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China-GP: Alle fürchten sich vor einem Reifenfiasko

Von Mathias Brunner
Das Körnen (graining) kennen wir in der Formel 1 seit einigen Jahren

Das Körnen (graining) kennen wir in der Formel 1 seit einigen Jahren

Bislang ist in der Saison 2014 mehrheitlich von den neuen Antriebseinheiten und der Überlegenheit von Mercedes die Rede. Beim China-GP rückt das Thema Reifen wieder in den Mittelpunkt.

Erleben wir heute beim China-GP ein Reifenfiasko? Am Freitag beklagten sich alle Piloten über das gefürchtete «graining», wenn sich also auf der Reifenoberfläche kleine Gummikügelchen bilden und dann ablösen – weil der Reifen sich nicht optimal mit der Fahrbahn verbindet (haftet), sondern der Gummi zu stark auf dem Asphalt schmirgelt.

Das führt nicht nur dazu, dass der betreffende Fahrer wie auf Eis herumrutscht (Untersteuern in die Kurven hinein, Übersteuern und durchdrehende Räder aus den Kurven heraus), es führt auch zu einer massiven Gummiansammlung neben der Bahn.

Ex-GP-Pilot Martin Brundle: «Hier in China kann das unter anderem dazu führen, dass die Piloten sich einen Angriff auf den Vordermann zwei Mal überlegen. Denn wer aus dem Windschatten des Gegners ausschert, fährt durch diese Gummiteilchen, sammelt die mit den eigenen Reifen auf, und dann dauert es eine Weile, bis die wieder von der Oberfläche verschwunden sind. Kimi Räikkönen machte dies hier in Shanghai mal kurz vor Schluss eines Rennens und wurde gleich um sechs oder sieben Plätze zurück gereicht.»

Bruno Senna, in Shanghai TV-Experte für die britische Sky: «Wenn du hinter einem solchen Fahrer liegst, dann wirst du von Gummikügelchen eingedeckt wie durch Steinschlag. Darüber hinaus verkleben diese Teile Schlitze im Frontflügel oder die Bremsbelüftung.»

Übermässige Abnutzung und graining (Körnen auf Deutsch), das geht in China vor allem auf die verhältnismässig niedrigen Temperaturen zurück. Zahlreiche Fahrer bringen die Reifen nicht ins optimale Betriebsfenster.

McLaren-Star Jenson Button weiss: «Dass es am Samstag geregnet hat, ist schlecht. Denn normalerweise wird die Tendenz zum Körnen geringer, je mehr Gummi auf der Ideallinie liegt. Doch der Regen hat die Piste gewaschen, wir fangen also in Sachen Reifenbelag auf dem Asphalt gewissermassen bei null an.»

Bei Pirelli spielt man das Problem herunter: «Wenn man ein, zwei Runden aggressiv fährt, dann verschwindet das Körnen von alleine», erklärte ein Pirelli-Sprecher auf Nachfrage. Deshalb sorge man sich auch nicht mit Blick auf das vierte Saisonrennen, für das die Wetterfrösche keine wärmeren Temperaturen voraussagen.

Die Fahrer befürchten aufgrund ihrer Erfahrung leider etwas anderes.
Pirelli glaubt für den China-GP an folgenden Marschplan (die Fahrer haben nach dem Regen im Abschlusstraining freie Reifenwahl): Die theoretisch schnellste Reifenstrategie umfasst zwei Stopps. Wessen Reifen jedoch zu körnen beginnen und sich nicht erholen, der wird so viel Zeit verlieren, dass ein unplanmässiger Stopp nicht zu vermeiden ist.

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