Michael Bartholemy/Marc VDS: Was er über Redding sagt
Der Brite Scott Redding (22) heizte letztes Jahr bei Go&Fun-Gresini-Honda seinem Teamkollegen Alvaro Bautista oft kräftig ein, obwohl er auf der lahmen Open-Honda sass und der Spanier auf der begehrten Factory-RC213V.
Am Schluss sammelte Bautista als WM-Elfter 89 Punkte ein, Redding als WM-Zwölfter beachtliche 81.
Aber so richtig eindrucksvoll war die Performance von Redding nicht, wobei das Gresini-Team gewiss wegen der Showa-Dämpfung der und er Nissin-Bremsen beeinträchtigt war. Die Konkurrenz vertraute ausnahmslos auf Öhlins und Brembo.
Jetzt verfügt Redding beim Estrella Galicia 0,0 Marc VDS-Team erstens über eine aktuelle Werks-Honda RC213V wie Marc Márquez, Dani Pedrosa und Cal Crutchlow, dazu über Komponenten von Öhlins und Brembo.
Trotzdem büsste der gross gewachsene Engländer beim Sepang-Test letzte Woche als Gesamt-17. nicht weniger als 2,394 Sekunden auf die Bestzeit ein.
SPEEDWEEK.com hat sich mit Teamprinzipal Michael Bartholemy über die Leistungen von Redding unterhalten.
Michael, du sagst, die Rundenzeiten von den ersten Tests seien nicht von Bedeutung. Aber offenbar ist die Werks-Honda nicht zu leicht zu bändigen?
Ich glaube, für Scott war der Schritt von der Moto2-Kalex letztes Jahr zur Open-Honda nicht so gross wie jetzt von der Open-Honda zum Factory-Bike. Die Open-Honda war der Kalex vom Fahrstil her sehr ähnlich. Viel Kurvenspeed, du hast nicht so viel Power und Beschleunigung beim Raufahren aus den Kurven. Scott muss jetzt seinen Fahrstil sehr stark ändern, um mit diesem richtigen MotoGP-Motorrad schneller fahren zu können.
Die Elektronik ist ganz anders... Es war schon ein ziemlich grosser Schritt.
Der Test in Valencia im November war für Scott ein bisschen enttäuschend. Er sagte: «Egal wie aggressiv ich fuhr, ich habe mich irgendwie an die Wand gefahren, es ging nicht schneller.» Er ist dort nie auf eine gute Zeit gekommen.
Deshalb habe ich in den letzten zwei Monaten ein bisschen nachgedacht und überlegt, was wir ändern könnten. Wir konnten nicht so weitermachen, wie wir in Valencia aufgehört haben.
Also habe ich für Sepang angeordnet: Warum machen wir es nicht so wie 2013 in der Moto2? Damals haben wir bei den Wintertests den Zeitenmonitor in der Box abgeschaltet. Jetzt habe ich wieder gesagt: Es ist egal, ob wir 15. 20. oder 22. sind, Scott muss zuerst einmal dieses Motorrad kennenlernen.
Das haben wir jetzt in Sepang gemacht. Scott ist an den ersten zwei Tagen auch weitgehend ohne elektronische Fahrhilfen gefahren. So fühlte sich das Motorrad für ihn natürlicher an, er konnte sich an das Potenzial der Honda herantasten. Er fand wieder Spass am Fahren und sah bei jedem Run etwas anderes, was er anpassen musste.
Wir haben natürlich die Daten analysiert und immer zwei, drei Kurven für sich angeschaut, wo er sich steigern sollte.
Wir sind auch an den ersten zwei Tagen nur zwei zwei Reifensätzen gefahren. Am Donnerstag hat er mit einem Satz 33 Runden zurückgelegt.
Wir haben momentan noch keinen Stress. Scott fühlt sich gut auf dem Motorrad. Aber er sagt, er ist noch nicht am Limit, er sucht in Ruhe nach den Stellen, wo er besser werden muss. Aber nicht mehr so krampfhaft wie in Valencia.
Momentan steht die Vorbereitung auf den Katar-GP im Vordergrund. Bis dahin haben wir noch sechs Testtage. Wir müssen fit sein, wenn wir nach Katar kommen.
Unser Ziel ist es, in die Top-8 zu kommen.
Die Top-8 sind ein recht anspruchsvolles Ziel: Da sind die drei Werksteams von Honda, Yamaha und Ducati, dann zwei Tech3-Bikes, dazu Crutchlow, dann Stefan Bradl, die beiden Pramac-Ducati.
Ja, aber Scott war am zweiten Tag in Malaysia zwischendurch einmal Elfter, unmittelbar hinter Crutchlow und Smith. Ich denke, achte und neunte Ränge sollten in der Vorbereitung auf das erste Rennen möglich sein.