Chase Carey: Formel 1 in New York, Los Angeles, Miami
Chase Carey vor dem Singapur-GP mit Martin Brundle
Der US-Medienkonzern Liberty Media wird schrittweise zum Grossaktionär der Formel 1, Chef der «Formula One Group» wird der Amerikaner Chase Carey. Der 62-Jährige hat sich in Singapur erstmals umgeschaut, und ich frage mich, was er vom Rennen wohl gehalten hat: Dramatischer Start, dramatisches Finale, dazwischen jedoch – gemessen an amerikanischem Rennsport – viel Gähnen.
Carey hat genaue Vorstellungen davon, was er aus der Formel 1 machen will, aber so richtig in die Karten gucken lässt er sich nicht: «Wir sehen unser Engagement als Gelegenheit, den Sport zum Wohle von Fans, Rennställen, Partnern und Teilhabern wachsen zu lassen. Wir wollen den Sport intensiver vermarkten. Wir wollen vor allem im digitalen Bereich zulegen, den Rennkalender entwickeln, eine breitere Basis an kommerziellen Partnerschaften eingehen. Wir sehen überall Potenzial für Wachstum: bei der Vermarktung der Grands Prix, bei den TV-Übertragungen, bei der Werbung, beim Sponsoring.»
Carey spricht von der Expandierung in neue Märkte. Was die Frage aufwirft, wie ein künftiger GP-Plan aussehen wird. «Wir wollen in Nord- und Südamerika sowie in Asien zulegen, das wird aber nicht über Nacht passieren. Gleichzeitig haben für uns die Kernmärkte in Europa grosse Bedeutung. Europa ist das Zuhause und das Fundament des Formel-1-Sports, und das soll auch so bleiben.»
«Wir haben enorme Möglichkeiten da draussen, um so viel mehr Menschen zu erreichen. Wenn wir die ganzen digitalen Plattformen, die bisher nicht ausgeschöpft wurden, besser nutzen, dann können wir eine ganz neue Generation von Fans erreichen.»
In Sachen Expansion folgt die Formel 1 möglicherweise dem Beispiel der Formel E: Der Sport soll in die Metropolen der Welt.
Carey gegenüber der offiziellen Formel-1-Seite: «Wir wollen Amerika zu einem richtig grossen Markt entwickeln. Die Formel 1 ist eine Premium-Marke, und damit musst du in die grossen Städte – also Los Angeles, New York oder Miami. Idealerweise gehen wir die die ganzen fabelhaften Weltstädte.»
«Die Formel 1 sollte Höhepunkte einer Grossveranstaltung sein – dies sind unfassbar tolle Rennwagen mit hochstehendster Technik. Wir haben wunderbare Stars, und die Welt ist bekanntlich auf Helden gebaut. Wir müssen den globaren Aspekt der Formel 1 betonen. Singapur finde ich ein gutes Beispiel, das Rennen ist der Kern, aber die Fans erhalten noch viel mehr geboten, Musik und weitere Unterhaltung. Genau danach trachten wir. Wir wollen dem Fan ein atemraubendes Gesamterlebnis bieten.»
Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone versucht seit Jahren, zusätzliche Rennen in den USA zu organisieren. Ein Rennen in New Jersey (gegenüber von Manhattan) zerbrach an mangelnder Finanzierung.
Eine Rückkehr nach Long Beach scheiterte: Dem Stadtrat war 2014 die IndyCar-Serie lieber, weil sie kostengünstiger ist – ein Abkommen mit der US-Rennserie wurde bis einschliesslich 2018 verlängert.
Die Pläne für ein Rennen in Las Vegas sind weit gediehen, aber noch hat die Stadt nicht bewilligt, was für Bernie Ecclestone unabdingbar ist – dass ein Teil der Piste über den berühmen «Strip» führt. Hintergrund: Die mächtigen Casino-Besitzer sind nicht angetan. Sie sehen nur wochenlangn Auf- und Abbau und viel Ärger für die Kunden. Und Kunden hat die Stadt auch ohne die Formel 1 genug. Die Formel 1 braucht Las Vegas mehr als Las Vegas einen WM-Lauf braucht.
Pläne für ein Rennen in der Nähe von San Francisco landeten in der Schublade. Viele aufregende US-Strecken wie Sonoma, Road Atlanta oder Laguna Seca sind nicht Formel-1-tauglich, nach Indianapolis will niemand zurück.
Und so haben wir heute in den grossen Amerikas nur insgesamt vier Rennen: Den Grossen Preis von Kanada in Montreal, den Grand Prix der USA in Austin (Texas), den WM-Lauf in Mexiko-Stadt sowie den Grossen Preis von Brasilien.
Das will Chase Carey ändern.
Folgen Sie uns auch auf Facebook! Dort finden Sie News aus der Automobil-Welt von SPEEDWEEK.COM.