Teamorder: Was Rossi, Bradl & Co. davon halten
Nachdem Loris Baz Superbike-WM-Anwärter Tom Sykes im ersten Lauf von Sepang abschoss, herrschte dicke Luft zwischen den Kawasaki-Piloten. In Magny Cours half Baz seinem Teamkollegen im Gegenzug, doch beim Saisonfinale in Katar wollte er von Teamorder nichts mehr wissen. Der Franzose Sylvain Guintoli krönte sich mit zwei Siegen in Katar zum Weltmeister.
Rein rechnerisch war es unerheblich, dass Loris Baz im ersten Lauf die Kawasaki-Teamorder ignorierte. Denn der geforderte Platztausch hätte Sykes nur drei Punkte mehr eingebracht. «Bazooka» hatte nichts zu verlieren, denn er hatte seinen MotoGP-Vertrag mit Forward-Yamaha bereits in der Tasche. Trotzdem entbrannte ein Streit auf Twitter. Auch bei Kawasaki ist der Franzose nun ‹Persona non grata›.
Der Ärger um den MotoGP-Neuling machte Teamorder auch in der Königsklasse zum Gesprächsthema. «Ich habe das Rennen zuhause auf dem Sofa mitverfolgt. Teamorder ist wirklich ein schwieriges Thema, denn einige sind dafür, andere strikt dagegen», stellte Weltmeister Marc Márquez klar. «Ich denke, dass wir das manchmal im Sinne des Werks und des Projekts für das gemeinsame Ziel tun sollten. Solche Entscheidungen muss man respektieren, aber es ist ein sehr schwieriges Thema. Wenn man als Fahrer Zweiter werden kann, dann will man eben nicht Dritter werden. Doch für Kawasaki war das natürlich schrecklich. Vielleicht bin ich aber mal in der selben Position, deshalb will ich nichts gesagt haben», grinste er.
Der neunfache Weltmeister Valentino Rossi stellte klar: «Für mich ist Teamorder generell eine sehr, sehr schlechte Sache. Doch am Ende einer Saison kann es für ein Werk, das viel Geld investierte, um zu gewinnen, den Unterschied machen. Beim Superbike-Finale war das sehr interessant, denn zuerst gab Melandri in Magny Cours seinen Platz nicht an Guintoli ab und dann hielt Baz Sykes hinter sich. Es hängt auch immer mit der Beziehung zwischen den Fahrern zusammen. Baz und Sykes verstanden sich nicht besonders gut, seit Baz seinen Teamkollegen in Sepang abgeschossen hatte. Zudem hatte Baz einen MotoGP-Vertrag für 2015 sicher, also konnte ihn Kawasaki nicht kontrollieren.»
«Meine Meinung ist, dass wir Fahrer eines Werks sind. Dieses Werk vertraut dir und bezahlt dich. Daher muss man seinem Teamkollegen helfen. Wenn Valentino um den Titel kämpfen würde, würde ich ihm helfen», versicherte Jorge Lorenzo.
Forward-Yamaha-Pilot Stefan Bradl hat seine ganz eigene Meinung zur Teamorder und seinem neuen Teamkollegen Baz: «Es war eine trickreiche Situation. Wenn das einmal auf mich zutreffen würde, dann würde ich das vor dem Rennen abklären und das Gespräch suchen. Ein Meeting, um die Situation vor dem Rennen zu analysieren, wäre sicher sinnvoll. Hinterher kann man sich immer einfach beschweren. Das ist wichtig, denn wir sind Fahrer. Während den Rennen vergessen wir solche Dinge gerne», grinste der Deutsche verschmitzt. «Doch grundsätzlich sollte man die Entscheidung des Teams respektieren.»