MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Cortese selbstbewusst, Lüthi & Aegerter enttäuscht

Von Waldemar Da Rin
Während Sandro Cortese nach dem Moto2-Qualifying auf dem Sachsenring vor Selbstbewusstsein strotzte, ärgerten sich die Schweizer Tom Lüthi und Dominique Aegerter über die verpasste Chance.

Sandro Cortese profitierte im Moto2-Abschlusstraining auf dem Sachsenring von den schwierigen Bedingungen und sicherte sich mit 1:32,536 min den dritten Rang und damit einen Platz in der ersten Startreihe. Hinterher betonte er auf die entsprechende Nachfrage: «Ich bin nicht überrascht, ich denke, solche Bedingungen kommen mir einfach sehr entgegen. Im Regen bin ich immer schnell. Und gerade wenn es am Abtrocknen ist, zählt nur das Gefühl. Es war aber ehrlich gesagt trotzdem sehr, sehr schwierig. Denn dank des neuen Asphalts konnte man nicht genau wissen, was er kann und was er verzeiht.»

«Gerade im Qualifying will man auch nicht stürzen, selbst wenn es fünf Minuten vor dem Ende ist, kann sich die Rangordnung noch stark verändern. Deshalb wollte ich mich Schritt für Schritt herantasten. Aber als ich dann zwei Minuten vor dem Ende gesehen habe, dass die Pole in Reichweite war, wollte ich mich noch einmal verbessern», erzählte der 27-Jährige aus dem Team Dynavolt Intact GP.

«In der vorletzten Runde bin ich dann noch auf einen langsameren Fahrer aufgelaufen, da habe mir gesagt: Okay, jetzt musst du dich sammeln und nochmals in der letzten Runde angreifen», berichtete Cortese weiter. «Es hat dann nicht ganz gereicht, aber hätte mir vor dem Qualifying einer gesagt, dass ich in der ersten Startreihe stehe, hätte ich das sofort akzeptiert, ohne zu wissen, ob das der erste, zweite oder dritte Platz ist. Drum denke ich, dass wir alle glücklich damit sind. Wir haben hart gearbeitet, das kam nicht aus dem Nichts. Wir hatten einfach in den letzten paar Rennen bisserl Pech un ddie grossen Stürze waren für das Selbstbewusstsein auch nicht gerade förderlich. Drum denke ich, dass das heute so eine Art Befreiungsschlag war.»

Trotz des erfolgreichen Qualifyings auf abtrocknender Piste wünscht sich Cortese nicht unbedingt die gleichen Bedingungen fürs Rennen. Aus gutem Grund, wie er erklärt: «Es ist immer auch sehr, sehr schwierig und erfordert eine grosse Konzentration, in diesen Bedingungen ein Rennen zu bestreiten. Ausserdem waren wir auch im Trockenen sehr gut dabei. Wir haben viel für die Rennabstimmung gemacht und ich war auf sehr alten Reifen unterwegs. Deshalb sah das von der Platzierung her nicht ganz so gut aus, wie es letztlich war. Ich denke, wir sind auf alles vorbereitet.»

Tom Lüthi, der sich mit dem siebten Platz begnügen musste, weil er am Ende durchgereicht wurde, erklärte seinerseits enttäuscht: «Das war keine Lotterie, sondern vielmehr eine Enttäuschung. Das Resultat ist schlechter als es unsere Leistung war, auch wenn das vielleicht eigenartig klingen mag. Wir waren das ganze Training vorne und in den letzten zwei Runden wurde ich dann durchgereicht. Schade, dass ich gegen Ende nicht nachlegen konnte. Ich verlor im dritten Sektor zu viel Zeit.»

Und der CarXpert-Interwetten-Kalex-Pilot schilderte: «Die Ideallinie war noch nicht ganz trocken und wenn du auf Slicks unterwegs bist, dann musst du das Bike auf den nassen Stellen ganz langsam aufrichten. Ich war eine Sekunde schneller als Miguel Oliveira auf dem zweiten Platz. Ich teilte dem Team auch früh mit, dass man im Regen schneller fahren kann, denn ich habe das MotoGP-Training genau mitverfolgt. Wie die anbremsten oder wie sie ihre Schräglagen gefahren sind. Da war mir schon klar, dass der Grip unglaublich gut sein musste.»

«Ich wusste nicht, wie die Dunlop-Reifen funktionieren, aber die Michelin haben von aussen unglaublich gut ausgesehen. Ich habe dann in der Box komplett auf Regenabstimmung umbauen lassen, bin raus und hatte sofort ein Riesenvertrauen. So konnte ich gleich die Zeit von Oliveira unterbieten, die er auf halbtrockener Linie gefahren ist. Ich konnte das Motorrad sehr gut am Limit bewegen mit Slides und Drifts, aber ich war am Limit. Und die anderen wurden dann einfach ein Stück schneller. Es ärgert mich, ich war nicht sauer, aber der siebte Platz spiegelt nicht die harte Arbeit, die wir geleistet haben», fügt Lüthi an. Und dass Franco Morbidelli ganz vorne steht, macht die Sache auch nicht einfacher. Lüthi bestätigt: «Sicher nicht, aber ich muss ja nicht nur ihn schlagen, es stehen noch einige andere Gegner vor mir.»

Noch mehr Konkurrenten muss Lüthis Landsmann Dominique Aegerter überholen, der mit 1:33,908 min satte 1,749 sec hinter der Bestmarke von Pole-Setter Franco Morbidelli blieb. «Das war ein schwieriges Qualifying», lautete denn auch seine Bilanz. «Ich dachte mir: Oh, die Strecke trocknet ab. Ich habe nicht zu viel riskiert und wollte schon an die Box abbiegen, als ich gesehen haben, dass der Himmel trotzdem wieder schwarz wird. Deshalb habe ich dann nochmals Gas gegeben», schilderte er nach der Zeitenjagd

«Eigentlich bin ich im Nassen zu früh raus, dann habe ich auch noch viel zu lange gebraucht, um zu verstehen, wie viel Grip die Strecke bietet», übte sich der Schweizer aus dem Kiefer Racing Team in Selbstkritik. «Die Strecke bot unglaublich viel Grip, doch ich kam einfach nicht schnell genug auf Touren. Ich fuhr zwar jede Runde eine Sekunde schneller, aber das hat nicht gereicht. Es war auf jeden Fall meine Schuld, deshalb möchte ich mich beim Team entschuldigen, denn das hat mir ein super Motorrad hingestellt.»

 

 

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