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Ferrari bringt Sebastian Vettel das Lächeln zurück

Von Andreas Reiners
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel hatte bei Red Bull sein typisches Lächeln verloren. Bei Ferrari blüht der viermalige Weltmeister wieder auf. Und formuliert vorsichtige, aber ehrgeizige Ziele.

Sebastian Vettel trug eine legere, blaue Jeans. Dazu natürlich eine Ferrari-Jacke und die obligatorische Kappe. Beides im legendären Rot der Scuderia.

Daneben zeigte der 27-Jährige immer wieder dieses typische Vettel-Grinsen. Von einem Ohr zum anderen, umrahmt von einem Dreitagebart, schelmisch und spitzbübisch. Gepaart mit dem für ihn typischen Humor. Schwarz, ironisch , sehr britisch. So, wie man den viermaligen Formel-1-Weltmeister jahrelang kannte.

Das Lausbuben-Lächeln war ihm in der vergangenen Saison, seiner letzten bei Red Bull, jedoch irgendwie abhanden gekommen. Mürrisch wirkte er da oft. Sportlich frustriert. Auch ein wenig desillusioniert.

Goldene Zukunft mit den Roten?

Doch das ist Vergangenheit. Denn Ferrari ist nun seine Zukunft, und mit den Roten soll es eine goldene werden. Die vergangenen Wochen, die ersten Kilometer in seiner noch namenlosen «Roten Göttin», haben ihm das Lächeln, den Humor zurückgebracht. Die Zuversicht. Und vor allem den Spaß. Denn auch den schien er zuletzt verloren zu haben.

Im Rahmen eines Sponsoren-Termins in Mönchengladbach parlierte und plauderte der Heppenheimer gewohnt schlagfertig, war in bester Laune. Als ihn ein Journalist auf seine zahlreichen, vor allem altersbedingten Bestmarken ansprach und ihn fragte, warum es ihm trotzdem so wichtig gewesen sei, sein Abitur nachzuholen, musste Vettel lachen.

«Mein Abitur habe ich ganz normal gemacht, nicht nachgeholt. Ich war also auch da in der Zeit. Ich weiß nicht, wer ihnen das gesagt hat, aber er soll mich mal anrufen», sagte Vettel.
Rekord-Fehlstunden

Und nahm den Faden wieder auf, als er anschließend über seine Schulzeit sprach. «Hinten raus war es schwierig, weil ich die meisten Fehlstunden hatte. Auch da hatte ich einen Rekord.» Und die Lacher auf seiner Seite.

Auch als die Sprache auf die Unterschiede zwischen Red Bull und Ferrari kam, konnte er sich einen humoristischen Seitenhieb nicht verkneifen. «Bei Ferrari wird viel mit den Händen gesprochen», spielte er auf die noch vorhandenen sprachlichen Hürden an, auch wenn er fleißig Italienisch büffelt.

Denn Vettel ist vor allem Perfektionist. Wenn es ums Sportliche geht, ist bei ihm dann auch schnell mal Schluss mit lustig. «Er ist ein rationaler Typ, sehr genau, wenig emotional, sehr hingebungsvoll, voller Respekt für Ferrari. Ich erlebe ihn als einen extrem ausgeglichenen Menschen», sagte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne voll des Lobes jüngst über seinen Angestellten.
Und formulierte dabei das langfristige Ziel, 2018 den Titel nach Maranello zu holen. «Ich will natürlich vorher Weltmeister werden», stellte Vettel klar.

Was die kurzfristigen Ziele mit der Scuderia angeht, will er sich aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Denn bei Ferrari wurde im Winter kein Stein auf dem anderen gelassen, das Personal ausgetauscht und der Traditionsrennstall nach einer Saison ohne einen einzigen Rennsieg nahezu komplett neu aufgestellt. «Das geht an einem Team nicht spurlos vorbei, man kann nicht von Anfang an Bäume ausreißen», mahnte Vettel.

Doch das Auto fühle sich gut an, die Rundenzeiten bei den Testfahrten in Jerez und Barcelona seien in Ordnung gewesen. «Bis jetzt ist die Stimmung sehr gut, die Entwicklung ist gut und wir wissen, wo wir hin wollen. Wir wissen aber auch, dass es noch ein weiter Weg ist», so Vettel.

Als zweite Kraft etablieren

Sowohl für den Auftakt in Melbourne als auch für die gesamte Saison sieht er Mercedes zwar weiter in der Favoritenrolle. «Doch was das Feld dahinter angeht, wird es sehr, sehr spannend. Da hoffen wir, aufschließen zu können und uns mittel- bis langfristig in diesem Jahr als zweite Kraft etablieren können. Das wäre ein großer Schritt», sagte Vettel.

Denn sein großes Ziel ist natürlich über kurz oder lang der WM-Titel mit Ferrari. Parallelen zu seinem einstigen Vorbild Michael Schumacher sind unverkennbar und wohl kaum zufällig, auch der Rekordchampion hatte Ferrari neues Leben eingehaucht und sich mit fünf WM-Titeln unsterblich gemacht.

Auch für Vettel wäre es die Krönung seiner Karriere. Ganz nebenbei würde er seine Kritiker Lügen strafen. Die werfen ihm seit Jahren vor, er habe seine vier Titel vor allem aufgrund des überlegenen Red Bull geholt. Und diese Kritiker fühlten sich im vergangenen Jahr natürlich bestätigt, als ihm sein Teamkollege Daniel Ricciardo im selben Auto regelmäßig um die Ohren fuhr.

Ferrari als Verpflichtung

Wohl auch deshalb wirkte sein Weggang ein wenig wie eine Flucht. Auch wenn der Druck bei einem Team wie Ferrari grundsätzlich schon wesentlich größer als bei allen anderen Teams in der Formel 1 und die Aufgabe fast schon eine Bestimmung ist. Ferrari ist eine Marke, ein Mythos. Gleichzeitig ist Ferrari aber auch eine Verpflichtung. Eine Verpflichtung, die Druck erzeugt. Druck, den Vettel sich allerdings selbst am meisten macht. Ganz der Perfektionist eben.

«Wenn ich davon überzeugt gewesen wäre, dass es nichts wird, dann hätte ich es nicht gemacht. Das, was ich bisher gesehen habe, stimmt mich sehr zuversichtlich. Aber: Mit den vielen Umstellungen braucht es etwas Zeit», sagte Vettel.

«Aber klar: Je früher, desto besser», schob er schnell noch hinterher. Und grinste.

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