Dani Pedrosa: War sein Boxenstopp nach Crash legal?
Das grosse Duell: Dani Pedrosa (26) gegen Marc Márquez
So mancher TV-Zuschauer rieb sich verwundert die Augen, als er Dani Pedrosa beim MotoGP-Rennen in Aragón nach dem Sturz in Runde 20 ohne Motorrad über die Piste zurücksprinten sah.
Dani dachte zuerst, das Rennen sei für ihn gelaufen und vorbei, doch ein Streckenposten deutete ihm, er solle das Bike wieder in Empfang nehmen. Also lief er ein paar hundert Meter, der Motor war abgestorben, wurde aber wieder in Gang gebracht. Und da man bei einem «flag to flag race» bei wechselhaftem Wetter auf die Ersatzmaschine umsteigen darf, die in diesem Fall passend mit Regenreifen statt mit Slicks ausgerüstet war, konnte Pedrosa das Rennen ohne Reparatur fortsetzen. Bei einem normalen Trockenrennen hätte er wohl keine Punkte mehr geholt.
So durfte Pedrosa jedoch hurtig auf die zweite Werks-Honda springen und das Rennen noch auf Platz 14 beenden, damit vergrösserte er seinen Punktevorsprung auf Rossi von einem auf drei Zähler.
«Die Resultate bleiben so bestehen», erklärte Race Director Mike Webb im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das Reglement sagt nur, dass ein Fahrer bei einem 'flag to flag race' auf das Ersatzmotorrad umsteigen darf. Es steht übrigens nirgends, dass ein Fahrer das Nr.-1-Motorrad zurück in die Boxengasse kutschieren müsse. Ein ähnliches Vorkommnis haben wir, wenn bei einem Fahrer der Motor am Start abstirbt und sich nicht mehr zum Leben erwecken lässt. Dann darf der Fahrer über die Boxenmauer springen und mit der Ersatzmaschine aus der Boxengasse wieder losfahren, auch wenn er die defekte Maschine nicht in die Box bringt.»
Übrigens: Mike Webb lud die beiden Moto3-Streithähne Jack Miller und Alex Márquez zu einem Gespräch in die Renndirektion ein.
Webb: «Wir kamen zum Urteil, dass es ein normaler Rennunfall war. Es wird keine Strafe geben.»
Noch eine Frage: Marc Márquez stürzte beim Misano-GP und konnte seine Werks-Honda dann nicht mehr in Gang bringen. Eigentlich hätte er aufgeben müssen, doch die Streckenposten schoben ihn an, er konnte das Rennen fortsetzen und am Schluss noch einen Punkt kassieren.
Fiel das nicht unter unerlaubte fremde Hilfe?
Mike Webb winkt ab. «Nein, es bleibt den Streckenposten überlassen, ob sie einem Fahrer Hilfe leisten oder nicht. Solange die Hilfe von einem Funktionär kommt, ist sie erlaubt. Es darf nur kein Fotograf oder Zuschauer zu Hilfe eilen, nur Leute, die zur Organisation des Rennens gehören und sich an die Vorschriften halten. Unser italienischer Rennleiter war sehr stolz, dass die Italiener den Spanier Márquez beigesprungen sind. Damit haben sie bewiesen, dass sie nicht nur den Italienern helfen. Casey Stoner hat sich ja 2011 in Jerez einmal beschwert, dass ihn die Streckenposten nach dem Sturz im Stich gelassen hätten...»