Juan Pablo Montoya: Titel weg, Andretti ohne Lizenz
Die Ausgangslage vor dem 2015er IndyCar-Finale: der neuseeländische Ganassi-Pilot Scott Dixon müsste in Sonomo schon gewinnen und auf ein wenig Pech von Meisterschafts-Leader Juan Pablo Montoya hoffen, dann könnte Dixon den früheren Williams- und McLaren-Star aus Kolumbien vielleicht noch abfangen.
Dramatischer hätte es dann nicht kommen können – Dixon Sieger, Montoya nur Sechster, 556:556 Punkte, aber dank einer Sonderregelung (100 Punkte im Finale für den Sieger, sonst 50) sowie dank seines dritten Saisonsiegs (Montoya gewann zwei Mal) ist Dixon nun zum vierten Mal IndyCar-Champion (nach 2003, 2008 und 2013).
Wenig Freude am Finale hatte auch Marco Andretti: der Enkel von Rennlegende Mario Andretti wurde nur Elfter, damit kann sich der junge Andretti alle Hoffnungen abschminken, mit der Formel 1 zu liebäugeln (wir hatten online berichtet).
Dixon machte an diesem sonnigen Nachmittag in Kalifornien alles richtig – Ganassi heckte die perfekte Strategie aus, was Sprit- und Reifenverbrauch angeht.
Team Penske jedoch schlug sich an diesem Nachmittag selber: ausgerechnet mit Will Power, also seinem Penske-Stallgefährten, rumpelte Montoya nach einem Restart zusammen. Power hatte eine kleine Lücke offengelassen, der Kolumbianer sah das als Einladung, aber Will schloss die Lücke. Beide konnten nach kurzer Reparatur weitermachen und mussten sich durchs Feld kämpfen. Will Power sollte am Ende noch Siebter werden.
Montoya wusste: mit Dixon als Leader musste er mindestens Fünfter werden. Am Schluss reichte es nicht – etwas mehr als eine Sekunde fehlte auf den vor ihm fahrenden Ryan Briscoe. Damit war für Montoya der Titel weg, und dies nachdem er seit Beginn der Saison die Tabelle angeführt hatte!
Montoya war verständlicherweise sauer: «Wir haben den Titel weggeworfen. Wir hatten ein Auto, das schnell genug war, um die Ernte einzufahren, und wir haben es nicht geschafft. Und wenn du natürlich dann ein Finale hast mit doppelten Punkten, dann ist es egal, was du in den Rennen zuvor erreicht hast.»
Die Gelbphase wegen Luca Filippi, welche dazu führte, dass die Penske-Renner von Power und Montoya in den Verfolgerverkehr geriten, war fragwürdig. Will Power war daher verärgert: «Wir müssen schon entscheiden, ob wir einen Sport wollen oder ein Spielcasino. Rennen und Titel sollten nicht von der Rennleitung entschieden werden.»
Scott Dixon hingegen ist überglücklich: «Mir fehlen die Worte – wir haben immer an unsere Chance geglaubt.»
Vor dem Finale lag der Neuseeländer noch um 47 Punkte zurück. Ob die Doppelpunkte-Regel für 2016 beibehalten wird, ist ungewiss.