Valentino Rossi: Als Papa Graziano den Zopf abschnitt
Valentino Rossi
Valentino Rossis Vater Graziano zählte in den späten 1970er-Jahren zu den besten GP-Piloten – in den Klassen 250 und 500 ccm. Er gewann 1979 auf der Werks-Morbidelli drei 250-ccm-GP und beendete die WM hinter den Kawasaki-Stars Kork Ballington und Gregg Hansford als Gesamtdritter. Graziano wollte den jungen Valentino zuerst in den Automobilsport schleusen, weil ihm der Vierradsport weniger gefährlich erschien. Er ließ ihn also Kart-Rennen fahren. Diese Automobil-Szene erwies sich aber als zu kostenintensiv, als es in die höheren Kategorien gehen sollte. Außerdem hatte Papa Rossi im Motorradsport die wesentlich besseren Connections zu den Teams und Herstellern.
Mit 14 Jahren durfte Valentino in Misano schon die AGV-Werks-Honda 125 von Ezio Gianola probefahren. Wenig später hatte Rossi bereits einen Vier-Jahres-Werksvertrag mit Aprilia in der Tasche – für die 125-ccm-EM und WM. Die 125-ccm-Europameisterschaft wurde 1995 im Rahmen der Europa-GP ausgetragen, damit die Teamchefs die Talente unter die Lupe nehmen konnten.
Valentino verlor den EM-Titelfight gegen den routinierten Lucio Cecchinello, der heute das LCR-Honda-MotoGP-Team besitzt. 1996 beendete Rossi die 125er-WM bereits an neunter Stelle, er feierte in Brünn den ersten GP-Sieg. 1997 gewann er die Achtelliter-WM vor den Japanern Ueda, Manako, Sakata und Tokudome. Auf Platz 6 landete Jorge Martinez, der heute als KTM-Teamchef mit Albert Arenas die Moto3-WM anführt.
Doch die kleinen Klassen verlangten Papa Graziano, von Beruf Lehrer, Markenzeichen: Zopf bis zum Gürtel, wenig Respekt ab.
Erst nach Valentinos erstem 500-ccm-GP-Sieg schritt Graziano zur Tat: Er schnitt sich den Zopf ab und ließ sich eine Kurzhaarfrisur verpassen. «Das hatte ich verspochen, denn nach diesem 500-ccm-Erfolg ist Valentino für mich ein ganzer Mann geworden», stellte er fest.