder gleich abgesagt worden. Viel Arbeit für Beat Zehner. Aber der Zürcher sagt: «Die meisten Fluggesellschaften und Hotels waren überaus hilfsbereit. In Monaco etwa haben wir die Anzahlung einfach für 2021 verwendet. In Silverstone sind wir mit weniger Personal vor Ort, bleiben aber länger, weil ja auch dort gleich zwei Mal gefahren wird. Das hebt sich auf.»
Apropos: 80 Mann sind in Corona-Zeiten pro Team maximal erlaubt. Mit wie vielen reisten die Schweizer? Beat Zehnder: «Mit 55. An der Piste kommen 12 Fachkräfte von Ferrari hinzu. Wir sind also insgesamt 67. Ferner haben wir noch jene zehn Leute, welche den Aufbau der Boxen übernehmen, sie kommen jeweils acht Tage vor einem Rennen an und reisen am Dienstag nach getaner Arbeit zurück.»
Die Mannschaft bewegt sich gemäss Beat Zehnder so: «Wie in den Jahren zuvor sind wir per Auto nach Spielberg gefahren. Und so reisen wir auch die 400 Kilometer danach Richtung Budapest weiter. Im Anschluss an den Ungarn-GP bringen die Lkw-Fahrer das Material nach Hause. Das Team fliegt von Budapest nach Zürich. Nach England fliegen wir per Charter, und von dort weiter nach Barcelona, wenn die beiden Rennen gefahren sind. Das Team bleibt die ganze Zeit über zusammen. Ausnahmen gäbe es nur, wenn familiäre Gründe eine Abreise erzwingen oder wenn jemand positiv getestet würde, was bisher zum Glück nicht passiert ist.»
Auch für Beat Zehnder ist die Situation ungewöhnlich, nicht zu wissen, wie es mit der WM über Monza Anfang September weitergehen wird. «Wir können nichts planen. Es ist nicht absehbar, wie ein Übersee-GP-Programm aussieht. Also konzentrieren wir uns derzeit auf die ersten acht Rennen.»
Dennoch hat Zehnder natürlich vorgesorgt, etwa, was die Schifffracht angeht. «Für das Senden von Material per Schiff kalkulieren wir 45 Tage von Tür zu Tür. Wir haben sicherheitshalber eine Ladung in Asien deponiert und eine im Mittleren Osten, weil wir annehmen, dass dort früher oder später gefahren wird.»