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Haas F1: Wieso gibt es am US-Projekt noch Zweifel?

Von Agnes Carlier
Günther Steiner

Günther Steiner

Das Projekt «Haas F1» wächst und wächst. Den Stand der Dinger erläutert Teamchef Günther Steiner im Interview.

Die Vorbereitungen für das neue Formel-1-Team Haas F1 laufen weiter auf Hochtouren. Über den aktuellen Stand der Dinge berichtet Teamchef Günther Steiner im Interview.

Seit unserem letzten Treffen haben Sie beschlossen, dass Ihre Basis in Europa liegen soll?

Ja, Teile des operativen Geschäfts werden in Europa stattfinden und natürlich ist unsere Heimatbasis in Banbury in Großbritannien. Dort haben wir die Anlage des früheren Marussia-Teams erworben. Ich pendle derzeit jede zweite Woche in unsere neue Fabrik, weil wir dort unsere Basis aufbauen. Im Moment ist eine der Prioritäten an den Schlüsselstellen die richtigen Leute einzustellen. Auf meinem Schreibtisch stapeln sich ca. 2.500 Bewerbungen. Gott sei Dank weiß ich, wie man einen Lebenslauf liest. Außerdem kenne ich die Hälfte der Bewerber, da ich ihnen an dem einen oder anderen Punkt meiner Karriere und auf verschiedenen Leveln in den verschiedensten Positionen schon begegnet bin.

Motorsport ist doch eine kleine Welt. Das macht es für mich etwas einfacher und vielleicht auch für die Bewerber. Viele aus dem Team werden auch in Banbury am Haas F1 Team Standort stationiert sein. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir schon einige Schlüsselfiguren gefunden, insbesondere Dave O'Neill als Teammanager, Rob Taylor als Chefdesigner und Ben Agathangelou als Chef-Aerodynamiker.
Derzeit nutzen wir auch den Windkanal von Ferrari. Alles in allem haben wir zwischen Dallara und Ferrari ein Team von 60 Leuten, die Fortschritte an der Technikfront erreichen. Und zum Schluss haben wir noch einen CFD Super Computer in Charlotte.

Würden Sie sagen, dass Sie schon Fortschritte gemacht haben?

Wir haben das erste maßstabsgetreue Modell in der Prüfung. Um da mehr zu erfahren, werden wir den Windkanal bei Ferrari nächste Woche nutzen.

Haben Sie das Gefühl hinter dem Zeitplan zu liegen?

Nein, eigentlich nicht. Einige Pläne haben sich geändert und grundsätzlich haben wir mehr erledigen können als wir ursprünglich erwartet hatten.

Welche Philosophie steckt hinter dem Design des Autos?

Es so schnell fahren zu lassen wie es irgend geht! Genau wie bei allen anderen Teams denke ich.

Wie weit sind Sie in der Fahrerfrage?

Glauben Sie mir, darüber haben wir noch nicht gesprochen. Wir haben auch noch ein bisschen Zeit. Aber natürlich wünschen wir uns einen erfahrenen Fahrer. Wir wissen auch, dass wir einen Fahrer mit größerer Qualität bekommen, wenn wir noch etwas warten. Da werden noch mehrere gute Fahrer auf dem Markt sein. Wir brauchen einen Fahrer, der motiviert, fokussiert, interessiert ist, aber auch erfahren und schon Erfolge eingefahren hat. Gleichzeitig brauchen wir einen jungen wilden Fahrer.

Gab es auch unerwartete Überraschungen oder Ereignisse, seit Sie Ihr Projekt öffentlich gemacht haben?

Nun, ich denke, die größte Überraschung war die große Skepsis, die uns nach unserer Ankündigung entgegenschlug. Ich denke, dass hängt alles mit der wirtschaftlichen Situation rund um die F1 und mit den vorherigen Erfahrungen anderer Teams zusammen. Aber wir haben nicht das gleiche Konzept. All unsere Inhalte sind anders: Wir haben eine Planung, Geld, einen frühen Start und wir hatten mindestens 18 Monate Zeit seit dem ersten Federstrich auf einem weißen Blatt Papier, weil wir schon vor zwei Jahren angefangen haben. All das sind gute Bestandteile. Als zweite Anmerkung würde ich sagen, dass die Formel 1 komplexer als jemals zuvor geworden ist. Das hat mich nicht wirklich überrascht, aber es ist eine Tatsache.

Wenn Sie mit Ihrer Erfahrung das mit der NASCAR vergleichen: Dort sind die Budgets deutlich niedriger. Wie kann das in der F1 funktionieren?

Der Schlüssel ist das Marketingkonzept. Bei der NASCAR muss man am Anfang investieren. Aber letztlich kannst du dort mit nur einem Auto starten. In der Formel 1 benötigst du zwei Autos. Also ist der größte Unterschied die finanzielle Grundlage. Ich würde sagen, das liegt im Verhältnis bei 1 zu 3.

Tatsächlich brauchst du den unbedingten Willen etwas zu tun, um ein Projekt erfolgreich zu machen. Ich muss an den Sport glauben und an das Projekt. Aber im Vorfeld kannst Du niemals sagen, wie du auf der Strecke abschneiden wirst, bist du endlich da bist.

Was sind Ihre Vorzüge?

Haas F1 hatte den Plan in die F1 zu gehen, bevor die F1 ein bisschen zusammengebrochen ist und die Vision hat sich nicht geändert. Wir möchten alles sein außer zu kompliziert. Wir machen dieses Projekt aus Leidenschaft. Wir müssen anders sein als die anderen.

Was sind für Sie noch die entscheidenden Schlüsselstellen zwischen jetzt und dem nächsten Jahr?

Oh, da werden noch einige kommen. Wir hatten gerade jetzt erst eine: Als ein Teamchef zu mir kam und mir zu unserem Geschäftsmodell gratuliert hat und dabei hinzugefügt hat: "Es liegt innerhalb des Reglements. Es ist klar und einfach. Wir haben das Geschäftsmodell analysiert. Wir hätten auch an so etwas denken sollen. Gut gemacht". Aber der entscheidende Punkt wird sein, wenn die Reifen des Autos sich zum ersten Mal auf der Strecke drehen.

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