Toto Wolff (Mercedes): «Es gibt keine Garantie»
Toto Wolff und Valtteri Bottas
Als Ferrari Anfang der 2000er Jahre die Konkurrenz in Grund und Boden fuhr, wurde dem damaligen Teamchef Jean Todt die Frage gestellt, was sein grösster innerer Antrieb sei. Die Antwort des Franzosen: «Die Angst vor dem Verlieren.Q
Manchmal denke ich, dass Mercedes-Teamchef Toto Wolff ähnlich tickt. Denn egal, wie erfolgreich sein Rennstall auftritt, der Wiener bleibt immer argwöhnisch. So auch jetzt. Dabei könnte die Ausgangslage für die Dauer-Weltmeister nicht komfortabler sein: Wir haben vier Rennen hinter uns, vier Mal hat Mercedes gewonnen, zunächst Valtteri Bottas in Österreich, dann Lewis Hamilton drei Mal in Folge, beim Steiermark-GP, auf dem Hungaroring und beim ersten Silverstone-Rennen.
Ergebnis: Lewis Hamilton führt die WM mit 88 von 104 möglichen Punkten an, gefolgt von Bottas mit 58. Nächster Verfolger ist Max Verstappen mit 52 Zählern. In der Markenwertung hat Mercedes in vier Rennen fast doppelt so viele Punkte (146) geholt wie das zweitplatzierte Team von Red Bull Racing (78).
Toto Wolff sieht die Situation vor dem zweiten Silverstone-GP so: «Das erste Rennen in England verlief für uns bittersüss. 49 Runden lang hatten wir einen guten Sonntag, aber dann wurde alles innerhalb von nur wenigen Minuten auf den Kopf gestellt. Valtteri hatte sehr viel Pech und musste eine komplette Runde mit dem Reifenschaden zurücklegen, wodurch er aus den Punkterängen herausgefallen ist. Lewis hatte mehr Glück und brachte sein Auto auf drei Rädern über die Ziellinie. Alles in allem haben wir mit Valtteri 18 Punkte verloren, hätten aber auch leicht mit beiden Autos aus den Top-10 fallen können.»
«Wir haben von Anfang an betont, dass Zuverlässigkeitsprobleme sich in dieser verkürzten Saison als besonders kostspielig erweisen können, und am vergangenen Wochenende haben wir das am eigenen Leib erfahren müssen. Das war eine gute Erinnerung daran, dass ein starkes Auto allein keine Garantie für starke Ergebnisse ist. Wir waren schon immer skeptisch, gingen vom Schlimmsten aus und waren uns bewusst, dass es in unserem Sport keine Spazierfahrten gibt. Wir bringen diese komplexen Maschinen an jedem Wochenende bis an ihre Grenzen, und es wäre unvernünftig, davon auszugehen, dass immer alles für uns läuft.»
«Das anstehende Wochenende in Silverstone wird eine echte Herausforderung mit höheren Temperaturen und weicheren Reifenmischungen. Die heisseren Bedingungen liessen das Feld vergangene Woche zusammenrücken, und die weicheren Reifen führen zu mehr Boxenstopps und mehr Strategiemöglichkeiten. Deshalb erwarten wir einen engen Kampf.»