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Adi Stadler: «Ohne Masse keine Klasse beim Nachwuchs»

Von Sharleena Wirsing
Für Adi Stadler ist das größte Problem im deutschen Motorradsport nicht die Förderung. «Ein Sprichwort beschreibt das Nachwuchsproblem sehr gut: ‹Aus der Masse kommt die Klasse›», sagt der ehemalige GP-Pilot.

Der ehemalige GP-Pilot und langjährige HRC-Mitarbeiter Adi Stadler ist seit über 30 Jahren im Motorradsport tätig und nun neben seiner Tätigkeit in der MotoGP-WM auch neuer Projektbetreuer der IDM Moto3. Somit stellt er den direkten Draht zur Honda Racing Corporation her. Ziel ist es, in Mittel- und Nordeuropa ein Pendant zur Spanischen CEV Repsol International Championship zu schaffen.

Viele Teamchefs, Fahrer und Experten kritisieren die lückenhafte Nachwuchsförderung in Deutschland. Adi Stadler, der selbst viele Fahrer wie Reinhard Stolz, Michael Ecklmaier und Marcel Schrötter förderte, sieht die fehlende Masse an Fahrern als größeres Problem.

«Ein Sprichwort beschreibt das Problem sehr gut: ‹Aus der Masse kommt die Klasse.› Vor ein paar Jahren war ich beim IDM-Lauf in Schleiz. Dort zählte ich 24 Starter in der 125-ccm-Klasse. 13 Fahrer kamen aus dem Ausland, elf waren Deutsche und von diesen elf waren neun aus den neuen Bundesländern. Ohne den Mauerfall wäre die Deutsche Meisterschaft schon längst nicht mehr existent. Trotzdem krankt die IDM – nicht nur in der Moto3-Klasse. Auch in der Superbike-Klasse sind nur eine Handvoll Deutsche unterwegs, erinnert sich Stadler im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

«Wie soll aus dieser Handvoll Fahrer in Deutschland ständig WM-Nachwuchs gefunden werden? Dabei spielt die Förderung gar keine Rolle. Es fehlt die Lobby für den Sport, denn die ist auf dem Niveau von Curling. Wir bräuchten etwa 50 Fahrer, die in der Moto3-Klasse antreten wollen. So wäre die Wahrscheinlichkeit, einen zukünftigen WM-Fahrer zu finden, viel höher.»

Moto3 Standard-Klasse als Schritt in die richtige Richtung

Stadler betont, dass systematische Förderung in Deutschland wieder existiert: «Mit der Moto3 Standard-Klasse wurde nun wieder eine relativ kostengünstige Möglichkeit geschaffen, um Motorradsport zu betreiben. Die Nenngelder sind reduziert, es gibt ein Preisgeld und die Motorräder werden bezuschusst.»

Sobald die Fahrer das Nenngeld für die Saison 2015 bezahlt haben, bekommen sie weitere Vergünstigungen. Der deutsche Hersteller Daytona unterstützt Teilnehmer mit einem Sonderpreis beim Kauf von Daytona-Stiefeln. Der Sonderpreis für ein Paar Stiefel beträgt 300 Euro inklusive Reparaturservice. Alle Teilnehmer, die eine Honda NSF250 beim DMSB erwerben, bekommen einen Satz Daytona-Stiefel kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die Firma Held unterstützt die Teilnehmer der Moto3-Standardklasse mit einem Sonderrabatt von 40 Prozent beim Kauf von Handschuhen. Starlane räumt beim Kauf eines Laptimers GPS3X Lite oder Data einen Sonderpreis ein. Der Rabatt auf das Gerät beträgt 35 Prozent.

MRA-Klement stellt kostenlose Scheibenpakete für die Moto3-Maschinen zu Verfügung. Auch Dainese bietet einen Sonderpreis beim Kauf von Handschuhen, Stiefeln, Protektoren und Lederkombis. Reifenhersteller Bridgestone legte einen Sonderpreis von Euro 218 Euro pro Reifensatz fest. Dunlop gibt zehn Prozent Rabatt auf die jeweils günstigste Preisliste und bietet freien Montageservice bei allen offiziellen IDM-Veranstaltungen.

Desweiteren hat der ADAC einen Förderpool für talentierte deutsche Fahrer eingerichtet. Durch diesen sollen ein oder mehrere Talente aus der Moto3-Standard-Klasse in eine höherwertigere Rennserie gebracht und weiter gefördert werden. Diese Förderung unterstützen derzeit jedoch nur die Firmen MRA-Klement und Dainese. Für gezielte, aber effektive Förderung muss der Förderpool noch deutlich anwachsen.

Rennsport ist trotzdem keine günstige Leidenschaft. «Natürlich kostet es dennoch Geld, aber der Motorsport kostete auch zu meiner Zeit schon viel Geld. 1984 wurde ich Deutscher Junioren-Meister, danach kaufte ich mir in Italien eine gebrauchte Morbidelli. Sie hat 18.000 Mark gekostet. Ich hatte keine Förderung, ich habe mein Sparbuch komplett abgeräumt. Mit dem Bargeld in der Tasche und einem Auto von meinem damaligen Lehrbetrieb fuhr ich nach Italien und kaufte dieses Motorrad. Ich hatte noch keine Ersatzteile. Ich wollte aber unbedingt diese Maschine, ich wollte dringend Motorradrennen fahren. Den Rest kaufte ich nach und nach. Ich habe alles links und rechts ausgeblendet und gegen den Widerstand meiner Eltern den Sport betrieben.»

Stadler fuhr fort: «Meine Eltern kritisierten nicht, dass junge Fahrer in Deutschland nicht gefördert werden. Sie hielten den Sport für zu kostspielig und gefährlich. 18.000 Mark waren damals für eine gebrauchte Maschine viel Geld. Heute bekommt man für 17.000 Euro eine neue Moto3-Maschine. Trotzdem beklagen sich einige über den Preis. Natürlich ist das für eine normale Familie viel Geld, aber Rennsport ist teuer. Jeder will ab der ersten Minuten seiner Karriere umfassende Förderung, obwohl noch gar keine sportliche Grundlage existiert. Wer soll das bezahlen?»

Adi Stadler: «Der Todesstoß war der Wechsel zur Moto3»

«Es heißt immer, dass wir erfolgreiche Aushängeschilder für den Sport brauchen, um junge Fahrer zu begeistern. Nachdem Stefan Bradl und Sandro Cortese Weltmeister wurden, spürte man aber national nichts davon. Der Negativtrend setzte sich fort. Die derzeitige Situation kündigte sich bereits vor zehn Jahren an», weiß Stadler.

«Dazwischen gab es stabile Jahre, als wir mit Marcel in der IDM 125 antraten, aber die Deutsche Meisterschaft schwächelte im Anschluss immer mehr. Der Todesstoß war der Wechsel zur Moto3-Technik. Die Klasse war vorher schon schwach, doch ein Grund für das Aussterben war, dass man kein günstiges Gebrauchtmaterial mehr kaufen konnte. Die Moto3-Technik war neu, eine Unbekannte und nicht gerade günstig. Zudem liegt die Priorität in Deutschland anders als in Spanien auf der Superbike-Klasse. In Spanien, auch wenn hier ein Vergleich kaum möglich ist, steht der Nachwuchs im Mittelpunkt.»

«Ich habe das SPEEDWEEK.com-Interview mit Florian Alt gelesen, was er gesagt hat, klang sehr vernünftig. Er betonte auch, dass die Förderung für einige Fahrer funktioniert hat», erklärte der 50-Jährige.

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