Ludvigsens Rückspiegel: Menschen hinter der Technik
Müssten wir die Anzahl der bedeutendsten Automobil-Autoren weltweit auf eine Handvoll verringern – Karl Ludvigsen stünde auf der Liste. Der am 24. April 1934 in Kalamazoo (Michigan) geborene und seit vierzig Jahren in England lebende Ingenieurs-Sohn hat im Laufe seiner langen Karriere die ganze Bandbreite der Faszination Auto kennengelernt – an Werkbänken und in Führungs-Etagen, an Zeichenbrettern der besten Designer, im Gespräch mit den herausragendsten Rennfahrer, als Zuhörer der Wirtschafts-Kapitäne aus der Vierradbranche.
Von seinen mehr als sechzig Büchern ist «Ludvigsens Rückspiegel» eines der vielschichtigsten. Der US-Amerikaner bringt das so auf den Punkt: «Ich hatte im Lauf meiner Karriere die Freude und Ehre, viele Menschen zu treffen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Gewinnen Sie einen neuen Blick auf die Autowelt und erfahren Sie, wer diese Industrie vorangetrieben und – teilweise radikal – verändert hat.»
Wir betreten die Kulissen der Automobilbranche mit einer Hommage an den Vater des Autors: Elliot Leon «Lud» Ludvigsen, Spross dänischer Auswanderer, arbeitete sich als Ingenieur hoch bis zum Firmenchef verschiedener Zubehörteilebauer. Von seinem Vater hat der junge Karl Ludvigsen die Faszination für die Autobranche geerbt.
Karl Ludvigsen war für verschiedene Autohersteller tätig, für General Motors und Ford und Fiat. Dabei lernte er die Menschen hinter den Maschinen kennen, getrieben von einem unstillbaren Wissendurst. Er führt durch das Reich des Automobils, um uns vor Augen zu führen, wie Manager, Designer und Ingenieure ticken oder was Rennfahrer dazu bringt, ihr Leben aufs Spiel zu setzen.
Es sind viele klingende Namen dabei, deren Leben wir hier streifen – Ferry Porsche und Bob Lutz, die Agnelli-Brüder und Carlo Abarth oder der geniale Giorgetto Giugiaro, der Verkaufsschlager wie den ersten VW Golf, den Audi 80 oder den Fiat Uno entworfen hat.
Ludvigsen gelingt es, durch unzählige Gespräche mit den Grossen der Autobranche zu vermitteln, wie diese Männer und Frauen eine Industrie geprägt haben. Selbst fachkundige Leser werden darüber staunen, welche Geschichten dabei zum Vorschein kommen. So entstehen keine simplen Nacherzählungen von Biographien, sondern Ludvigsen stellt Leben und Werk dieser Persönlichkeiten in einen grösseren Zusammenhang, der technische Fortschritt erschliesst sich vor dem Hintergrund des Weltgeschehens; oft auch mit erstaunlich unterschiedlichen Ansätzen in Europa und in Amerika.
Einer der verblüffendsten Aspekte für mich bei diesem Buch – wie offen die Menschen über ihr Leben sprechen, über ihre Erfolge, aber auch über die Hürden, die sie überwinden mussten, über Niederlagen und Rückschläge. Die Gesprächspartner von Ludvigsen scheuen vor Selbstkritik nicht zurück, ihre Ehrlichkeit ist entwaffnend.
Wenn die Ingenieure Alexander von Falkenhausen (BMW), Rudolf Uhlenhaut (Mercedes) oder John DeLorean erzählen, ist es kaum mehr möglich, das Buch zur Seite zu legen; genauso gebannt folgen wir Juan Manuel Fangio, Phil Hill, Emerson Fittipaldi und Mario Andretti auf die Rennstrecken.
Ohne in Klatsch und Tratsch zu verfallen, schreibt Ludvigsen über die hellen Köpfe der Branche schnörkellos und ohne Branchenblindheit. Das führt zu einer abwechslungsreichen und packenden Lektüre. «Ludvigsens Rückspiegel» ist von der ersten bis zur letzten Seite unterhaltsam, lehrreich, spannend und verblüffend. Mehr kann ein Buch schwerlich bieten.
Das Wichtigste in Kürze
Karl Ludvigsen: Ludvigsens Rückspiegel – Begegnungen mit Grössen aus der Welt des Automobils
Aus dem Verlag Delius Klasing, Bielefeld
ISBN: 978-3-667-11572-0
224 Seiten, 25 Fotos und Abbildungen
Format 15,6 x 22,9 cm, flexibel gebunden
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