Tony Fernandes (Caterham): Formel 1 böse, rachsüchtig
Flugunternehmer Tony Fernandes in charmanter Begleitung
Anfangs Juli hat Tony Fernandes (50) seinen Formel-1-Rennstall Caterham verkauft – an eine Gruppe mysteriöser Investoren, angeblich aus der Schweiz und aus dem Mittleren Osten, der Deal wurde eingefädelt von Colin Kolles. Der 46jährige Rumäne hat viel Erfahrung im Umgang mit finanzgeplagten Rennställen – was der gelernte Zahnarzt über Jahre mit Midland, Spyker, Force India und HRT vollführt hat, um Rennställe mit diesen Namen im Geschäft zu halten, grenzt an die Fähigkeiten eines David Copperfield.
Erstmals seit dem Verkauf des Teams spricht Flugunternehmer Fernandes (AirAsia) nun über seine Erfahrungen im Grand-Prix-Sport, und in seinen Worten schwingt viel Bitterkeit mit.
«Ich fühle mich erleichtert», sagt der Malaysier über sein grundsätzliches Gefühl. «Ich sehe nichts Falsches darin, etwas zu versuchen, selbst wenn man dabei scheitert. Ich habe in der Formel 1 viel lernen können, vor allem wie man Dinge eben nicht machen sollte. Vielleicht muss ich mir vorwerfen, dass ich mich nicht genug um Caterham gekümmert habe, aber es gab auch Dinge, dich nicht in meiner Hand lagen – etwa der Namensstreit um die Bezeichnung Lotus, das war ein herber Rückschlag. Es sind Dinge passiert, die den Eindruck stärken – die Formel 1 ist ein bösartiges und rachsüchtiges Umfeld.»
Tony Fernandes gegenüber dem britischen «Independent»: «Caterham hat dann keine Fortschritte gemacht, viel Investitionen haben sich nicht ausgezahlt, es wurde immer schwieriger. Die Vision von Max Mosley, die Kosten für die Neueinsteiger niedrig zu halten, konnten nie wie ursprünglich geplant umgesetzt werden. Daher haben so viele Rennställe heute Mühe. Alle redeten davon, dass man Hand in Hand arbeiten werde, aber das ist nicht passiert. Also habe ich mir irgendwann eingestehen müssen – so hat das keinen Sinn mehr, ich gebe mich geschlagen.»
Fernandes konzentriert sich aus sportlicher Perspektive nun auf seinen Fussballklub, die Queens Park Rangers. «Egal, ob du nun ein Top-Team bist oder eine Elf hast, die eher im letzten Tabellendrittel liegt – du erhältst genügend Geld, um zu überleben; das ist der grundsätzliche Unterschied zwischen Fussball und Formel 1. Die Kommunikation ist ebenfalls viel besser. Es herrscht die Überzeugung, dass alle im gleichen Boot sitzen.»