Felipe Massa: Stur? Unbelehrbar? Verzweifelt?
Felipe Massa: Seine Saison verläuft nicht nach Wunsch
Grundsätzlich geniesst der langjährige Sauber- und Ferrari-Fahrer Felipe Massa im Fahrerlager viel Entgegenkommen. Die jahrelange Wasserträger-Rolle bei Ferrari, sein knuffiges, zugängliches Wesen, den offen gezeigten Familiensinn, das Comeback nach dem schweren Unfall 2009 hier auf dem Hungaroring, die Art und Weise, wie er beim dramatischen WM-Finale 2008 in Interlagos gegen Lewis Hamilton in der Niederlage Grösse zeigte – das sind alles Faktoren, die dazu beigetragen haben, dass der heutige Williams-Fahrer viel Kredit besitzt (auch bei mir, wie ich gerne zugebe). Aber dieses Sympathie-Guthaben schmilzt derzeit rapide.
Massa reagiert empfindlich wie die Prinzessin auf der Erbse, wenn ihm an der Kollision mit dem McLaren von Kevin Magnussen in Hockenheim die Schuld zugewiesen wird. Nicht nur, dass der WM-Zweite von 2008 (hinter Lewis Hamilton) hier erneut dargelegt hat, wieso Kevin am Crash schuld sei («Kevin war zu aggressiv»).
Massa holt auch gleich zu einem Schwinger gegen die FIA aus: «Wenn mir erklärt wird, dass ich die Kollision zu verantworten habe, dann muss ich mich fragen, mit welcher Berechtigung einige Leute FIA-Stewards werden.»
Felipe liegt in der WM auf dem zehnten Zwischenrang, sein junger Stallgefährte Valtteri Bottas (24) hat sich mit zuletzt drei Podesträngen in Folge auf den fünften Platz nach vorne gearbeitet.
Bottas hat mit 91 Punkten mehr als drei Mal so viele Zähler eingefahren wie Massa mit seinen 30.
Tenor im Fahrerlager: Der mangelnde Wille von Massa, mindestens eine Teilschuld am Crash einzugestehen, gründet in einer tiefen Frustration. Massa spürt, dass ihm als nominellem Team-Leader die Felle davonschwimmen.