Marc VDS: Alex Márquez enttäuscht – muss er gehen?
Alex Márquez
Der Belgier Michael Bartholemy, Teamprinzipal bei Marc VDS Racing in den Klassen Moto2 (Morbidelli, Alex Márquez) und MotoGP (Rabat, Miller), hat 2014 in der mittleren Hubraumklasse einige Rekorde aufgestellt.
Tito Rabat und Mika Kallio gewannen damals gemeinsam zehn Rennen, sie beschlagnahmten 24 von 54 möglichen Podestplätzen und sicherten sich in den WM-Tabelle den ersten und zweiten Platz.
Nach dem Aufstieg in die MotoGP-Klasse von Tito Rabat sieht es bei Marc VDS in der Moto2-WM 2016 vergleichsweise trostlos aus: 10. Morbidelli. 22. Márquez.
Podestplätze bei den ersten sieben WM-Läufen 2016 – Fehlanzeige.
Mit dem zweifellos begabten Morbidelli, der erst 21 Jahre alt ist und bisher 42 Moto3-Rennen bestritten hat, existiert ein Zwei-Jahres-Vertrag bis Ende 2017.
«Der Vertrag mit Alex Márquez hingegen läuft am Ende des Jahres aus», verriet Bartholemy im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir haben uns über die Zukunft noch nicht unterhalten. Ich habe seinem Manager Emilio Alzamora im Mai einmal gesagt: Hör mal, es wird langsam Zeit, über 2017 zu sprechen. Er meinte dann, es sei noch etwas zu früh, er warte auf Resultate. Er ist dann trotzdem in den Tagen vor Barcelona gekommen und wollte mit mir sprechen. Ich habe entgegnet: Ich würde gerne warten bis Assen Ende Juni.»
Hat Bartholemy Interesse an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Alex Márquez, dem Moto3-Weltmeister von 2014? Oder traut er dem Spanier nicht mehr zu, die Erwartungen in der Moto2-WM zu erfüllen?
«Das ist eine schwierige Frage», sagt Bartholemy. «Wenn du in sieben Rennen sechsmal stürzt, kannst du nicht diese Resultate bringen, die ich haben will. Anderseits hat Alex seine guten Seiten. Und er ist noch jung, er ist erst 20 Jahre alt. Einige Topfahrer in der Moto2 sind 25, 26 oder 29 Jahre alt... Wenn wir ihn jetzt gehen lassen und er dann bei einem anderen Team Erfolg hat, ist das auch Mist. Wir haben ihn dann zwei Jahre aufgebaut und Geld investiert... Es ist eine schwierigere Entscheidung als in anderen Jahren.»
Aber jetzt hat Alex Márquez nur noch ein Rennen, um sich bewähren und um sein Talent zu beweisen.
«Mugello, Barcelona und Assen sind normalerweise die Strecken, auf denen er nicht so schlecht ist», sagt Bartholemy.
Wahre Wunderdinge erwartet der Marc-VDS-Teamchef in nächster Zeit nicht von seinem spanischen Schützling. «Alex ist auf jeden Fall keiner, der Druck aushält», weiss der Belgier.
Bartholemy kennt bisher keine reizvollen Alternativen. Da mit Sam Lowes, Johann Zarco, Alex Rins und Jonas Folger vier der aktuellen Top-6 in die MotoGP aufsteigen, sind vielversprechende, junge Siegfahrer für die Moto2-WM-Saison 2017 Mangelware. Selbst Piloten wie Lorenzo Baldassarri sind nicht verfügbar – er ist bei Forward Racing unter Vertrag.
«Ja, es gibt nicht viele sinnvolle Möglichkeiten», ist sich Bartholemy bewusst. «Miguel Oliveira ist zum Beispiel einer, auf den wir momentan ein Auge haben. Aber wir haben noch nie mit ihm gesprochen. Ich weiss nicht, wie seine Vertragssituation bei Leopard aussieht. Aber er ist auf jeden Fall ein Fahrer, der auf meiner Liste steht.»