Sebastian Vettel: Japan-Stallorder und Indien-Plan
Sebastian Vettel: Fünfter GP-Sieg in Folge
Auch in Deutschland sind die Meinungen gespalten: die einen schätzen, dass Sebastian Vettel mit seinen Siegen und bald vier WM-Titeln langsam dorthin rückt, wo er vom Talent her hingehört – unter die ganz Grossen dieses Sports. Andere sind der Meinung, die Siegesserie von Vettel (fünf GP-Triumphe in Folge) haben mehr mit Heidi zu tun als mit Sebastian, also mit dem Fahrzeug mehr als mit dem Fahrer. Ex-GP-Pilot Martin Brundle rümpft die Nase: «Also bitte! Wenn das Auto tatsächlich so haushoch überlegen wäre, warum haben Webber und Vettel dann in diesem Jahr nicht ständig Doppelsiege eingefahren? Nein, ich lasse mir die Leistungen von Vettel nicht schlechtreden. Er ist ein grosser Fahrer.»
Der grosse Fahrer selber hat in Japan sein Siegesabo also verlängert und meint: «Ich bin sehr stolz, dass ich gewinnen durfte – und dies trotz des schlechten Starts. Die Fahrt war auch ein bisschen eine Geduldsprobe. Wir konnten im ersten Rennsegment nicht mitgehen, wie wir wollten, also mussten wir auf die Reifen aufpassen und uns etwas einfallen lassen. Wir haben also bewusst Zeit verloren, weil wir davon ausgingen, dass wir das später im Rennen wieder gutmachen können. Wir wollten gegen Ende des Rennens immer stärker werden, das war der Plan, und der ist heute perfekt aufgegangen. Länger draussen zu bleiben als die anderen und mehr auf die Reifen acht zu geben, das war heute der Schlüssel zum Sieg.»
Am Start war Vettel «komplett verblüfft. Eigentlich hast du in Japan vom ersten Startplatz aus ordentlich Haftung, aber bei mir haben die Reifen zu stark durchgedreht. Dann war ich etwas zu aggressiv, weil ich gemerkt habe, dass das wenig geht, der Kopf aber natürlich trotzdem will. Im ersten Moment fiel mir ein – vielleicht sind ja alle so schlecht losgefahren, aber da gingen schon die ersten an mir links und rechts vorbei. Ich war dann in einem Sandwich, der Frontflügel vorne links war leicht beschädigt. Lewis hat sich dabei einen Platten eingefangen, das tut mir leid, aber ich konnte mich ja auch nicht in Luft auflösen.»
Ab wann glaubt der Champion an einen weiteren Sieg? Vettel: «Gerade zu Beginn eines Rennens ist das Bild da oft unklar. Aber wir haben gerade 2011 gelernt, dass es hier in Suzuka nicht von Nachteil ist, länger auf der Bahn zu bleiben und dann gegen Ende des Grand Prix Druck zu machen.»
Klar erwarten alle, dass der dreifache Weltmeister in knapp zwei Wochen zum vierfachen Weltmeister wird. Fährt Vettel da auf Titel oder auf Sieg?
Sebastian grinst: «Natürlich auf Sieg! Ich glaube, viele Menschen unterschätzen noch immer, wie viel Arbeit hinter unseren Erfolgen steckt. Natürlich könnte man es sich bei dieser Vorgabe leisten, ein wenig konservativer ans Werk zu gehen. Aber das ist in der Regel nicht unser Ziel. Wir wollen aus jedem Rennen das Beste aus dem Grand Prix holen, und das ist halt üblicherweise der Sieg.»
Während des Indian-GP gab es etwas Aufregung um einen Funkspruch von Vettel, der sinngemäss meinte – haltet ihn mir vom Leib. Das münzte so mancher flugs auf Mark Webber um. Also doch eine Stallorder bei Red Bull Racing?
Nach dem Rennen klärte sich das. Vettel: «Nein, meine Klage bezog sich auf einen McLaren vor mir, ich glaube, es war Pérez, der überhaupt keine blaue Flagge gezeigt bekam, also auch keine Anstalten machte, aus dem Weg zu gehen.»