Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Ross Brawn über Max Verstappen: Anders gehandelt?

Von Mathias Brunner
​Der Engländer Ross Brawn war jahrelang nicht nur Technik- und Teamchef von Ferrari, sondern auch Meisterstratege. Wie hätte der heutige Formel-1-Sportdirektor als Teamchef von Max Verstappen gehandelt?

Max Verstappen hat am Abend es britischen Grand Prix nach Vorwürfen gegen Red Bull Racing vehement sein Team verteidigt. Auf die Frage, wieso man ihn nicht auf der Bahn gelassen habe, um auf diese Weise von den Reifenschäden bei Mercedes zu profitieren und den Sieg abzustauben, sagte Max: «Im Nachhinein sind immer alle die Superschlauen. Fakt ist, dass niemand ahnen konnte, dass auch bei Hamilton ein Reifen kaputtgehen würde.»

RBR-Teamchef Christian Horner meinte: «Max hatte sich am Funk über Vibrationen beklagt. Als wir sahen, dass Bottas in Schwierigkeiten ist, mussten wir davon ausgehen, dass dies auch uns treffen könnte. Wir hatten so viel Luft zu Leclerc hinter uns, dass wir genügend Zeit für einen Stopp erhielten, also taten wir das. Angesichts des Reifens, den wir von Max’ Wagen nahmen, bin ich nicht sicher, ob wir es ins Ziel geschafft hätten.»

«Natürlich liegt der Gedanke nahe – wir hätten gewinnen können. Aber man muss das auch so sehen: Wir hätten auch draussen bleiben und uns ebenfalls einen Reifenschaden einfangen können. Der stärkere Eindruck muss sein, dass wir einen zweiten Rang eingefahren haben.»

Der Engländer Ross Brawn war bei Ferrari jahrelang nicht nur Technik-, dann Teamchef, er war auch das Genie hinter fabelhaften strategischen Entscheidungen. Was also sagt der heutige Formel-1-Sportdirektor zum Vorgehen von Red Bull Racing?

Ross Brawn: «Heute wissen wir – die Entscheidung, Max an die Box zu holen, hat den Sieg gekostet. Aber das Knifflige ist eben: Keiner konnte wissen, dass nach Bottas auch Hamilton einen Platten haben würde.»

«Als die RBR-Strategen sahen, dass Bottas langsam zur Box zurückkommt, haben sie gehandelt. Gegen hinten hatte Verstappen zu Leclerc genügend Raum für einen Boxenstopp, ohne seinen Platz zu verlieren. Es winkte die Chance auf den Extrapunkt für die beste Rennrunde. Und auf diese Weise war der Rennstall gleichzeitig in Sachen Reifen auf der sicheren Seite.»

«Ich bin der Ansicht, dass Red Bull Racing das Richtige getan hat. Das war keine schlechte Entscheidung vom Kommandostand, nur eine unglückliche. Ich hätte als Stratege genau das Gleiche getan wie die Jungs von RBR.»

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