Paolo Ciabatti (Ducati): «Eine Lektion für Dovizioso»
Das Ducati-MotoGP-Werksteam ist bei den ersten beiden Rennen einiges schuldig geblieben. Andrea Doviziosos Ausbeute in Jerez waren einen dritter und ein sechster Platz, Danilo Petrucci trug einen neunten Platz und einen Sturz davon. Bei den nächsten drei Grand Prix in Spielberg will Ducati unbedingt mehr Kapital aus der Abwesenheit des punktelosen Weltmeisters Marc Márquez schlagen – und auf die Siegerstraße einbiegen.
Doch Yamaha hat saisonübergreifend schon acht Pole-Positions ins Serie verzeichnet und dazu in der WM-Tabelle die ersten beiden Plätze übernommen. Im Interview mit SPEEDWEEK.com zieht Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti die Bilanz der bisherigen Saison. Er berichtet über die Probleme mit der Motorbremse und hält fest, dass Pecco Bagnaia mit einer Kopie des Márquez-Fahrstils in Jerez klar schneller war als Vizeweltmeister Andrea Dovizioso. Leider schied der Pramac-Pilot mit der GP20 durch einen Motorschaden aus – so verlor er den zweiten Platz.
Paolo, wie sieht dein Resümee für Ducati nach den ersten zwei Rennen aus?
Ich denke, es fällt positiv aus, aber wir haben bessere Ergebnisse erwartet. Durch die Verletzung von Márquez haben wir gehofft, dass wir aus seinem Pech maximal Kapital schlagen können.
Im ersten Jerez-GP waren wir froh, mit einem Podestplatz gestartet zu sein, noch dazu auf einer Piste, die Dovizioso nicht besonders mag.
Doch leider hatten wir am zweiten Wochenende einige Set-up-Probleme. Sie waren seltsam und kompliziert zu lösen. Wir haben dann Samstagabend eine Lösung gefunden. Dovi war danach im Warm-up schnell, aber leider haben sich die Asphalttemperaturen vom Warm-up zum Rennen stark geändert.
Wir hatten also in Jerez ein bisschen mehr Schwierigkeiten als erwartet. Es war eine Kombination der Strecke und der neuen Reifengeneration.
Am zweiten Wochenende hatten die Probleme im Werksteam offenbar mit der Motorbremse zu tun? Am ersten Wochenende gab es in diesem Bereich nichts auszusetzen. Warum?
Ja, richtig, es war das elektronische Setting der Motorbremse, das den Piloten im Werksteam beim Andalusien-GP das Leben schwer gemacht hat.
Im Vergleich dazu haben die beiden Pramac-Ducati-Fahrer einen sehr starken Eindruck gemacht. Bagnaia war im zweiten Jerez-Rennen wirklich eindrucksvoll.
Er hätte den zweiten Platz verdient. Er war schneller als jeder andere, vielleicht mit Ausnahme von Quartararo.
Man darf aber nicht vergessen. Pecco lag im Rennen nicht wegen Fehler der Gegner an zweiter Stelle, sondern er schaffte diese Position aus eigner Kraft.
Pecco fuhr das Motorrad auf ähnliche Weise, wie Márquez die Honda steuert. So hat er das Bike sehr effektiv zum Einlenken gebracht.
Das war gut, weil dadurch die anderen Fahrer einen Vorschlag bekommen haben, wie man auch in Jerez mit einer Ducati vorne mitfahren kann, vor allem für Dovizioso. Die Lehre aus Jerez: Mit dem richtigen Fahrstil kann man die Desmosedici also auch in Jerez zum Turning bringen, obwohl das nicht der beste Circuit für Ducati ist.
Wir lernen ständig gewisse Lektionen.
Und es ist gut, in diesem Jahr erstmals vier Fahrer auf identischem Material zu haben. Denn man kann Resultate und Fahrstile vergleichen und dadurch hilfreiches Feedback bekommen. Pecco Bagnaia hat uns in Jerez sehr beeindruckt.
Ergebnisse MotoGP Jerez/E, 26. Juli
1. Fabio Quartararo (F), Yamaha, 41:22,666 min
2. Maverick Vinales (E), Yamaha, +4,495 sec
3. Valentino Rossi (I), Yamaha, +5,546
4. Takaaki Nakagami (J), Honda, +6,113
5. Joan Mir (E), Suzuki, +7,693
6. Andrea Dovizioso (I), Ducati, +12,554
7. Pol Espargaro (E), KTM, +17,488
8. Alex Marquez (E), Honda, +19,357
9. Johann Zarco (F), Ducati, +23,523
10. Alex Rins (E), Suzuki, +27,091
11. Tito Rabat (E), Ducati, +33,628
12. Bradley Smith (GB), Aprilia, +36,306
13. Cal Crutchlow (GB), Honda, +45,683
WM-Stand nach 2 von 14 Rennen:
1. Quartararo, 50 Punkte. 2. Viñales 40. 3. Dovizioso 26. 4. Nakagami 19. 5. Pol Espargaró 19. 6. Rossi 16. 7. Miller 13. 8. Alex Márquez 12. 9. Zarco 12. 10. Morbidelli 11. 11. Mir 11. 12. Bagnaia 9. 13. Oliveira 8. 14. Petrucci 7. 15. Rabat 7. 16. Rins 6. 17. Smith 5. 18. Binder 3. 19. Crutchlow 3.
Konstrukteurs-WM (nach 2 von 14 Rennen)
1. Yamaha 50. 2. Ducati 26. 3. Honda 19. 4. KTM 19. 5. Suzuki 11. 6. Aprilia 5.