Formel 1: Wie mutig ist Ferrari?

Red Bull-Kritik an Mercedes: Reaktion Button–Hamilton

Von Mathias Brunner
Jenson Button und Lewis Hamilton 2014

Jenson Button und Lewis Hamilton 2014

Die beiden britischen Formel-1-Champions Jenson Button und Lewis Hamilton reagieren auf die Kritik von Red Bull Racing und Bernie Ecclestone an der Überlegenheit von Mercedes.

Der Melbourner «Herald Sun» brachte es auf den Punkt: Ein Bild von Australien-GP-Dominator Lewis Hamilton war getitelt – Mercules.

Während der Wintertests hatte es sich bereits angedeutet, dass die Silberpfeile nicht schwächer als 2014 sein würden, nun haben die Gegner Gewissheit: Wer an Siege denken will, muss zunächst mal an Weltmeister Mercedes vorbei.

Nach einem faden Grand Prix mit jämmerlichen 15 Autos am Start ist das Geschrei gross und die Einschaltquote klein: Viele empfanden den Melbourne-GP als Rennen der Formel Gähn, und sie machen Mercedes dafür verantwortlich.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner verlangt Schritte vom Autoverband FIA, um die Konkurrenzfähigkeit der Rennställe einander anzugleichen. Red-Bull-Chefberater Dr. Helmut Marko schliesst nicht aus, dass man die Formel-1-Bühne verlasse. Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone, mit wachem Auge auf den Zuschauerschwung, stösst ins gleiche Horn.

«Mercedes hat einen Super-Job gemacht», sagt der 84jährige Baumeister der modernen Formel 1. «Das muss man anerkennen. Aber wir müssen Mittel und Wege finden, um die Chancengleichheit wiederzufinden.»

Aber entspricht das wirklich dem, was Fans und Fachleute wollen?

In den sozialen Netzwerken überwiegt der Grundton der Fans: Als Red Bull Racing von WM-Titel zu WM-Titel eilte, schrie die Konkurrenz auch nicht nach der FIA. Und vor der Abreise aus Melbourne sagt uns ein Formel-1-Urgestein im Vertrauen: «Das wahre Problem der Formel 1 ist nicht Mercedes, sondern die veraltete Ansicht darüber, wie unser Sport vermarktet werden sollte.»

Inzwischen haben sich auch die beiden britischen Formel-1-Champions Lewis Hamilton (2008 und 2014) und Jenson Button (2009) zu den Vorwürfen geäussert.

Melbourne-Sieger Hamilton: «Ich sass nach dem Rennen gleich neben Vettel und habe zu ihm gesagt – Sebastian, du hast uns das vier Jahre lang angetan. Du warst uns vier Jahre lang eine halbe Minute voraus. Ich weiss also, wie sich das anfühlt. Und er hatte niemanden, der ihn ernsthaft gefährdete. Ich habe Rosberg im Nacken.»

«Es liegt in der Natur des Sports, dass die Champions in guten Autos sitzen. Ich kennen keinen Piloten, der einen Formel-1-WM-Titel mit einem schlechten Rennwagen gewonnen hat. Gutes Material gehört eben auch dazu. Das habe ich jetzt, und ich werde es so lange zu meinen Gunsten nutzen, wie ich nur kann. So wie das die Piloten vor mir getan haben.»

Jenson Button meint: «Natürlich ist der Sport gegenwärtig das Opfer, aber es ist immer so in der Formel 1 – wenn jemand einen besseren Job macht als die anderen, dann wird er dafür angeprangert. Natürlich wäre es für den Sport schöner, wenn wir drei oder vier Marken hätten, die an der Spitze auf Augenhöhe kämpfen. Aber wieso sollte man Mercedes einen Vorwurf machen? Es ist die Schuld der anderen, wenn sie nicht konkurrenzfähig genug sein. Würden wir von Red Bull auch so viel Kritik hören, wenn sie einen Doppelsieg landen würden? Ich glaube nicht.»

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