Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Esteban Gutiérrez beleidigt: Sandsack der Formel 1

Von Mathias Brunner
Esteban Gutiérrez

Esteban Gutiérrez

​Der Mexikaner Esteban Gutiérrez lässt sich nicht zum Sandsack der Formel 1 machen. Nach Kritik von Mercedes-Teamchef Toto Wolff in Singapur kontert der Haas-Fahrer: «Fährt Toto vielleicht Formel 1?»

Im Fahrerlager der Formel 1 sagen fast alle Fahrer über Esteban Gutiérrez das Gleiche: Ein entwaffnend netter Bursche, aber er dürfte schon ein wenig häufiger in seinee Rückspiegel schauen.
Zuletzt hat sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff in Singapur abschätzig über die Fahrweise von Haas-Fahrer Gutiérrez geäussert: «Er gondelte ein wenig herum.»

Die ganze Kritik des Wieners: «Da gibt es einen Kampf um den Rennsieg, bei dem zwei Jungs um jede Zehntelsekunde kämpften. Und dann gibt es einen Kerl, der herumgondelt und sich ins Rennen einmischt. Es scheint immer der Gleiche zu sein. Felipe Massa hat Platz gemacht, Esteban Gutiérrez nicht. Er macht es zumindest für alle gleich und lässt einfach niemanden überholen.»

Das lässt Esteban nicht auf sich sitzen, und so mault der Mittelamerikaner im Fahrerlager von Sepang: «Fährt Toto vielleicht Formel 1? Im Grunde ist es doch ganz einfach – klar hat Wolff ein Interesse daran, dass seine Piloten möglichst schnell an Nachzüglern vorbeikommen. Aber ich fahre auch ein Rennen, und ich versuche, im Rahmen des Erlaubten beim Überrundetwerden so wenig Zeit als möglich zu verlieren. Wir machen also im Grunde das Gleiche.»

«Ich weiss, wo die Grenzen liegen, und an diesen Grenzen bewege ich mich. Ich gebe zu, dass ich es in Budapest ein wenig übertrieben habe. Aber ich bin von Haas engagiert worden, um so schnell als möglich zu fahren, und genau das mache ich. Auch für mich geht es schliesslich um Positionen.»

In dieser Hinsicht ist Esteban Gutiérrez der grosse Pechvogel: Denn in jenen dreizehn WM-Läufen, in welchen der GP3-Champion von 2010 die Zielflagge gesehen hat, wurde er fünf Mal Elfter. Damit rennt er weiterhin seinem ersten WM-Punkt hinterher.

Esteban beteuert: «Ich habe in Singapur nichts falsch gemacht. Ich habe niemanden zu viel Zeit gekostet. Und ich konnte Massa hinter mir halten. Ich weiss, dass Toto von Herumgondeln geredet hat. Es ist offensichtlich, dass er noch nie einen Formel-1-Renner bewegt hat. Denn von Herumgondeln konnte keine Rede sein. Aber im Grunde macht mir die Kritik nichts aus, und sie ändert für mich auch nichts. Toto und ich, wir werden uns früher oder später über den Weg laufen und dann einen netten, kleinen Schwatz halten.»

Esteban Gutiérrez, der böse Bube

Vor der Sommerpause setzte Daniel Ricciardo auf dem Hungaroring einen Funkspruch ab: «Muss man diesen Jungen nicht einfach lieben?» fragte der Australier am Funk, charmant ironisch, nachdem er von Haas-Fahrer Esteban Gutiérrez eingebremst worden war. Wieder einmal.

Im Rennen zeigte Weltmeister Lewis Hamilton dem Mexikaner sogar den Stinkefinger. Esteban Gutiérrez fand das beleidigend und twitterte: «Nur weil du ein Weltmeister bist, heisst das noch lange nicht, dass du das Recht hast, deine Gegner respektlos zu behandeln, mein Freund.»

In Hockenheim betonte Gutiérrez: «Zuerst einmal besagt die Regel, dass man mehrere Runden Zeit hat, um einem Überrundenden Platz zu machen. Und dann musst du die sicherste Position dafür finden.»

Haas-Teamchef Günther Steiner: «Im Moment, so scheint mir, nimmt Esteban unter den Piloten die Rolle des Sandsacks ein. Aber er hat gegen Massa gekämpft. Warum sollte er aus dem Weg fahren? Wenn unsere Gegner ein Problem haben, dann müssen sie halt zu den Rennkommissaren.»

Gutiérrez bleibt der böse Bube der Formel 1: In Russland erhielt Esteban zwei Knöllchen für eine Kollision kurz nach dem Start mit Nico Hülkenberg. In Ungarn erhielt er zwei weitere Punkte – wegen Ignorierens der blauen Flaggen (Überholen lassen!). In Belgien kamen drei Zähler hinzu, nachdem Esteban ausgangs Eau Rouge in der Mitte der Strasse herumgegondelt war. Manor-Fahrer Pascal Wehrlein musste in extremis aufs Gras ausweichen.

Esteban Gutiérrez hat ein wenig die Nase voll. «Grundsätzlich können sich die Leute das Maul zerreissen, wie sie wollen. Aber es gibt Regeln. Und wenn die Rennpolizei nicht aktiv wird, dann habe ich auch nichts falsch gemacht.»

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