Marcel Schrötter (AGR): Training statt Valencia-Test
Anders als in den vergangenen Jahren verlegte der 23-jährige Marcel Schrötter dieses Mal sein Trainingsquartier in den Süden Spaniens. Zusammen mit Kumpel Jonas Folger und einigen anderen Rennfahrerkollegen brachte sich der Bayer mit einem umfangreichen Trainingsprogramm auf dem Circuito de Cartagena in Form.
Eine willkommene Abwechslung war die Einladung auf Valentino Rossis VR46 Motoranch in dessen Heimatort Tavullia. Kurzentschlossen wurde daher für das dritte Januar-Wochenende der Trip nach Italien organisiert, wo Schrötter in einem Team mit Folger das 100-Kilometer-Rennen als Elfter beendete.
Schrötter und das AGR-Team werden nicht an den privaten Testfahrten am 11. und 12. Februar in Valencia teilnehmen. Bis zu seinem ersten Test in diesem Jahr mit seinem spanischen Team am 23. und 24. Februar in Jerez de la Frontera wird Schrötter nach einem Kurzbesuch in der bayrischen Heimat sein Training wieder in Spanien fortsetzen.
«Meine Vorbereitungen für die bevorstehende Saison begannen eigentlich sehr früh. Nur ein paar Tage nach Neujahr ging es nach Cartagena, wo auf der dortigen Rennstrecke für knapp zwei Wochen trainierten. Das Wetter war herrlich und die Stimmung super, da zum selben Zeitpunkt auch andere Jungs aus der WM vor Ort waren. Neben Jonas trainierten dort auch die Pons-Brüder Axel und Edgar, Randy Krummenacher sowie Luis Salom und Jesko Raffin. Dank des grosszügigen Entgegenkommens von Herrn Marco Rodrigo, dem Manager von Salom und Raffin, war es möglich, zusammen mit den anderen Fahrern seine exklusiv erworbenen Streckenzeiten zu nutzen. Aus diesem Grund kam ich fast jeden Tag in den Genuss, mindestens eine Stunde mit der eigens dafür adaptierten Honda CBR600 auf der Rennstrecke zu trainieren. Es gab hinsichtlich der Rundenzeiten gute Anhaltspunkte für mich. Für diese Einladung und gleichzeitig wohl einmalige Gelegenheit möchte ich mich natürlich bei Herrn Rodrigo in aller Form bedanken. Bei dieser Gelegenheit möchte ich aber auch Michael Ferger, Jeskos Crew-Chief, erwähnen, der immer mit Rat und Tat und manchmal sogar mit Material geholfen hat. Zudem hat er vieles super organisiert – vielen Dank Micha», sagte Schrötter.
«Es war übrigens das erste Mal, dass in meinen Vorbereitungen der Schwerpunkt auf Rennstreckentraining lag. Daher habe ich während des Cartagena-Aufenthalts bereits gut und gerne zwei Grand-Prix-Distanzen abgespult. Das war natürlich ein super Training für die Muskulatur, die eben nur auf dem Motorrad besonders beansprucht wird. Doch abgesehen von den vielen Runden auf dem Circuito de Cartagena kam auch das Training mit der Motocross-Maschine nicht zu kurz. Ausserdem absolvierten wir nahezu täglich eine Tour mit dem Rennrad zum Aufwärmen», berichtet der Moto2-Pilot von seinen Vorbereitungen.
«Apropos Motocross: Abgesehen von der Vielzahl der Pisten zum Trainieren nur in der näheren Umgebung von Cartagena, ist es einfach unglaublich, was diesbezüglich in Spanien zur Verfügung steht. Nachdem wir in der zweiten Woche an einem Nachmittag eine Session in Alhama de Murcia einlegten, entschieden wir uns, am nächsten Tag wieder dort zu fahren. Eigentlich war die Anlage an diesem Tag geschlossen, doch der Besitzer öffnete sie umgehend und eigens für uns, wir hatten diesen super Offroad-Park für uns alleine. Das war aber längst nicht alles, denn die Piste war aufwendig und bestens präpariert worden, inklusive Bewässerung am Morgen. So einen Service erlebt man wirklich nicht alle Tage. Daher auch an dieser Stelle nochmals unseren herzlichen Dank an den MX Club Las Salinas.»
Doch Schrötter und Folger stand noch eine Überraschung bevor. «Der Trainingsmonat im Januar wurde mit einer Einladung von Valentino Rossi zum 100-Kilometer-Rennen auf seiner Ranch getoppt. Der Ausflug am dritten Januar-Wochenende nach Italien kam sehr kurzfristig zustande, doch es hat sich allemal gelohnt. Erstmals in diesem Jahr lag richtige Rennatmosphäre in der Luft. Ich konnte viele wertvolle Erfahrungen bei diesem Event sammeln. Es wurde dort mit Motocross-Maschinen auf einer Flattrack gefahren. Da der Untergrund eine harte Schotterpiste ist, wird dort anstatt mit grobstolligen MX-Reifen mit Dirttrack-Bereifung gefahren. Dazu brauchte es natürlich eine Umstellung und Anpassung des Fahrstils. Daher war es wenig verwunderlich, dass uns die Italiener, die dort mehr oder weniger jeden Tag trainieren, um die Ohren fuhren. Doch am Renntag während der 100 Kilometer Endurance Challenge kamen wir immer besser in Schwung und sogar auf ansprechende Rundenzeiten. Doch zuvor hatte Jonas als Startfahrer unseres Teams in seinem ersten Run viel Pech. Schliesslich kamen wir nach einer tollen Aufholjagd sogar noch als Elfter ins Ziel. Von insgesamt 20 gestarteten Teams haben wir doch einige hinter uns gelassen», berichtete Schrötter.
«Nach diesem Kurztrip ging es für zwei weitere Tage zurück nach Cartagena, bevor Jonas und ich nach Tarragona übersiedelten. Abgesehen von einigen Motocross-Sessions verlagerte ich dort mein Training vermehrt ins Fitness-Studio. Ab Mitte dieser Woche werde ich wieder in Spanien sein und dort die Saisonvorbereitungen bis zum ersten Test Ende dieses Monats fortsetzen. Doch nach dem gezielten und auch sehr abwechslungsreichen Training im vergangenen Monat kribbelt es schon gewaltig. Ich freue mich, wieder auf meine Rennmaschine steigen zu können.» Schrötter wird 2016 im AGR-Team eine Kalex mit Federelemtenten von WP pilotieren.