Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Antonio Giovinazzi nach Formel-1-Aus: Hässliche Seite

Von Mathias Brunner
Antonio Giovinazzi in Abu Dhabi

Antonio Giovinazzi in Abu Dhabi

Mitte November war klar: Für Antonio Giovinazzi ist 2022 bei Alfa Romeo kein Platz mehr. Der Italiener reagierte verbittert und tritt nun nach: «Gegen Geld bist zu machtlos, das ist die hässliche Seite des Sports.»

Es hatte sich seit Monaten angebahnt, Mitte November stand es fest: Alfa Romeo-Fahrer Antonio Giovinazzi ist sein Formel-1-Cockpit los, 2022 treten die Rotweissen in einer neuen Aufstellung an – mit Valtteri Bottas als Nachfolger von Kimi Räikkönen und mit dem 22-jährigen Guanyu Zhou aus Shanghai für den oft glücklosen Italiener Giovinazzi.

Antonio, bei Alfa Romeo und Sauber von Australien 2017 bis Abu Dhabi 2021 in 62 Grands Prix dabei, reagierte auf Twitter verbittert: «Die Formel 1 ist Talent, Auto, Risiko, Geschwindigkeit. Aber sie kann auch gnadenlos sein, wenn die Regeln vom Geld diktiert werden.»

«Ich glaube an die grossen und kleinen Siege, die durch eigene Kraft errungen werden. Ich poste hier mein erstes Foto, das ich in einem Formel-1-Renner zeigt. Das letzte ist noch nicht geschossen worden.»

Antonio erreichte in der Formel 1 als bestes Ergebnis einen fünften Rang im Chaos-GP von Brasilien 2019, 2021 wurde er WM-18.

Seine Karriere setzte Giovinazzi in der Formel E fort, als Pilot des Team Dragon von Jay Penske, dort fährt er an der Seite des früheren McLaren-Reservisten Sérgio Sette Câmara.

Nun tritt der Süditaliener nach. In der italienischen Tageszeitung  Corriere della Sera spricht er von «meiner besten Saison». Auf die Frage unseres Kollegen Daniele Sparisci, wie sehr es schmerze, wenn man merke, dass Einsatz und Opferbereitschaft gegen Geld nicht reichen, meint Giovinazzi: «Meinen Platz zu behalten, war eine Herausforderung, die ich nicht meistern konnte. Das ist die hässliche Seite unseres Sports, auch wenn das immer so war. Immerhin konnte ich aus einfachsten Verhältnissen meinen Traum verwirklichen und Formel-1-Pilot werden.»

Als klar war, dass er keinen Stammplatz mehr erhalten würde, spürte Giovinazzi «eine riesige Enttäuschung. Das waren ganz schwierige Monate. Immer mehr wurde über mich geredet. Ich versuchte, das von mir wegzudrängen, einfach war das nicht. Aber ich bin zufrieden damit, wie ich reagiert habe. Ich kann die Formel 1 erhobenen Hauptes verlassen.»

«Guanyu Zhou kann von Glück reden, welche Unterstützung er in China erhält. Auch wenn er die notwendigen Punkte für die Formel-1-Superlizenz selber erkämpft hat. Doch es stimmt schon – heute bestimmen Rennfahrer über die Finanzpolitik von Rennställen. Ich bin nicht der einzige Pilot, der so seinen Platz verloren hat.»

2022 behält Antonio einen Fuss in der Tür zur Formel 1, als Reservist von Ferrari, Alfa Romeo und Haas. Giovinazzi sagt: «Das ist kein Adieu, das ist ein Auf Wiedersehen. Während ich mit Dragon in der Formel E fahre, kommen bei Ferrari grosse Aufgaben auf mich zu. Dieses Team hat mir alles gegeben.»

Auf die Frage, ob er sich von Alfa Romeo hintergangen fühle, meint der Italiener: «Warum hätten sie das tun sollen? Ich weiss es nicht, und ich will auch nicht darüber nachdenken. Ich wollte nur so viele Punkte wie möglich erringen. In Mexiko ist mir der Kragen geplatzt: Ich war nach jenem Rennen unglücklich, weil ich wegen unserer Strategie nicht einfahren konnte, was mir zustande. Aber das zählt heute alles nichts mehr.»

Giovinazzi hat auch schöne Erinnerungen: «Kimi Räikkönen ist der ideale Stallgefährte gewesen. Für mich war das immer ein wenig unwirklich – ich fahre neben dem Piloten, dem mein Vater und ich 2007 vor dem Fernseher sitzend zugesehen haben, wie er mit Ferrari Weltmeister wird. Kimi war immer offen und fair und ganz wichtig für meine Entwicklung als Rennfahrer.»

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