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Peter Falk: 33 Jahre Leidenschaft für Porsche

Von Mathias Brunner
33 Jahre lang war Peter Falk mit Herz und Seele Porsche-Mann. Mit dem Journalisten Wilfried Müller ist ein Buch enstanden, das faszinierende Einblicke in den Motorsport aus Sicht des Ingenieurs bietet.

Vielleicht wurde ihm die Wissbegier in die Wiege gelegt: Peter Falk wurde 1932 als Sohn eines Archäologen in Athen geboren. Nach einer Lehre bei Daimler-Benz als Autoschlosser studierte der junge Falk Maschinenbau, Spezialgebiet Kraftfahrzeugtechnik. Er selber sagt: «Von frühester Jugend an war ich von allen Arten der Fortbewegung auf dem Land interessiert, vom Dreirad über zwei Räder bis zum Auto, und es war daher kein Wunder, dass ich die intensive Beschäftigung mit der Technik dieser Fahrzeuge zu meinem Beruf machte.»

Falk wurde 1959 Versuchsingenieur bei Porsche und erlebte in den folgenden 33 Jahren einige der aufregendsten Kapitel Rennhistorie, als Leiter der Rennfahrzeug-Entwicklung (1964 bis 1969), als Leiter der Abteilung Vorentwicklung und Rennen (1969 bis 1982), ab 1982 sieben Jahre lang als Rennleiter und schliesslich sechs Jahre lang als Leiter der Fahrwerksentwicklung – 1993 ging er in Rente.

Die Liste jener Porsche, welche durch die Arbeit von Peter Falk geprägt wurde, ist lang: Rennwagen vom 904 über den 907, den mächtigen 917 bis zur Gruppe C mit dem überragenden 956/962, dazu das Projekt 959 samt Gesamtsieg bei der Paris–Dakar oder dem Indy-Projekt von Porsche. Falk war einer der Männer hinter der Serienentwicklung der Typen 928, 944, 964 Turbo und 968.

Porsche unter Falk gewann mit Sportprototypen auf den bekanntesten Langstreckenpisten der Welt, mit den TAG-Turbomotoren und McLaren in der Formel 1, auf Schnee und Eis ebenso wie im Sand. Seine Lebensgeschichte umschliesst, welche technischen Hürden bei Tests am Polarkreis oder in der Sahara überwunden werden mussten, und Falk erzählt, wie seine Testfahrt im Porsche 908 in Hockenheim fast tödlich geendet hätte.

Dieses Buch zieht den Leser in den Bann, weil Technik auf lebendige und verständliche Weise erläutert wird, vor allem jedoch, weil Falk immer den Menschen in den Mittelpunkt stellt, ohne sich selber zu beweihräuchern. Einige Passagen über Wegbegleiter wie Ingenieure und Rennfahrer machen es schwer, das Lesen zu unterbrechen. Doch Co-Autor Wilfried Müller ist weise genug, den Stoff in viele überschaubare Abschnitte zu packen – eingebettet in ein herrlich luftiges Layout – dass die Lektüre immer wieder unterbrochen werden kann, um sie mit noch grösserer Freude fortzusetzen. Der lebendige Stil setzt den Leser mitten ins Geschehen, im Auto- und Rennwagenwerk, auf der Versuchspiste, an den Rennstrecken.

Das Buch ist mit mehr als 500 Fotos herausragend bebildert, auch dank der engen Kooperation mit der Edition Porsche Museum. Für Peter Falk wurde ganz tief im Archiv gekramt, und dabei sind einige wunderbare, bislang noch unveröffentlichte Fotos zum Vorschein gekommen. Dazu kommen viele Aufnahmen aus dem Archiv von McKlein und aus der privaten Sammlung von Peter Falk.

Der Text von Müller und die Zitate von Falk sind schlüssig ineinander verwoben und leicht voneinander zu unterscheiden (Falks Erinnerungen sind halbfett und kursiv abgesetzt). Was uns auch gut gefallen hat: Es wird nichts schöngeredet. Rückschläge oder Fehlentscheidungen werden nicht verschwiegen, es bleibt Raum für ehrliche Kritik. Dies ist ein Blick zurück ohne Filter.

Ein Buch über Peter Falk war überfällig, denn selten gab es einen Ingenieur, der nicht nur bei der Fahrwerksentwicklung und auf der Prüfstrecke den Ton angab, sondern auch als Leiter der Rennmannschaft oder als brillanter Stratege; dies immer in einer ruhigen, doch bestimmten Art, als eine jener Führungspersönlichkeiten, für die sich Mitarbeiter zerreissen. In der Tradition des legendären Daimler-Ingenieurs Rudolf Uhlenhaut war Falk einer jener Ingenieure, welche von ihm konstruierte Rennwagen im Grenzbereich bewegen konnten.

Auf den Leser warten sieben Kapitel, angefangen mit einem Blick auf die Marke Porsche im Zusammenhang mit der Laufbahn von Peter Falk. Dem jungen Techniker kam in seiner späteren Laufbahn zugute, dass er kein Scheuklappen-Ingenieur war, in seinem Fachgebiet brillant, aber eben nur dort; ganz im Gegenteil interessierte sich Falk für sehr Vieles, und diese Charaktereigenschaft ermöglichte es ihm, die Technik und den Sport in einem grösseren Zusammenhang zu erkennen und einzuordnen. Wir begegnen Ferry Porsche, Ernst Fuhrmann, Helmuth Bott und auch Ferdinand Piech.

In Kapitel 2 hat der Sport das Wort. Falk vertieft, welch elementare Rolle der Motorsport für das Haus Porsche bis heute spielt. Wir spüren die Atmosphäre in der legendären Porsche-Basis bei den 24 Stunden von Le Mans in Teloché, Falk schwärmt hier besonders von den Qualitäten des grossen Jacky Ickx.

Wir streifen in den folgenden Kapiteln durch die Jahrzehnte, die 1960er Jahre, die 1970er, die 1980er. Falk verheimlicht nicht das Spannungsfeld zwischen Technikerwunsch und Wirtschaftsrealität.

Wir erfahren immer wieder Verblüffendes über die Entwicklung legendärer Porsche-Sportwagen und -prototypen vom 904er bis zum 917er, aber regelmässig kehrt Falk zum Menschen zurück. Zuvor stellte er Ickx in den Mittelpunkt, nun den Schweizer Jo Siffert. Wir erfahren, wie Porsche vom Klassensieger zum Dominator der Langstrecke aufsteigt.

Die 1970er gehören der Fahrzeugentwicklung der Serien-Porsche (924, 944, 928), aber auch hier kommt der Sport nicht zu kurz, mit den Gesamtsiegen in Le Mans und dem Nordamerika-Abenteuer in der CanAm-Serie.

Die 1980er werden geprägt vom überaus erfolgreichen Rennwagen 956/962, mit den besten Langstreckenpiloten der Welt am Lenkrad, Jacky Ickx und Derek Bell, Hans-Joachim Stuck und Jochen Mass und Stefan Bellof. Falk und Müller bleiben ihrem Stil immer treu: geradlinig, ehrlich, vielschichtig, fair. Aus den Worten von Falk wird klar, in wessen Fanklub er all die Jahre nicht war – Angeber und Schaumschläger werden gnadenlos entlarvt. Falk sagt offen, wieso das IndyCar-Projekt von Porsche kein Erfolg wurde oder wie es zu gewissen Niederlagen in Le Mans kam.

In Kapitel 6 tauchen wir in die Welt der Raid-Rallyes, als Paris–Dakar noch wirklich bedeutete, dass von der französischen Hauptstadt in die Wüste gefahren wurde. Und wieder gibt es viel Lob für den unvergleichlichen Jacky Ickx. Hier endet die Arbeit von Falk bei Porsche, aber noch nicht das Buch. Denn Kapitel 7 gestattet einen Blick ins Privatarchiv des Technikers, mit Auszügen aus Tagebüchern, Diagrammen von Prüfstandsversuchen, Notizen von Rennstrecken und Vielem mehr.

«Peter Falk – 33 Jahre Porsche» überzeugt in jeder Beziehung: Spannende Texte, kluge Aufteilung, grandiose Bilder, gelungenes Layout. Eine schönere Würdigung eines grossen Technikers kann es nicht geben.

Das Wichtigste in Kürze

Peter Falk mit Wilfried Müller: Peter Falk – 33 Jahre Porsche. Rennsport und Entwicklungen. Menschen, Autos, Geschichten
Von McKlein Publishing
ISBN: 978-3-927458-86-4
408 Seiten, mehr als 500 Fotos
Format 30 x 24 cm
Für 69,90 Euro im Fachhandel oder direkt bei  www.rallyandracing.com

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