Rätsel Racing-Raritäten: Gurken können auch rot sein
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Name, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Auflösung der Vorwoche: Wir sehen den unvergessenen, grossen Jim Clark im Lotus 25-Climax, im Regen von Spa-Francorchamps 1963. Ich habe dieses Bild aus drei Gründen ausgewählt.
Erstens – der Regen! Ich schätze, heute würde bei solchen Niederschlägen das Safety-Car auf die Bahn kommen. Aber der Einsatz eines solchen Fahrzeugs in der Formel 1 war noch mehr als zehn Jahre entfernt, als der Schotte durch die Ardennen pflügte.
Zweitens – der Blick! Jim Clark scheint den Fotografen anzusehen, als wollte der Schotte sagen: «Grauenvoll, hier draussen!» Clark hat aus seiner Abneigung gegen den schnellen Kurs in Belgien nie ein Geheimnis gemacht, ganz besonders bei solchen Bedingungen, und es gehört zu den Mysterien der WM-Historie, dass der Lotus-Star in Belgien vier Mal in Folge gewann (von 1962 bis 1965), aber nie in Monaco. Der Blick von Clark richtete sich jedoch nicht an den Fotografen, sondern vielmehr an Lotus-Teamchef Colin Chapman. Der wurde prompt bei der Rennleitung vorstellig und bat um Abbruch. Die Belgier lehnten ab.
Drittens – der Vorsprung! Wenn heute, sagen wir Nico Rosberg zwanzig Sekunden vor Vettel die Ziellinie kreuzt, sprechen wir von einem überlegenen Sieg, wir reden von der Dominanz von Mercedes. So, und nun lassen Sie sich das in aller Ruhe auf der Zunge zergehen: Clark kam beim Belgien-GP 1963 vier Minuten und 54 Sekunden vor dem zweitplatzierten Bruce McLaren ins Ziel! Nie hat sich ein Fahrer zum Schluss eines Formel-1-WM-Laufs einen grösseren Vorsprung erarbeitet. Zwischendurch hatte Clark sogar das ganze Feld überrundet, aber McLaren gelang es vor der Zielflagge, sich wieder zurückzurunden. Es kamen damals nur sechs Fahrer ins Ziel: Clark, McLaren, dann Dan Gurney (Brabham) und Richie Ginther (BRM), beide je eine Runde zurück, sowie Jo Bonnier (Cooper) und Carel Godin de Beaufort (Porsche), beide zehn Runden zurück. Die restlichen zwölf Piloten schieden aus.
Jim Clark wurde 1963 Weltmeister. Er stellte sein Fahrzeug bei 10 WM-Läufen der Saison sieben Mal auf die Pole-Position, gewann sieben Rennen und fuhr sechs Mal die schnellste Rennrunde.
Clark ist in der Formel 1 nie für ein anderes Team an den Start gegangen als für Lotus, 72 Mal. In Hockenheim 1968 kam er bei einem Unfall im Formel-2-Rennen ums Leben, die Ursache konnte nie restlos geklärt werden. Die meisten Hinweise deuten auf einen Reifenschaden hin.
Das neue Rätsel stammt aus einer Epoche, als die Fotografen mit den Herren Rennfahrern entlang der Strecke noch auf Tuchfühlung gehen konnten. Das ist heute nur noch ganz selten möglich. Wir sind auf einer Strecke, die ungewöhnliche Perspektiven geradezu herausfordert, das ist auch heute noch so. Das Auto? Ein gutes Beispiel für die These, dass Gurken auch rot sein können.
Wer war es? Wann und wo ist das Bild entstanden?
Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!