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Startplatz 1: Warum Ducati weiter an der Spitze fährt

Von Thomas Kuttruf
Die Saison 2024 war eine Machtdemonstration des Werkes aus Bologna. Auch vor dem Start ins MotoGP-Jahr 2025 hält Ducati Corse weiter die Spitze. Von einer meilenweiten Überlegenheit kann aber keine Rede mehr sein.

Geht es darum festzustellen, ob auch 2025 kein Weg an Ducati als führende Kraft der MotoGP vorbeiführt, dann wird die Saison 2024 als starkes Argument herbeigezogen. Noch liegt die Akte mit der Aufschrift «Dominanz» ganz oben auf dem Schreibtisch.

Nicht nur für Ducati Corse selbst war es eine alles überragende Saison, bei der aus allen Blickwinkeln immer ein Bike aus Bologna im Scheinwerferlicht stand. Falsch, nicht immer – nur in 38 von 40 Rennen siegte eine Ducati Desmosedici. Zwei Wettfahrten gewann an einem für Aprilia geschichtsträchtigen Tag Maverick Vinales.

Ansonsten Ducati. Laut Statistik sammelte das Werk – mit acht Athleten von 740 Punkten – 722 oder unglaubliche 97,5 % der möglichen Zähler. Trotz des Doppels von Vinales: Bei allen 40 MotoGP-Rennen stand ein Ducati-Pilot auf dem Podium. Der von Ducati gehaltene Rang A bei den Concessions ist eingemauert – kein anderer Hersteller spielt in der gleichen Liga.

Um die Dominanz zu verstehen, muss aber noch weiter zurückgeblättert werden. Auch 2023 führt kein Weg an Bologna vorbei. Ab Saisonmitte entwickelte sich zwischen Pecco Bagnaia und Jorge Martin ein ähnlich spannendes Duell wie im vergangenen Jahr, damals mit dem besseren Ausgang für den Italiener. Die 18 letzten Rennen der Kampagne wurden von Ducati-Fahrern gewonnen.

Das Fundament hierfür wurde wiederrum im Sommer 2022 gelegt. Als Pecco Bagnaia von einem technischen Meisterwerk, einer frühen GP23 von Gigi Dall’Igna, zum ersten MotoGP-Titel beschleunigt wurde, begann die eigentliche Erfolgsgeschichte.

Dem technischen Geniestreich, der dadurch verstärkt wurde, dass Honda nach dem gesundheitlichen Anschlag auf Marc Marquez die Entwicklung der RC213V nahezu eingefroren hatte, folgte die Absicherung über nicht weniger als acht Teams. Während Yamaha geschrumpft war (Verlust des Kundenteams), Honda stillstand und auch die anderen Europäer nicht in der Lage waren, entscheidende Innovationen zu bringen, gelang es Ducati, mit einer Daten-Übermacht unschlagbares Detailwissen aufzubauen. Den Höhepunkt erlebte die MotoGP-Welt dann im zweiten Halbjahr 2024.

Im Inneren der Wissensburg in Bologna begann erster Sand von der Decke zu rieseln, als klar wurde, dass Pramac nach zwei Jahrzehnten engster Kooperation aussteigen würde. Kurzfristig kein Drama, muss Ducati nun dafür sorgen, eine andere Mannschaft, die Wahl fiel auf VR46, bestens in Stellung zu bringen.

Der erste Schuss, und nun sind wir bereits mitten in der Realität, ging komplett ins Leere. Mit dem unvorhersehbaren erneuten Aus für Fabio Di Giannantonio und der dritten Werks-Ducati blieben bei der Vorentwicklung Bagnaia, Neuankömmling Marc Marquez und Test-Urgestein Michele Pirro übrig.

Für den erst in Sepang final ausgemachten Technikstillstand kommen zwei weitere Punkte ins Spiel. Zum einen wurde seitens Michelin noch 2024 entschieden, die Einführung der nächsten Slick-Generation auf 2026 zu verschieben. Für Ducati keine gute Nachricht, denn mit der Ankunft der aktuellen Spezifikationen konnten die Ducati-Teams – Stichwort Detailwissen – am meisten anfangen

Punkt 2: Im Verbund der Hersteller wurde aus Kostengründen entschieden, die Motorenentwicklung von Beginn der Saison 2025 bis zum Auslaufen der jetzigen Triebwerke (Ende 2026) einzufrieren. Ducati musste also sicherstellen, dass der Antrieb für 2025 siegfähig bleibt. In der Konsequenz gingen die Aktiven im roten Dress einen sicheren Weg.

Die Wintertests lieferten ein aussagekräftiges Bild. Nach allen drei Testevents lag eine Ducati GP24 an der Spitze. Als sicher gilt auch, dass beide Ducati-Lenovo-Werksfahrer noch nicht die letzte Karte auf den Tisch geworfen haben – trotz erstmaliger Test-Bestzeit von Marc Marquez. Fazit: Das MotoGP-Feld hat sich vor der Saison enger zusammengeschoben, ohne dabei die Grundordnung auf den Kopf zu stellen.

Ducati steht aus gutem Grund auch vor dem ersten Rennen auf Startplatz 1. Das vermeintliche Dreamteam «Bagnaia-Marquez» auf perfekt ausgeloteten GP24 als scheinbares Maß der Dinge. Ein Durchmarsch von Ducati Lenovo wäre keine Überraschung.

Auf der anderen Seite hat sich der Abstand zur hochmotivierten und auch handelnden Konkurrenz verringert. Um wie viel, beantworten die ersten GP-Rennen. Ducati Corse ist mit Davide Tardozzi und Gigi Dall'Igna lange genug im Geschäft und weiß wie schnell im Profisport eine Dominanz im Nichts verpufft.

Doch mit sechs Motorrädern im Feld bleibt Ducati auch 2025 die erste Adresse in Sachen Datenmanagement. Plus: Zunächst werden alle Bikes mit nahezu identischen GP24 in die Rennen ziehen. Eine gute Chance um die alten Kräfteverhältnisse wiederherzustellen.

Die Zeit, als Ducati die Gegner aus der Ferne beobachten konnte, die scheint vor dem ersten MotoGP-Schlagabtausch 2025 aber vorbei zu sein. Bei der großen Festung in Bologna stehen einige Tore auf. Von einer Invasion ist Ducati Corse aber, so scheint es vor dem Thailand-GP, noch ein gutes Stück entfernt.

 

Zeiten MotoGP-Test Buriram (13. Februar):
Pos Fahrer (Nation) Motorrad Zeit Diff
1. Marc Marquez (E) Ducati 1:28,855 min
2. Alex Marquez (E) * Ducati 1:29,034 + 0,179 sec
3. Marco Bezzecchi (I) Aprilia 1:29,060 + 0,205
4. Pedro Acosta (E) KTM 1:29,133 + 0,278
5. Francesco Bagnaia (I) Ducati 1:29,378 + 0,523
6. Joan Mir (E) Honda 1:29,399 + 0,544
7. Franco Morbidelli (I) * Ducati 1:29,454 + 0,599
8. Fabio Quartararo (F) Yamaha 1:29,586 + 0,731
9. Maverick Viñales (E) * KTM 1:29,606 + 0,751
10. Jack Miller (AUS) * Yamaha 1:29,617 + 0,762
11. Ai Ogura (J) * Aprilia 1:29,636 + 0,781
12. Brad Binder (ZA) KTM 1:29,732 + 0,877
13. Raul Fernandez (E) * Aprilia 1:29,732 + 0,877
14. Luca Marini (I) Honda 1:29,783 + 0,928
15. Enea Bastianini (I) * KTM 1:29,837 + 0,982
16. Johann Zarco (F) * Honda 1:29,882 + 1,027
17. Alex Rins (E) Yamaha 1:30,062 + 1,207
18. Fermin Aldeguer (E) * Ducati 1:30,085 + 1,230
19. Miguel Oliveira (P) * Yamaha 1:30,089 + 1,234
20. Somkiat Chantra (T) * Honda 1:30,465 + 1,610
21. Lorenzo Savadori (I) ** Aprilia 1:31,207 + 2,352
Zeiten MotoGP-Test Buriram (12. Februar)
Pos Fahrer (Nation) Motorrad Zeit Diff
1. Marc Marquez (E) Ducati 1:29,184 min
2. Alex Marquez (E) * Ducati 1:29,649 + 0,465 sec
3. Franco Morbidelli (I) * Ducati 1:29,683 + 0,499
4. Marco Bezzecchi (I) Aprilia 1:29,794 + 0,610
5. Pedro Acosta (E) KTM 1:29,904 + 0,720
6. Luca Marini (I) Honda 1:29,928 + 0,744
7. Johann Zarco (F) * Honda 1:29,961 + 0,777
8. Francesco Bagnaia (I) Ducati 1:30,028 + 0,844
9. Brad Binder (ZA) KTM 1:30,041 + 0,857
10. Jack Miller (AUS) * Yamaha 1:30,047 + 0,863
11. Joan Mir (E) Honda 1:30,067 + 0,883
12. Alex Rins (E) Yamaha 1:30,206 + 1,022
13. Fabio Quartararo (F) Yamaha 1:30,233 + 1,049
14. Fermin Aldeguer (E) * Ducati 1:30,373 + 1,189
15. Ai Ogura (J) * Aprilia 1:30,453 + 1,269
16. Enea Bastianini (I) * KTM 1:30,461 + 1,277
17. Miguel Oliveira (P) * Yamaha 1:30,738 + 1,554
18. Maverick Viñales (E) * KTM 1:30,827 + 1,643
19. Raul Fernandez (E) * Aprilia 1:30,975 + 1,791
20. Somkiat Chantra (T) * Honda 1:31,208 + 2,024
21. Lorenzo Savadori (I) ** Aprilia 1:31,730 + 2,546
* Independent Team Rider, ** Testfahrer

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