Valentino Rossi: «Ich habe Angst, wenn Márquez kommt»
Der Las-Termas-Zusammenprall: Márquez gegen Rossi in Runde 21
Valentino Rossi (39), in der WM nur noch Achter, blieb auf dem Autódromo Termas de Río Hondo ohne Punkte.
Und er will die Vorkommnisse vom Argentinien-GP keinesfalls auf sich beruhen lassen. Er hat sich mit Race Director Mike Webb unterhalten und stellte fest: «Ich habe Angst.»
Valentino, du bist beim Crash nach der Kollision mit Márquez unversehrt geblieben? Wie beurteilst du diesen Zwischenfall? Und wie ist jetzt dein Verhältnis zu Márquez?
(Er lacht). Ha, mein Verhältnis zu Márquez ist das kleinste Problem.
Ich bin okay, unverletzt, ja.
Aber wir befinden uns in einer sehr, sehr unangenehmen Situation.
Denn er zerstört unseren Sport, weil er nicht den geringsten Respekt für seine Rivalen hat. Niemals.
Wenn du die Vorkommnisse vom vergangenen Wochenende betrachtest: Es kann beim Kampf Mann gegen Mann immer zu Zwischenfällen kommen. Das kommt vor, das passiert. Du kannst einen Fehler beim Bremsen machen. Du kannst den Gegner berühren; das geschieht. That’s racing.
Aber von Freitagfrüh bis Sonntag hat er das mit Viñales aufgeführt, mit Dovizioso, mit mir Samstagfrüh. Und im Rennen ist er schnurstracks in vier Fahrer reingekracht.
Er macht das mit Absicht, beim ihm ist das kein Fehler.
Er zielt mit Absicht zwischen das Bein und das Motorrad, denn er weiß, dass er dann nicht runterfällt, aber der Gegner stürzt. Das hofft er.
Wenn du beginnst, auf diese Art und Weise Rennen zu fahren, hebst du den Level auf eine sehr gefährliche Ebene.
Wenn alle Fahrer auf diese Weise ihre Rennen absolvieren, ohne jeglichen Respekt vor dem Mitbewerber, wird dieser Sport extrem gefährlich. Das wird ein böses Ende nehmen.
Denn außer Márquez wird niemand von den MotoGP-Piloten auf diese Weise agieren.
Ich habe Mike Webb eingeschärft: «Ihr habt eine große Verantwortung. Wenn nichts geschieht, wird sich Márquez immer wieder so benehmen.» Dann erleben wir ein 'demolition derby.'
In diesem Jahr hat er in Katar in der ersten Rennrunde das Bein von Zarco touchiert, dann hat er sich mit Dovizioso in die Wolle gekriegt. Hier gab es mit Viñales, Aleix, mir und anderen weitere Opfer.
Er donnert mit 20-km/h-Speed-Überschuss in die Kurven rein, er hat nicht die geringste Aussicht, die Kurve zu erwischen. Das klappte nur, weil er sich bei mir angelehnt hat, absichtlich, zwischen dem Motorrad und meinem Bein.
Er nimmt also den Sturz des Gegners wissentlich in Kauf.
Das ist Márquez!
In den letzten 15 Rennen hat es sich oft so abgespielt.
Aber ich denke, in diesem Jahr ist es noch schlimmer geworden.
Er will dich dauernd einschüchtern, er will dir Angst einjagen. Und er bugsiert dich pausenlos neben die Strecke. Eine gefährliche Situation.
Du hast Angst, sagst du. Welche Konsequenzen erwartest du? Mike Webb hat erklärt, für den Argentinien-GP sind keine zusätzlichen Strafen für Márquez mehr möglich. Er bekam schon drei!
Ich habe auf der Strecke Angst, wenn Márquez in der Nähe auftaucht. Ich war am Sonntag verängstigt, als ich auf der Boxentafel sah, dass er hinter mir liegt und aufholt.
Ich wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass er mich rammen wird. Ich konnte nur hoffen, dass ich ohne Crash davonkomme.
Ich bin kein Mitglied der Race Direction. Aber sie müssen sich etwas einfallen lassen und eine Entscheidung treffen.
(Er sucht nach Worten). So wie es jetzt läuft, ruinieren wir unseren Sport.
Wenn du auf der Rennstrecke mit 300 oder 350 km/h unterwegs bist, brauchst du Respekt vor deinen Rivalen, du musst stark sein, du musst das Maximum leisten.
Aber mit diesen Methoden überschreitet Márquez alle Grenzen. Dann wird bald «game over» sein.