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David Coulthard: «Mercedes-Ohrfeige für Nico Rosberg»

Von Mathias Brunner
David Coulthard mit Nico Rosberg

David Coulthard mit Nico Rosberg

Der frühere Grand-Prix-Pilot David Coulthard spricht in seiner BBC-Kolumne differenziert über die Alpha-Tiere Nico Rosberg und Lewis Hamilton sowie darüber, wie Mercedes vorgehen sollte.

«Die Kontroverse um die Kollision zwischen den Mercedes-Fahrern Lewis Hamilton und Nico Rosberg ist für die Formel 1 Gold wert. Mercedes serviert den Fans genau das, was wir alle sehen wollen.»

«Die Kollision geht meiner Meinung nach komplett auf die Kappe von Rosberg. Lewis Hamilton hat nichts falsch gemacht, denn er fuhr seine normale Rennlinie. Ich kann kein Abdrängen von Rosberg erkennen.»

«Ich bleibe dabei, was ich schon als Kommentator während des Grand Prix gesagt habe. Nico wird sich gedacht haben: “Ich muss Lewis zeigen, dass ich nicht immer für ihn Platz mache.“ Denn genau das hatte er in Bahrain und Ungarn getan. Dort hatte er eigentlich keine andere Wahl. Dieses Mal hatte er offenbar eine andere Wahl. Er öffnete einmal die Lenkung, dann wurde ihm klar, dass er auf diese Weise die Kurve nicht schaffen würde und lenkte erneut ein, darauf folgte die etwas tollpatschig wirkende Berührung mit Hamilton.»

«Zur Absichts-Unterstellung nur so viel – ich kenne keinen Rennfahrer, der ein solches Manöver wagen würde, im vollen Wissen, dass er seinen eigenen Wagen beschädigen könnte. Seinen eigenen Frontflügel beschädigen, das ist in der modernen Formel 1 nicht eben eine Siegstrategie. Und glaubt mir: Man kann den Flügel aus dem Auto heraus wirklich nicht sehen, wie also sollte man ein Manöver genau so timen können, um dem Gegner den Reifen zu beschädigen?»

«Rosberg muss nun viel Prügel einstecken, denn natürlich haben die Leute die Vorkommnisse in Belgien sofort mit Monaco verknüpft, wo sich die Kluft zwischen diesen beiden geöffnet hat.»

«Selbst wenn Rosberg etwas beweisen wollte – ungeschickt war das schon. Ich halte ihn im Rad-an-Rad-Duell einfach für nicht ganz so gut wie Hamilton. Müsste ich einen Piloten wählen, der aus der Boxengasse noch aufs Siegerpodest vorpreschen soll, dann fiele meine Wahl auf Lewis. Aber im gleichen Atemzug möchte ich betonen: Wenn es darum geht, Ruhe zu bewahren und den Gegner unter Druck zu setzen, dann macht das Rosberg erheblich besser. Rosberg ist ein verflixt schneller Mann, überaus clever, er ist WM-Leader. Aber ihm muss klar sein: diese Art von Duellen wird er gegen Hamilton nicht gewinnen.»

«War es richtig, dass die Rennkommissare nicht eingegriffen haben? Ja – denn schliesslich sind solche Zweikämpfe genau das, was die Fans sehen wollen. Was mir dabei nicht gefällt: dass der Ausgang dieses Duells einen erheblichen Einfluss auf den WM-Stand gehabt hat. Darüber muss sich die FIA Gedanken machen. Sonst fährt einer bei der WM-Entscheidung dem anderen einfach in die Kiste und ist Champion. Ich weiss, das hat es schon gegeben, aber eigentlich will ich nicht, dass ein Titelrennen auf diese Weise entschieden wird.»

«Wie geschickt haben sich die Fahrer gegen aussen benommen? Wenn Rosberg in der Teambesprechung findet, er müsse etwas beweisen um klarzumachen, dann er sich nicht herumschubsen lässt, dann hat er jedes Recht, das auch zu sagen. Aber hinter verschlossenen Türen. Sollte Hamilton ausplaudern, was dort gesagt wird? Im Interesse des Teams wohl eher nicht.»

«Als ich bei McLaren an meinen Stallgefährten Mika Häkkinen geriet, flogen in der Teambesprechung auch die Fetzen. Aber Mika hätte das nie ausgeplappert, und ich hielt mich auch an die Vorgaben der Firma. Doch Hamilton ist eben schwieriger zu managen als Mika oder ich – das beweist schon die Tatsache, dass er vor ein paar Jahren nach einem Quali-Duell mit Jenson Button Telemetriedaten getwittert hat.»

«Ich bin überrascht davon, wie die Teamleitung gegen aussen alle Schuld Rosberg gibt. Normalerweise stellt sich ein Rennstall hinter seine Fahrer. Das ist eine Ohrfeige für Nico. Gleichzeitig bewundere ich es, dass Niki Lauda und Toto Wolff hier nicht um den heissen Brei herumreden, wenn einer ihrer Fahrer es verpatzt hat.»

«Kritik hin oder her – Mercedes hat über die Fahrer nicht mehr Kontrolle als früher Frank Williams über Nelson Piquet und Nigel Mansell oder Ron Dennis über Alain Prost und Senna sowie später über Lewis Hamilton und Fernando Alonso. Es ist genau so illusorisch, einen Vulkan kontrollieren zu wollen. Mercedes hat nun mal zwei Nummer-1-Fahrer, und nichts hält die auf der Piste davon ab, sich durchsetzen zu wollen.»

«Mercedes sollte im Interesse des Sports genau so weitermachen wie bisher. Diese Saison wird ein Klassiker, und wir sollten es geniessen, dass Mercedes gewillt ist, diesen Klassiker überhaupt erst möglich zu machen.»

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