Meine Rookie-Saison in der IRRC Superbike
Aufgrund einiger Veränderungen absolvierte ich 2016 nur ein «Notprogramm» und musste auf die Teilnahme an zwei Events der International Road Racing Championship verzichten. Nach diesem schwierig verlaufenen Jahr stieg ich 2017 in die in die IRRC-Superbike-Klasse auf und setzte eine Suzuki GSX-R1000 ein. Der Marken- und Klassenwechsel war einfach zu erklären, ich brauchte einfach eine neue Motivation und dachte zuvor schon eine ganze Weile über die 1000er-Superbikes nach.
In die Suzuki habe ich mich beim Probesitzen auf der Intermot in Köln verliebt. Endlich stand sie da, eine kompackte 1000er! Ich saß Probe und dachte: «Geil, das ist die Richtige!». Als Serienstarter seit 2014 in der IRRC Supersport fuhr ich mit meiner geliebten Yamaha R6 Straßenrennen, für die ich allerdings zu dem Zeitpunkt auch ein gutes Angebot bekommen hatte.
Da ich nur 1,65 Meter groß bin und die kapriziösen 1000er Maschinen bisher nicht in Betracht kamen, freute ich mich wie verrückt, dass Suzuki nun eine für mich passende 1000er auf den Markt brachte. Ich verkaufte die R6 und bestellte die Suzuki.
Sie wurde erst Anfang April geliefert und ich hatte nur zwei Wochen Zeit, sie Einzufahren und rennfertig zu machen, bevor wir im niederländischen Hengelo unser erstes Rennen hatten. Mit viel Schweiß und Überstunden bekamen wir das auch hin. Wir änderten allerdings auch etwas an der Elektronik, worauf hin das Motorrad am Samstag in den Notlauf ging und am Sonntag nur noch gute 100 von 200 Pferdestärken übrig blieben. Ein Desaster für den ersten Auftritt!
Die Rennen am Sonntag konnte ich nicht antreten. Nach dieser Enttäuschung bearbeiteten wir die Suzuki noch einmal grundlegend und testeten in Assen einen Tag beim MSC-Münster. Sie lief - Und wie! Es war beeindruckend, wie man nun beim Beschleunigen an den 600ern vorbeiflog!
So fuhr ich mit meinem alten Benz und der Suzi auf dem Anhänger zu den 300 Kurven von Horice in Tschechien. Nach 15 Stunden Fahrt kam ich erschöpft an. Horice mag ich besonders, es erinnert an den Moutain Course der Isle of Man, nur ist eine Runde viel kürzer. Jetzt musste ich mich den etablierten 1000er-Fahrern stellen. Ich qualifizierte mich als 22. von 34 Startern und im Rennen am Sonntag fuhr ich auf den 18.Platz. Damit war ich schon sehr zufrieden, allerdings habe ich meine Bestzeit aus der 600er Klasse noch nicht knacken können.
Dann stand das IRRC-Rennen im finnischen Imatra an. Eine alte Rennstrecke, die im Jahr zuvor wiederbelebt wurde. Es würde den Rahmen sprengen, alles Erlebte hier aufzuzählen. Ich war zum ersten Mal dort und es war einfach nur beeindruckend! Ich konnte mich qualifizieren und fuhr die Rennen zu Ende, bestes Ergebnis war Platz 18 im Superbike-Open-Rennen. Ein Highlight, das ich nie vergessen werde, war die Fahrt auf die Start-Ziel-Gerade zu.
Auf einer Kuppe hebt das Vorderrad bei 240 km/h ab und steigt in den Himmel, dann zieht man voll durch bis Tacho 300! Der Adrenalin-Ausstoß beim ersten Mal war so heftig, dass ich nach dem Absteigen vom Motorrad nicht stehen konnte, so zittrig und schwammig waren meine Knie...das war also der Unterschied zur 600er!
Der nächste IRRC-Lauf fand in Chimay/Belgien statt. Es regnete im Rennen wie aus Kübeln und ich konnte viel über die Traktionskontrolle einer 1000er erfahren. Gesundheitsbedingt musste ich den Lauf am Schleizer Dreieck leider absagen und konzentrierte mich nun auf den IRRC-Lauf in Horice/Tschechien. Dort fuhr ich also zum zweiten Mal mit der Suzuki.
Wir änderten ein paar Kleinigkeiten am Motorrad und ich kam richtig gut in Fahrt. Ich unterbot meine 600er Bestzeit um ganze 2,5 Sekunden! Das war schon toll für uns und man merkte, wie ich mich langsam auf die Suzuki einschoss. Platz 16 war die Ausbeute, ich näherte mich meinem Ziel, mal an die Top 10 in der 1000er-Klasse heranzufahren.
Der letzte IRRC-Lauf der saison 2017 fand am Frohburger Dreieck statt, eine wahre 1000er-Strecke. Da muss noch was gehen, dachte ich und legte los. Die Suzuki dort zu fahren, war schon etwas Besonderes, es gibt langgezogene Kurven und harte Anbremspunkte.
Ich wurde schneller und bekam auch immer mehr Vertrauen. In den Rennen kämpfte ich gegen Marcel Zuurbier und Timo Schönhals. Bestes Ergebnis war Platz 12 im SBK Open mit 0,1 Sekunden Rückstand auf Marcel Zuurbier. Wir überholten uns im Rennen mehrere Male, aber in der letzten Kurve war ich zu vorsichtig, letztes Jahr wurde ich dort im Kampf um den fünften Platz der SSP Open vom Motorrad gefahren.
Da ich meine Suzuki aber so schön fand und sie nicht zu Schrott fahren wollte, riskierte ich das diesmal nicht und so bin ich nur knapp am elften Platz vorbei geschrammt und meinem Ziel einer Top-10-Platzierung schon sehr nahe gekommen, aber eben auch rund vier Sekunden (!) pro Runde schneller als im Jahr zuvor.
Es war eine tolle Saison auf der 1000er Suzuki und man konnte fast zusehen, wie ich immer besser in Fahrt kam. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht und darum geht es ja schließlich auch. Ich bedanke mich dafür bei allen, die daran beteiligt waren!